Anfang Oktober schien alles in Butter. Die professionellen Ausschreibungsbeanstander wurden von der Zentralkomission in Bukarest abgeschmettert, der Ausschreibungssieger versprach der Stadt Reschitza, „in 60 bis 80 Tagen“ die acht Quartalheizwerke betriebsfähig zu machen, die etwa 4000 Zentralheizungsnutzer von Reschitza durften guter Hoffnung sein, dass sie (spätestens) Anfang Dezember warme Wohnungen haben. Und Warmwasser. Sogar die Stadt Reschitza hatte in einem Kommuniqué angemeldet, die restlichen 535.000 Lei Schulden an E.on Gaz auszuzahlen.
Parallel verkündete die Stadt Reschitza im selben Kommuniqué, dass „gute Aussichten“ bestünden, dass die ersten vier Quartalheizwerke „schon Anfang November“ in Betrieb gehen werden. Angesichts der Tatsache, dass es immer noch tagsüber herrliches Herbstwetter gibt, dass nachts die Temperaturen aber schon um die Null grad und drunter sinken, war Eile geboten.
Aber dadurch, dass im Oktober auch die gesamte Zentralheizung der Stadt privatisiert werden sollte, hoffte die Stadt, eine ihrer großen Sorgen loszuwerden.
Es kam anders. Für die Privatisierung des Zentralheizungssystems interessierte sich vorerst keiner. Nicht einmal die Slovaken von Mehnert, die schon einiges vorinvestiert hatten, bevor das Heizkraftwerk CET 2010 – entstanden aus dem Heizkraftwerk CET Energoterm, wodurch man der Schuldenfalle entrinnen und die Pleiteerklärung vermeiden wollte – gegründet worden war.
Und für den Umbau der acht Quartalheizwerke reichte (erwartungsgemäß) das Geld nicht, zumal Bürgermeister Mihai Stepanescu insgeheim auf die Unterstützung der Regierung und des Kreisrats gehofft hatte und Keisratspräses Sorin Frunzăverde ihm in einem der wenigen Momente, wo er in Reschitza weilte, eine brutale Abfuhr erteilt hat: „Der Kreisrat hat andere Sorgen und Aufgaben, als der Stadt Reschitza ihre Zentralheizungsprobleme zu lösen!“
Von hier an eskalierte der Streit der Lokalpolitiker. Sie schoben sich gegenseitig die Schuld für die ausbleibende Fernheizung und das fehlende warme Leitungswasser in die Schuhe, sie vergaßen gar, dass zwischen dem Hammer der Politik und dem Amboß des Populismus die in ihren 4000 Blockwohnungen frierenden Bürger saßen.
Bis der Interims-Chef der Reschitzaer Liberalen von der PNL, der Unternehmer Ioan Popa (der Nudelfabrikant ist allgemein und durchaus achtungsvoll als „Nelu Tăiețelu“ bekannt) in die öffentliche Diskussion eingegriffen hat und ein Salomonisches Urteil fällte: „Die Situation der Zentralheizung von Reschitza ist ernst, sogar schlimm. Auch wenn diese, oberflächlich gesehen, nichts mit dem Kreisrat zu tun hat, so ist das trotz allem ein Problem der Autoritäten des Verwaltungskreises, der Kommune, unser aller.
Nichts leichter, als aus dem Komfort eines Verwaltungsgebäudes mit Innentemperaturen von 22-24 Grad Celsius im beginnenden Winter Einschätzungen zu lancieren, wer welche Schuld aus welchem Grund trägt, weil keine Fernwärme in der Stadt ist. Nur fünf Schulen haben in Reschitza eigene Heizungen. Und deshalb können wir nicht allein den Bürgermeister beschuldigen. Fernwärme muss unser aller Sache sein. Ich mache im Namen der PNL meine „mea culpa“, denn 2004-2008 waren wir von der PNL es, die zu keiner Lösung im Stande waren. Aber schuld sind alle politischen Parteien und das führt zu nichts Gutem für diese Stadt. Wir müssen endlich aufhören mit dem gegenseitigen Schuldzuschieben, Schuld sind wir alle.“
Diese politische Erklärung der PNL hat ihrerseits den PDL-Abgeordneten und Ex-Versicherungsbeamten von ASIROM, Valentin Rusu, auf den Plan gebracht, der zusammen mit Reschitzas Vizebürgermeister Cristian Panfil beim PDL-Sitz eine Pressekonferenz einberufen hat – hauptsächlich, um seinen Parteichef und Kreisratsvorsitzenden Frunzăverde zu verteidigen (schließlich hat Frunz²verde ein entscheidendes Wort mitzureden bei den Kandidatennominierungen für die Parlamentswahlen 2012). Er holte weit aus:
„Da das Wetter von Tag zu Tag kühler wird, haben wir beschlossen, ein älteres Problem wieder aufs Tapet zu bringen: die Fernheizung in Reschitza. Wir wollen Geld bereitstellen für den Ankauf von Heizzentralen für Institutionen, vor allem für Schulen. Kreisratspräses Frunzăverde wird im kommenden Jahr Gelder beschaffen auch für die Siedlungswasserwirtschaft vieler Ortschaften, einschließlich von Karansebesch. Unter diesen Umständen finde ich die Behauptungen von Nelu Popa als eine Frechheit. Wenn Reschitza heute gutes Fließendwasser und eine funktionierende Kanalisierung hat, dann ist das dem Kreisrat zu verdanken.“
Und Kreisratspräsident Frunzăverde sowie Bürgermeister Stepanescu werden in Bukarest vorsprechen, verkündete Rusu, um dem Premierminister die Fernheizungsprobleme Reschitzas zu erläutern und um Unterstützung zu bitten.
Ob das die Heizkörper in den Wohnblocks dann erwärmen wird?!