Nostalgie Erinnerungen, aber auch tief empfundene Trauer mögen die Banater Schwaben empfunden haben – die Ausgewanderten und die Hiergebliebenen – als am vergangenen Sonntag in der Temescher Großgemeinde Tschanad das Ahnendenkmal für alle Deutschen eingeweiht wurde, die je im Ort gelebt und gewirkt haben. Der Obelisk vor der römisch-katholischen Kirche steht für alle 22.500 Deutschen aus Tschanad/ Cenad, von 1764 bis in die Gegenwart hier gelebt haben. Die HOG Tschanad, der Gemeinderat und eine Zuwendung der Bundesregierung hatten Denkmal und Veranstaltung möglich gemacht.
„Nie mehr soll es ein Denkmal dieser Art für eine Minderheit geben“, sagte der Bürgermeister Nilolaus Craciun, am Festtag. Alle sollen bleiben, und bleiben können, betonte der deutschstämmige Ortsvorsteher. „Die HOG-Vorsitzende, Pauline Huschitt, sagte ihrerseits, „Die Verehrung der Toten ist ein Glied in jener Kette, welche die Vergangenheit mit der Zukunft verbindet. (...) Sie ist ein Edelstein in der Perlenkette der menschlichen Seele, der den Glauben an die Unsterblichkeit, die Belohnung von Verdiensten und die Bande einer ewigen Liebe widerspiegelt. In dieser Kette seelischer Wünsche hat die Verehrung jener Toten, die uns voraus gegangen sind, ein ganz besonderes Gepräge, denn sie haben die Vergangenheit festgelegt, ihre Taten sind unser Leitstern in glücklichen Zeiten und geben uns Mut in den Tagen der Not. (...) Dieser Gedenkstein soll ein Beweis der Liebe und Anerkennung jener sein, die auch heute noch ihre Namen tragen, die die immerwährende Sehnsucht um ihre Verstorbenen in ihren Herzen spüren und auf diese Art ihrer unwandelbaren Liebe ein Denkmal setzen wollen“.
Die Einweihung eines Denkmals dieser Art gilt als Premiere im Banat. Dabei waren der Präfekt des Kreis Temesch, Eugen Dogariu, Deutschlands Vizekonsul in Temeswar, Siegfried Geilhausen, der Historiker Ioan Ha]egan, HOG-Vorstände aus Deutschland, Vorsitzende von Ortsforen aus mehreren ehemals nur von Deutschen bewohnten Gemeinden aus dem Kreis Temesch, Gäste aus Deutschland, Ortsbewohner aller Nationalitäten.
Zur Enthüllung des Gedenksteins der deutschen Vorfahren im Ort schrieb Peter Dietmar Leber, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, dass die HOG Tschanad mit dieser Einweihung „Neuland betritt“. Leber selbst konnte nicht zu dieser Veranstaltung aus Deutschland anreisen. Seine Vertretung übernahm vor Ort Vorstandsmitglied Werner Gilde. Der Bundesvorsitzende hatte außerdem in einem Schreiben an die HOG Tschanad erwähnt, dass es zwar nur noch wenige Banater Schwaben in der Großgemeinde gibt, und „die sichtbaren Merkmale unseres einstigen Lebens in den Hintergrund treten oder verschwinden. Es bleiben Kirche und Friedhof und die Erinnerung, die wir in uns mittragen.“ Die HOG Tschanad habe „ein Ausrufezeichen gesetzt und errichtet gemeinsam mit der Gemeinde Tschanad an zentraler Stelle einen Gedenkstein zu Ehren der 22.500 Deutschen, die in Tschanad geboren wurden und dort gewirkt haben,“ setzt Leber in seinem Schreiben fort. Weiter erwähnt der Bundesvorsitzende, dass diese hohe Zahl uns bewusst macht, „welche Kraft und Dynamik diese Gemeinschaft dort im Laufe von 250 Jahren entwickelt hatte, aber auch welcher Verlust ihr Verschwinden bedeutet.“ Und zum Abschluss: „Ich gratuliere dem Vorstand der HOG Tschanad zur Initiative und Umsetzung dieses Projektes und freue mich über das Verständnis und die Bereitschaft der Gemeinde Tschanad, mit ihrem Bürgermeister Nikolaus Craciun, diesen Teil der Ortsgeschichte anzunehmen und zu deren Vermittlung beizutragen.“