Reschitza - Kurz vor seinem Abschluss steht das Umweltschutzprojekt “Verschmutzung der Donau mit Bergbauabfällen – eine Realität und eine Medienbombe“ der Orawitzaer Umweltschutzorganisation GEC Nera. Gestartet wurde das Projekt am 17. Dezember 2010 (die BZ berichtete), abgeschlossen werden soll es am 16. Dezember 2011. Das Projekt gilt als höchstgradig von öffentlichem Interesse und verfolgt einerseits die genauere Dokumentation der Verschmutzung durch jahrhundertelange und jüngst eingestellte Bergbautätigkeit, andrerseits will GEC Nera einen Beitrag zur Verminderung der Umweltverschmutzung erbringen, indem die NGO die Verantwortungsträger – an der Donau ist das in erster Linie der Staat, der die Zeugnisse des stillgelegten Bergbaus verwalten muss - nennt und an ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten eindringlich mahnt.
An der Grenze zum zwischenstaatlichen Naturpark Djerdapp/Eisernes Tor, beim Eingang zum Naturpark - am Ortsausgang von Neumoldowa/Moldova Nou² - befindet sich nach wie vor der problematischste Bereich der umweltverschmutzenden Bergbauüberreste: die längst nicht mehr gewässerten – also nicht mehr mittels Kronenteichen gefestigten und folglich das ganze Jahr über der Gewalt des Windes ausgesetzten – Klärteiche des Kupfererz-Anreicherungswerks von Moldomin. Von hier aus verwirbeln die spezifischen Winde des Donauengpasses die Giftsande über die am rumänischen Donauufer befindlichen Ortschaften Neumoldowa, Coronini, Pojejena donauufwärts bis Basiasch/Baziaş, am serbischen Donauufer vor allem über die Ortschaften Veliko Gradiste und Bela Crkva/Weißkirchen, also bis in den Bereich des Deltas der Nera-Mündung in den Donaustausee Eisernes Tor I.
Die Jugendlichen von GEC (=Grupul Ecologic de Colaborare) Nera haben im abgelaufenen Jahr nicht nur regelmäßig Beobachtungen der Auswirkungen der Verschmutzungen durchgeführt, sie haben auch Befragungen der Anwohner, der am härtesten Betroffenen organisiert und auch mit den Behörden sowie den Verantwortungsträgern Kontakt aufgenommen. Die Finanzierung des Projekts bestritt das EU-IPA-Programm für grenzüberschreitende Zusammenarbeit Rumänien-Serbien, ein EU-Vorbeitrittsprogramm für die Republik Serbien, und es ist den Jugendlichen von GEC Nera (angeleitet vom Gründungsmitglied der Organisation, dem ehemaligen PN}CD-Parlamentsabgeordneten Cornel Sturza-Popovici) duchaus gelungen, auch international – vor allem aber in diesem schwer betroffenen engeren Grenzbereich – Aufmerksamkeit zu erregen.
Mit dem Projekt beteiligte sich GEC-Nera an einem Nationalen Vergleich von NGO-Projekten, deren Hauptzweck es war, die Besucher der Ausstellung zu konsultieren bezüglich der Ausarbeitung von Strategien und Regelungen zur Verbesserung des sozialen, ökonomischen und ökologischen Umfelds von Kommunen in Gebieten, die mit und in der Nähe von Industrie- und Bergbaubrachen leben müssen. Im Falle der Umweltverschmutzung des Donaubereichs und der Orawitzaer Umweltschutzorganisation ging es vorrangig um den Prozess der Ausarbeitung und Umsetzung des Lokalen Aktionsplans für die Verbesserung des Managements der Bergbaubfälle (rumänisches Kürzel: PLAIMDM) im Bereich der Klärteiche Tăuşani-Boşneag, der beiden hauptsächlichen Umweltverschmutzungsquellen am Eingangsbereich zum Donauengpass.
Im Nationalen Geschichtsmuseum Rumäniens in Bukarest gehörte das Projekt von GEC Nera zu den 10 preisgekrönten – von insgesamt 68 eingereichten Projekten. GEC Nera wurde der Preis „Mina de Civism şi Ecologie“ verliehen. Dazu Cornel Sturza-Popovici: „Ich glaube, die Jury war vor allem beeindruckt vom Leid der Anwohner des rumänischen und des serbischen Donauufers, die schutzlos einer Vergiftung mit Bergbauabfällen von gewaltigen Ausmaßen ausgesetzt sind.“
Der Hoffnungsschimmer, der jetzt aufkeimt, liegt im schweizer Unternehmen, das jüngst Moldomin aufgekauft hat und den Kupferbergbau am linken Donauufer – in enger Zusammenarbeit mit den serbischen Kupferwerken aus dem Raum Bor, ebenfalls im Bereich des Donauengpasses, wieder ankurbeln möchte. GEC Nera hat sich vorgenommen, das Vorgehen eingehend und akribisch zu verfolgen.
Denn das Grundproblem des Kupferbergbaus am rumänischen Ufer des Donauengpasses ist das gleiche geblieben: es werden Kupferarmerze, sogenannte Banatite, ausgebeutet, vorrangig im Tagebau. Diese haben einen maximalen Erzgehalt von drei Prozent. Um diesen Erzgehalt auf ein schmelzrentables Niveau zu bringen, müssen die Banatite angereichert, also konzentriert werden. Und das setzt eine Reihe mechanisch-chemischer Bearbeitungen voraus – bei denen viel Taubgestein ausgesondert wird – das zum Teil hochgiftig ist und irgendwo abgelagert werden muss. So enttstanden die beiden Klärteiche Tăuţanu und Boşneag, die heute wegen Nichtwässerung zur Flugsandquelle wurden. Und hier liegt das Problem: wohin mit dem vielen anfallenden Taubgestein/Giftsand und wie es/ihn neutralisieren?
Nicht die Technik der Neutralisierung an sich ist das eigentliche Problem, sondern die Wirtschaftlichkeit des Aufwands dazu und die nachträgliche nachhaltige Sicherung des Abgelagerten. Das Problem brirgt auch zwischenstaatlichen Konfliktstoff.