Am 2. Juli 1937 wurde ein „Europäer der ersten Stunde“ in der Steiermark geboren: Max Wratschgo. Aufgewachsen mitten im Krieg, als seine Familie im eigenen Haus nur ein Zimmer bewohnen durfte, in allen übrigen Räumen machten sich russische Offiziere breit. Dieses und viele andere Erlebnisse während der Kriegs- und Nachkriegszeit ließen im heranwachsenden Max den Wunsch nach einem friedvollen Zusammenleben aller Völker in Europa reifen. Als junger Mann an der Lehrerbildungsanstalt infizierte er zahlreiche junge Kollegen und vor allem auch Professoren mit seinem großen Interesse für ein friedliches und vereintes Europa.
1955 gründete er den Bund Europäischer Jugend (BEJ) und kurz darauf die Europäische Föderalistische Bewegung (EFB) und richtete 1957 im Elternhaus in Feldbach im Parterre ein Büro ein, das seine Mutter gratis zur Verfügung gestellt hat. Viele Jugendliche gingen bei Max ein und aus, diskutierten bis in die Nacht über Politik und über ihren gemeinsamen Traum von einem vereinten Europa.
Wenn meine Eltern sich alljährlich im Oktober abends festlich kleideten, standen die „Feldbacher Europagespräche“ auf dem Programm, die bereits 54mal stattgefunden haben und nach wie vor für einen vollen Zuhörersaal sorgen und stets prominente Redner zum Thema Europa bieten. Den „Europamax“ kannte mittlerweile weithin jeder, ebenso wie seine „Rechte Hand“, die „Europachristl“, die alles über die Jahrzehnte perfekt managte.
Auch der „Europatag“ ist für Max immer ein Pflichttermin und wird festlich begangen, mit Musik, Tanz, Kulinarik, Europa-Infoständen und Gastgruppen aus unseren Nachbarländern. Ebenso setzte sich Max auch immer für Minderheiten ein und fürchtete nie, dass er das Geld dafür nicht auftreiben würde. „Das Geld liegt auf der Straße, man muss es nur aufheben und sich nicht zu schade dafür sein“, ist sein Leitsatz. Max ist bekannt als einer mit Handschlagqualität. Obwohl er sehr viel unterwegs war, hat er seinen Lehrerberuf und seine spätere Schulleitertätigkeit bestens ausgeführt.
Max ist nur in einer Hinsicht ein genügsamer Mensch. Einfache Hausmannskost mag er. Sein Lieblingsgericht ist das Backhendl. Aber er liebt auch Kutteln, Beuschl oder die Klachlsuppe. Auch Blutwurst liebt er und mit einer Bauernpresswurst, die recht viele Schwarteln enthält, kann man ihm eine Riesenfreude machen, genauso wie mit einer Breinwurst. Ein Genuss ist sein gut sortierter Weinkeller. Neben steirischen Weinen finden sich dort rumänische, ungarische, italienische, slowenische, kroatische, deutsche und viele andere mehr. Weithin bekannt ist die soziale Ader von Max. In Feldbach hat er die Lebenshilfe gegründet, die mittlerweile zu einem der größten Arbeitgeber der Region zählt.
Die Interessen von Max sind schnell umschrieben: Politik, Europa und das Kirchliche. Seine große Liebe ist das „Europahaus“, die Burg Forchtenstein in Neumarkt / Bezirk Murau, die er bereits in den 50er Jahren als Bildungsstätte für die Europaarbeit erwerben konnte.
Max erhielt unzählige Auszeichnungen auf Bundes-, Landes- und europäischer Ebene. In Feldbach wurde ihm der „Max Wratschgo Europapark“ gewidmet. Es war früher der Sperlpark, in dem schon viele Jahre lang, auf seine Initiative hin, ein großes steinernes „E“ für Europa steht. Darin eingraviert „Europa durch sein Volk.“ Diese Ehrung hat sich Max mehr als verdient. Bis zu seinem Ziel, einem vereinten Europa, ist es noch ein langer Weg, aber viele Etappenziele wurden Realität.
Eine Heirat hat Max nie wirklich angestrebt, und das wäre auch nicht gut gegangen, sagt er immer. Max ist mit EUROPA verheiratet, und dies trägt kostbare Früchte für uns alle - heute und in Zukunft!
Von Christine Hörzer
Feldbach in der Steiermark / Österreich