Der Rohbau ist schon seit Ende des vergangenen Winters fertig, aber der Besitzer der Baufirma Consproiect, Gheorghe Filipescu (der mit seiner Firma den Hauptplatz von Reschitza zu einem Gefahrenherd schlampig gelegter Granitplatten machte) hatte zwischenzeitlich Besseres zu tun: erst für den Bürgermeistersessel in Reschitza erfolglos zu kandidieren und im letzten Augenblick die Kandidatur in der PSD zugunsten des wiedergewählten Mihai Stepanescu aufzugeben (als Unabhängiger erhielt Filipescu weniger als 2000 Stimmen), dann sich in der USL erfolgreich für einen Staatssekretärsposten in Bukarest zu bewerben.
Und als Staatssekretär hat er kaum Zeit für seine Firma...
Fakt ist, dass die sogenannte „Neue Markthalle“ am Reschitzaer Südbahnhof laut Addenda zum Bauvertrag zwischen Stadt und Consproiect am vergangenen Sonntag hätte übergeben werden müssen. Was nicht geschehen ist, denn eine ganze Reihe von Arbeiten sind noch nicht fertig: Erdgas, Strom, aber auch der Verputz ist nur teilweise fertig. Inzwischen wächst mit den Herbstregen auch das Unkraut fröhlich rund ums Gebäude herum, dessen Standort zu einem Parkplatzchaos geführt hat und die Marktbenutzer bei Regen zwingt, artistisch zwischen den Pfützen herumzuspringen, in welche der Bauplatz des Herrn Staatssekretärs den Gehsteig verwandelt.
Gebaut wird hier schon seit dem 9. Februar 2008, als der Bauvertrag zwischen der rathauseigenen SC Pie]e Re{i]a SRL und Consproiect abgeschlossen wurde. Zwischendurch wisen wir von vier Übergabe-Aufschubsvereinbarungen, „letzter“ Termin war der 29. Oktober 2012. Doch Bauteil B der „Zentralhalle“ (Rathaus-Sprachgebrauch, Bauteil A ist die Markthalle, wo schon seit zweieinhalb Jahren gefratschelt wird) wird und wird nicht fertig. Erst vor einer Woche ist hier der Strom eingezogen worden, am Erdgas wird noch gearbeitet, die eigene Heizungsanlage konnte zwar installiert, aber noch nicht im Vollbetrieb getestet werden. Auch die Thermofenster sind nur teilweise eingebaut.
Ehemalige Bauleute, die auf dem Bauernmarkt am Südbahnhof einkaufen, meinen, dass Corpus B wohl bestenfalls vor den Parlamentswahlen am 9. Dezember fertig sein wird.
Derzeit droht das Rathaus Consproiect mit Strafzahlungen wegen Terminverzug, fällig ab dem 29. Oktober. Die öffentliche Meinung in Reschitza hat dafür die griensende Frage: „Seit wann zwingt ein Bürgermeister in diesem Land einen Staatssekretär zu Strafzahlungen?!?“
Normalität ist nicht nur im Bauwesen und nicht nur in Reschitza etwas Befremdliches, das allwissendes Griensen hervorruft. Symptomatisch dazu ein Rücksiedler, der als Handballer Rumänien im Kommunismus auf dem Fluchtweg verließ, 1990 zurückkehrte und sich als Generalvertreter für Jever-Bier in Rumänien ausgab – ohne der Firma für die Bierlieferungen zu bezahlen: „Die kapieren nicht, dass man in Rumänien Verträge abschließt, um was zum Nichteinhalten zu haben!“