Was war ein Beamtenlohn „wert“?
Mit dem Lohn konnte man einiges anfangen, und in der Regel hing alles davon ab, wie der Mensch mit Geld umgehen konnte. Man konnte sicher auch im Banat ein standesgemäßes Leben führen. Der Präsident und die Räte, aber auch der Buchhalter und der Kassakontrollor konnten es sich leisten, in gut eingerichteten und gut möblierten Wohnungen zu leben. Sie beschäftigten Hausbedienstete, wie etwa Hausverwalter, Köche, Diener, Gärtner, Kutscher, Mägde und Knechte, die ihrerseits Familien hatten. Die meisten Beamtenbediensteten waren Deutsche aus Böhmen, Mähren, Bayern und Österreich. Der Rat de Jean von Hansen („Deschan“) hatte sogar einen französischen Koch. Unter den Knechten auf dem Land sind Deutsche, aber auch rumänische und serbische Namen zu finden. Erstaunlich ist, dass sich auch die Subalternen, vom Buchhalter bis hin zum Distriktsverwalter, Köche, Diener und Kutscher leisten konnten.
Was der Beamtenlohn damals wert war, wird ersichtlich, wenn man ihn mit dem Lohn anderer Berufskategorien oder dem der Privatbediensteten vergleicht. Hier sei ein Beispiel angeführt. Der aus Böhmen stammende Distriktsverwalter von Orschowa, Johann Consili, der zuvor als Grenadierleutnant in einem Dragonerregiment gedient hatte, fünf Sprachen beherrschte und neben seinem Distrikt auch die benachbarten serbischen Distrikte leiten musste, zählte mit seinen 500 Gulden im Jahr zu den mittleren Verdienern. Er hatte einen Fuhrmann und eine Köchin, die zusammen 66 Gulden im Jahr bekamen. Sein Gärtner verdiente jährlich ca. 26 Gulden. Es gab Beamte, die ihr Geld in Immobilien, Weingärten oder in die Tierzucht investierten. Die ökonomisch versierteren unter ihnen pachteten Prädien und Bergwerke und versuchten, Profit zu schlagen. Andere wiederum mussten vom Lohn alte Schulden loswerden. Hier sei das Beispiel des Rats Maximilian Edler Ruschischka von Rosendorf angeführt, der 1748 ca. 2.000 Gulden im Jahr verdiente. Um 1747 konnte man sich im Banat für einen Gulden einen Zentner Mehl, für 125 Gulden ein Zugpferd und für 200 Gulden einen Meierhof in der Vorstadt von Temeswar kaufen. Trotz diesem Lohns hatte seine Familie nach dessen Tod finanzielle Schwierigkeiten. Die Beamten, die auf dem Land lebten - das waren Unterverwalter, Salz- und Mauteinnehmer, Kambiatur- und Postbeamte, Forstbeamte und Überreiter - hatten es im Vergleich zu den Stadtbeamten nicht leicht. Die Landbeamten waren jene Menschen, die zahlreicher waren, weniger verdienten und sehr bescheiden wohnten. Viele investierten ihr Geld in die Sanierung ihrer Dienstwohnungen und Amtsstuben - die den Gewittern, den Überschwemmungen oder den Feuersbrünsten zu Opfer fielen - in der Hoffnung, das investierte Geld von der Landesadministration vergütet oder vom Nachfolger als Ablösegeld zu bekommen. Manchmal klappte das, manchmal nicht. Beim Türkeneinfall im Jahre 1738 haben viele Landbeamten fast alles verloren, was sie besaßen.
Beschreiben Sie eine typische Beamtenkarriere im 18. Jahrhundert anhand eines konkreten Beispiels!
Ich werde die Karriere von Ignatz Kempf von Angret beschreiben, erstens weil ich mich mit seiner Biographie eingehend beschäftigt habe, zweitens weil er einer der Beamten war, der dem damals erwünschten Profil durchaus entsprach, und drittens, weil sich in diesem Fallbeispiel die wechselseitigen Facetten des Beamtenlebens im Banat gut widerspiegeln. Ignaz Kempf von Angret kam im Jahre 1723, im Alter von 20 Jahren, aus Wien nach Temeswar und wurde als Buchhaltungsoffizier der Landesadministration eingestellt. Er lernte die Landessprachen, übernahm Delegationen und, als der Kontrollor des Obereinnehmeramts erkrankte, übernahm er dessen Vertretung. Vom Kameralrat und Oberinspektor Franz Samuel von Rebentisch empfohlen, wurde er 1727 zum ersten Buchhaltungsoffizier befördert. Nach der Promovierung des Johann Anton de Jean von Hansen zum Kameralrat der Landesadministration wurde Kempf 1731 an dessen Stelle als Kameralinspektor gesetzt. Auf diesem Posten, der mit dem eines Wirtschaftsinspektors vergleichbar ist, arbeitete Kempf bis 1734. In Sommer 1734 starb seine Tochter Susanna in Temeswar. Kempf suchte um den Transfer nach Belgrad an, wo er als zweiter Kameralrat tätig war. In Belgrad blieb Kempf während des Türkenkriegs - als ein Großteil der Beamten Serbien, die Walachei und das Banat räumten - und wurde vor dem Friedensschluss erster Kameralrat. Nach dem Friedensschluss, als Belgrad an die Osmanen fiel, zog er sich nach Pest zurück, um die Rechnungen der Belgrader Kassa „zu adjustieren“; danach war er arbeitslos. Im November 1740 wurde ihm die Kameralratsstelle in Temeswar angeboten. In Wien verlor Kempf im Dezember 1741 seine Frau, Dorothea Anna. Kempf nahm die Stelle in Temeswar nicht an. Er blieb in Wien, wurde im Jahre 1741 Rat der Hofkammer und heiratete im April 1742 Maria Esther. Bis Juni 1742 wurde Kempf zum Kameraldirektor der habsburgischen Administration in dem im Laufe des Österreichischen Erbfolgekriegs besetzten Bayern, wo er bis zum Rückzug der Truppen (November 1744) blieb. Danach zog er sich nach Linz zurück, um seine Rechnungen in Ordnung zu bringen. Aus Linz kam Kempf nach Wien zurück und wurde 1745 Hofkammerrat und Rat der Hofkommission in Münz- und Bergwesen. Ein Jahr später wurde er zum Rat der Hofkommission in Banaticis, Transsylvanicis und Illyricis, die Leitstelle der Banater Landesadministration. Von 1750 bis 1754 war Kempf Kommissar der Bergstädte in Niederungarn und Kammergraf in Schemnitz (Banská Štiavnica), wo er dem Unterkammergraf Bartholomäus von Hehegarten vorstand, der bis 1747 Bergmeister und Bergwerksinspektor des Banats gewesen war. Mitte September 1753 wurde Kempf ins Banat entsendet, um die letzten Maßnahmen bei der 1751 eingeleiteten Entmilitarisierung der Landesadministration zu treffen und die Ankunft des neuen Gouverneurs vorzubereiten. Im April 1754 nach Wien zurückgekehrt, nahm Kempf seine Tätigkeiten als Kommissar und als Rat des Hofkollegiums im Münz- und Bergwesen wieder auf. Im Jahre 1757 übergab die Hofkammer die Leitung der Landesadministration im Banat an das Direktorium in Publicis et Cameralibus, wo Ignaz Kempf zwischen 1758 und 1760 als Rat arbeitete. Ab 1763 war der 59-jährige Ignaz Kempf wieder Hofkammerrat und blieb in dieser Funktion bis zu seinem Tod ( 1767).
Kempf war nicht der einzige Beamte mit einer beeindruckenden Karriere. Zu den Beamten des Banats, die nach dem Mandat in höheren Ämtern befördert wurden, zählten: 1. Der Militärrat und Festungskommandant von Temeswar, Franz Paul Wallis von Karighmain, der zum kommandierenden General und Guberniumspräsident in Siebenbürgen wurde und die höchsten Ämter dieser Provinz leitete; 2. Der Kameralrat und Kameralinspektor Franz Samuel von Rebentisch, der Leiter der Kameralwirtschaft in Siebenbürgen und in der Kleinen Walachei wurde; 3. Der Landesadministrationspräsident, Johann Andreas von Hamilton, der zum interimistischen Hofkriegsratsvizepräsident wurde; 4. Der Kameralrat Jackob Benedikt von Neffzer, der Koadministrator in Mähren und später Rat des Directoriums in Publicis wurde; 5. Der Kameralrat Johann Anton de Jean von Hansen, der Kameraldirektor und später Rat der Ungarischen Hofkammer in Preßburg (Bratislava) wurde; 6. Der Militärrat und Oberkriegskommissar Konrad Ferdinand von Bosch, der Rat der Ungarischen Kammer wurde und der Feldkriegskanzleisekretär Christian Schubert, der nach dem Mandat im Banat zum Hofkriegsrat aufstieg.
Es gab Beamte, die in gleichwertigen Positionen die Dienststellen wechselten wie der Feldkriegskanzleisekretär Joseph Philipp Zenneg, der als Hofkriegsratssekretär nach Wien kam, der Kameralrat Andreas von Redecher, der zum Rat in Kaschau (Košice) wurde, der Landesauditor Schaumburg, dem zur Ausübung derselben Funktion nach Kaschau versetzt wurde, der Oberkriegskommissar Johann Klein, der nach Siebenbürgen transferiert wurde, der Festungskommandant Lorenz von Vogtern, der zum Festungskommandant von Hermannstadt und später zum Festungskommandant von Pizzigehttone (Italien) wurde, der ehemalige Landesadministrationspräsident, der Militärkommandant im Banat war, bekam die Stelle des Kommandanten in Niederösterreich. Auch viele Beamte, die in Banat in niedrigen Stellen anfingen, stiegen hierarchisch auf, weshalb man sie auch als „Erfolgsbeamte“ bezeichnen könnte. Die meisten Karrieren im Banat endeten aber mit dem Tod. Der Aufbau der neuen Provinz verlangte Opfer.
Was ist Ihr nächstes Projekt?
In nächster Zeit werde ich mich der ungarischen Landesadministration im Banat im Zeitalter Josefs II. zuwenden, da es dort viel nachzuholen gibt; das Material hierfür habe ich schon.
(Schluss)
(Bearbeitung: Werner Kremm)