„Ganz oder gar nicht“

Ein Musical, das einen zum Schmunzeln bringt

Sie sind arbeitslos und wollen strippen. Einer will die Wände beklettern, der andere, seine Frau zurückgewinnen, ein frisch entlassener Chef will sich den lang ersehnten Urlaub mit seiner Frau leisten können. Eine Striptease-Show scheint der einzige Ausweg aus der Krise zu sein. Ein Hauch Sozialkritik in eine warmherzige musikalische Komödie verpackt bietet das Temeswarer Nationaltheater in dieser Spielzeit. „Ganz oder gar nicht“ wird am Freitag, den 27. Januar, wieder aufgeführt.

 

Eine Industriestadt versinkt in Depression. Das Stahlwerk hat dichtgemacht und dadurch viele Männer der Stadt ohne Job gelassen. Auch wenn die Gewerkschaft noch kleine Zugeständnisse herausgeholt hat, sieht die Perspektive der entlassenen Männer düster aus. Besonders hart trifft es Jerry Lukowski (Richard Balint): Seine Frau Pam (Laura Avarvari) hat ihn verlassen, die Unterhaltszahlungen für seinen Sohn Nathan (Alex Hâncu) kann er nicht mehr zahlen, und wenn es so weiter geht, verliert er auch das Sorgerecht für ihn.

Am Rande der Verzweiflung fällt ihm eine „verrückte“ Idee ein: Er sieht wie Frauen in Scharen in eine Männer-Strip-Show strömen und dafür ungerührt je 50 Euro hinblättern. So viel Geld, einfach nur fürs Ausziehen? Das scheint ganz leicht zu sein, auch wenn es ihnen der Stripper Buddy (Victor Manovici) auf witziger Weise zu erklären versucht, dass es sich um eine aufwendige Show handelt.


Jerry versucht seine Freunde zu überreden, mitzumachen. Es wird eingeplant, geprobt, gelacht und gesungen. Die komplette Bühne wird dabei eingesetzt. Der Zuschauer muss mal rechts, mal links, mal nach unten, mal nach oben blicken. Dynamisch hat der Regisseur Răzvan Mazilu seine Aufführung gestaltet. Die Handlung alterniert immer wieder mit musikalischen Momenten, so dass die dreistündige Aufführung schnell vergeht.


Jerry gelingt es, eine originelle Gruppe zusammenzutrommeln: den plumpen Dave (hervorragend gespielt von Ion Rizea), den schüchternen Malcolm (Matei Chioariu), den durchgeknallten Ethan (Colin Buzoianu), den entlassenen und arroganten Abteilungsleiter Harold (Cristian Rudic) und den schwarzen "Hengst" Noah (Victor Yila). Die Regie übernimmtRăzvan Mazilu, für den musikalischen Rahmen sorgt das Orchester, das in der originellen Bühnenausstattung unter dem Spielraum zu sehen ist. Das Stück feierte Ende Dezember 2011 Premiere, eine neue Aufführung findet am Freitag, den 27. Dezember, statt.


Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Film (Originaltitel: The Full Monty) in der Regie des Briten Peter Cattaneo. „Eine warmherzige, nuancenreiche Komödie voller Witz, Humor und leisen sozialkritischen Tönen, die mit bewundernswertem Respekt und großer Sympathie ihre Figuren nie für derbe Scherze missbraucht, sondern ihr komisches Potential aus der aufmerksamen Beobachtung von Widersprüchen schöpft. Amüsant und kurzweilig handelt das Erstlingswerk von der Kraft schlitzohriger Leichtigkeit ebenso wie von heilsamen Änderungen im männlichen Selbstbild“, so das Lexikon des internationalen Films über die hinreißende Filmkomödie, die Ende der 90er Jahre ein Millionenpublikum in die Kinos lockte.