Wir trafen sie in ihrer Praxis an, die sie vor 26 Jahren auf- und stetig ausgebaut hat: Angela Codruța Podariu ist Universitätsprofessorin, Unternehmerin und Vorsitzende des Vereins der Unternehmerinnen aus Rumänien. Über den Verein und über den Status der Geschäftsfrauen in Rumänien sprach sie mit der BZ-Redakteurin Ștefana Ciortea-Neamțiu.
Was macht der Verein für die Frauen, die ein Unternehmen gründen wollen?
Der Sitz dieses Vereins ist in Temeswar, bei der Firma „Pasmatex“, in der Jiul-Straße Nr. 2. Dieser Verein möchte die Frau, die Unternehmerin, die Managerin in den Vordergrund bringen. Unsere Organisation ist apolitisch. Zurzeit gehören dazu 50 Frauen, Ärztinnen, Unternehmerinnen aus dem Banken- und Versicherungsbereich, aus dem Bauwesen, aus der Textilindustrie. Die meisten Unternehmerinnen kommen aus dem Kreis Temesch, aber auch aus anderen Kreisen. In diesem Verein möchten wir die Frau als Managerin, als Unternehmerin fördern, wir möchten helfen, viele Beratungsstunden haben. Wir helfen uns gegenseitig. Wir wollen Projekte vorschlagen, die die sozialen Probleme der Frauen lösen.
Welche Schwierigkeiten haben die Frauen als Unternehmerinnen in Rumänien? Gibt es noch Diskriminierungen?
Ja, leider. Es gibt noch misogyne Unternehmer. Dann gibt es noch Schwierigkeiten mit den Behörden. Frauen werden unterschätzt. Wir möchten den Verein in den Vordergrund stellen und im ganzen Land bekannt machen, dass diese Unternehmerinnen etwas für die Lösung sozialer Probleme und für die Gesellschaft insgesamt tun.
Sind Frauen anders als Unternehmerinnen als Männer?
Ich denke schon. Frauen sind unternehmungslustig, sie sind sehr genau, pingelig, möchten alles sehr akkurat tun.
Gibt es gewisse Wirtschaftsbereiche, in denen es schwieriger ist für Frauen?
Sicher gibt es Bereiche, wo eine Frau als Managerin nicht erwünscht wird, so im Bauwesen oder im IT-Bereich. In der Gesellschaft hat es sich so etabliert, dass da nur Männer etwas erreichen können. Das ist aber nicht wahr. Ich meine, Frauen sind besser. Sie sind genauer, pingeliger. Sie schaffen es. Und mit einem Lächeln kann man viel erreichen.
Bitte sprechen Sie ein bisschen aus Ihrer Erfahrung, über Ihre Praxis!
Ich leite eine Zahnarztpraxis, nebenbei, denn ich bin Professorin an der Medizinhochschule, ich unterrichte präventive Zahnheilkunde. Diese Praxis ist aber meine Seele, ich habe sie bereits 1991 eröffnet. Ich habe mit zwei Stühlen angefangen, jetzt sind es vier. Auch vier Ärzte, vier Zahnarztprofilaxehelferinnen. Ich bin zufrieden. Wir gehen auf Profilaxe ein, ich betreibe viel präventive Zahnheilkunde. Ich möchte, dass die Kinder in erster Linie gut aufgeklärt sind, was Fluoridierung, was Zahnerhaltung, was Versiegelung bedeutet. Die Leute müssen aufgeklärt werden. Zuerst trachte ich danach, Erziehung und Aufklärung zu machen, für Erwachsene und für Kinder.
Da gibt es sicherlich auch einen großen Nachholbedarf in Rumänien...
Ja, das stimmt, deswegen haben wir eine missionarische Arbeit. Wir gehen in Schulen, Kindergärten, in Unternehmen, und wir klären die Leute auf, was Fluoridierung, präventive Zahnheilkunde, Zahnversiegelung und komplexe Zahnreinigung bedeuten.
Welche waren die schwierigsten Etappen im Aufbau Ihrer Praxis?
Schwierig ist nur die Bürokratie. Ansonsten läuft alles gut. Und was die Kundschaft betrifft, damit wir die Leute aufklären. Aber ich bemerke, dass die Leute, von Jahr zu Jahr offener sind für die Aufklärung und bereit sind, zuzuhören.
Sie haben die Bürokratie erwähnt. Wenn Unternehmerinnen auf Sie zukommen im Verein und ihre Probleme darstellen, worüber beschweren sie sich? Über die Bürokratie, das Image der Unternehmerinnen oder andere Sachen?
Eigentlich über die Bürokratie. Aber wir haben in unserem Verein auch Anwältinnen, an die man sich wenden kann. Das ist ja der Zweck des Vereins, dass wir uns gegenseitig helfen. Die Anwältinnen geben den Frauen Ratschläge. Wenn die Frauen Zahnprobleme haben, kommen sie zu mir. Wenn wir eine Friseuse oder eine Kosmetikerin brauchen, dann gehen wir zu einer anderen Kollegin. Es gibt im Verein Frauen, die ein Textilunternehmen unterstützen oder eine Firma für Baumaterialien haben, dann kaufen wir dort ein. Für Schönheit und Pflege richten wir uns an unsere Kollegin aus Lugosch, die „Favisan“ leitet. Wir unterstützen uns gegenseitig. Das Gefühl, das wir ein Team sind, führt zum Fortschritt.
Welche Projekte hat der Verein demnächst?
Wir laden alle am 8. September zur Hutparade zwischen dem Opern- und dem Domplatz ein, wir möchten eine Geschichte der Hüte und einen Stil des Huttragens vorstellen. Für den schönsten Hut und den am stilvollsten getragenen Hut werden Preise vergeben. Preise für Frauen, Männer, Kinder, auch für Familien. Wir möchten die Hüte wieder in Erinnerung bringen und als stilvoll in Temeswar vorstellen. Das nächste große Event ist der sogenannte „Hoffnungsball“ am 27. Oktober, eine traditionelle Veranstaltung, die wir seit 19 Jahren organisieren. Wir möchten ein Seniorenheim in Girok aufbauen, wir haben das Grundstück, die Projekte und wir sammeln das Geld für den Bau.