Lugosch – Mit einem großzügigen Stadtprojekt plant die Lugoscher PSD-Kommunalverwaltung einen hierzulande nicht alltäglichen Image-Coup: Bürgermeister Francisc Boldea kündigte kürzlich, sage und schreibe, die Abschaffung von Fahrkarten und Abos im Stadtverkehr bzw. die unentgeltliche Nutzung der Nahverkehrsmitteln für alle Kategorien der Lugoscher Stadtbevölkerung an. Ein ehrgeiziges Schnellprojekt, denn es soll diesmal nicht ein schönes Zukunftsvorhaben für den oftmals praktizierten Wählerfang abgeben. Schon ab Mai soll es in der Stadt an der Temesch, nicht nur wie bisher für ältere Semester ab 70, Kinder, Schüler und Studenten, Freikarten für alle geben. Sollte es den Lugoscher Stadtherren gelingen- Ein derartiges nicht billiges Stadtprojekt muss selbstverständlich erst mal im Stadtrat abgesegnet werden-, würde die Stadt damit als erste Stadt des Landes mit Gratis-Nahverkehr in die Geschichte eingehen.
Die Idee dazu entstand eigentlich aus der Suche der Verwaltung nach einer Notlösung: Obwohl die Stadt Lugosch mit seinen 37.000 Einwohnern, einer Gesamtfläche von 88 Quadratkilometern, mit nur 97 Kilometern Straße, in Sachen Nahverkehr nicht die großen Sorgen und Schwierigkeiten einer Großstadt zu meistern hat, fährt der Stadtverkehr außer den üblichen, schon seit der Wende mitgeschleppten Altlasten noch Jahr für Jahr konstant große Verluste für den Stadthaushalt ein. Der Nahverkehr wird schon seit 1990 von der Aktiengesellschaft „Meridian 22“ (Mehrheitsaktionär ist die Kommunalverwaltung) schlecht und recht, das heißt mit einkalkuliertem Verlust und Subventionen, durchgeführt Drei Busse und zwei Kleinbusse befahren täglich 350 Kilometer auf fünf Trassen, mit durchschnittlich fünf- sechs Fahrten tour und retour. Die Fahrkarten kosteten bisher 1,20 bis 2,40 Lei, die Abos 2,60 bis 52,80 Lei. Ermässigungen gab es für Vorschulkinder, Schüler und Studenten, Personen ab 70 Jahren konnten gratis verkehren. Es hätte doch klappen müssen, würden Außenstehende sagen, doch der Nahverkehr war und blieb eines der großen Verlustgeschäfte der Stadtverwaltung. Die Stadt überwies der AG monatlich eine Subvention von 30.000 Lei. Zusätzlich hat „Meridian 22“ noch eine monatliche Ratenzahlung von 20.000 Lei für einen kürzlich angeschafften Bus.“Hinzu kommen die immer höheren Ausgaben für den Sprit“, jammert der Generaldirektor Iosif Groza, und die teuren Reparaturen, Gutachten und technischen Inspektionen der Verkehrsmittel.
Es könnte jedoch eine glückliche Entscheidung aus Sicht des Umweltschutzes für die Stadt sein, da bestimmt erheblich weniger Lugoscher mit dem Pkw und viel mehr mit dem Bus verkehren würden.“
Selbstverständlich ist man bei „Meridian 22“ nach allen Erwägungen gar nicht über die angekündigte Maßnahme begeistert, da man sich erstens große Sorgen um die Finanzierung dieses Projekts und zweitens der gesamten Tätigkeit der Firma macht. Auch der alptraumhafte Gedanke an den Bankrott ist der Firmenleitung recht nahe. Eine endgültige Entscheidung soll baldigst im Lugoscher Stadtrat erfolgen. Die AG „Meridian 22“ würde in Lugosch weiterhin nur mit der Verwaltung von Kanalisation, Wasserversorgung und der Verwaltung des städtischen Wohnungsfonds bleiben.