Der Kulturkonsum und -appetit der Temeswarer Bevölkerung ist trotz des Jahr für Jahr steigenden Angebots summa summarum eher als durch- in einigen Bereichen gar unterdurchschnittlich zu bewerten. Um dem abzuhelfen aber auch um die Stadt und ihre Kulturszene gezielt als künftige europäische Kulturhauptstadt zu fördern, zweigte der Temeswarer Stadtrat aus seinem Haushalt 2014 7,5 Millionen Lei bzw. 1,6 Millionen Euro (im Vorjahr eine Million Euro) für die aus öffentlichen Geldern finanzierten Kulturveranstaltungen dieses Jahres ab. Laut Vizebürgermeister Dan Diaconu sollen nach Fertigstellung weiterer Kulturprojekte im Laufe des Jahres gar weitere Finanzierungen folgen. Ganz oben auf der Finanzierungsliste kam mit 500.000 Lei für sämtliche Projekte und Veranstaltungen in der Zeitspanne Februar – Dezember 2014 der Verein Temeswar- Europäische Kulturhauptstadt zu stehen. Mit der gleichen Summe gut bestückt sind auch das Internationale Jazz-Festival „JazzTM“, das zu einer repräsentativen internationalen Veranstaltung ausgebaut werden soll, sowie die heuer umfassenden Veranstaltungen zum 25. Jahrestag der Dezemberrevolution 1989. An Jazzfestivals fehlt es übrigens nicht: Das Kamo-Blues-Jazz-Festival und das Blues-Festival werden mit 25.000 bzw. 30.000 Lei finanziert. Weitere Festivals erhalten von der Stadt großzügige Unterstützung, so das Plai-Festival, das traditionelle Opern- und Operettenfestival im August- September (250.000 Lei), das Barock-Festival (200.000 Lei). Zur Freude der Temeswarer Liebhaber der Blasmusik werden heuer die Blasmusik-Promenadenkonzerte in der städtischen Parks wiederaufgenommen und von der Kommunalverwaltung mit 100.000 Lei finanziert.
Eine Temeswarer Teilnahme am Europäischen Wettbewerb der Blasmusikorchester sowie ein Konzert der bekannten Temeswarer Bigband im Ausland sollen mit 26.000 bzw. 10.000 Lei gefördert werden. Bereitgestellt wurden auch mehr als 26.000 Lei für das Deutschlandprojekt (Temeswar-Karlsruhe). Lobenswert ist auch die mit insgesamt 400.000 Lei beträchtliche Unterstützung, die 2014 für die Förderung des akademischen, kulturellen und wissenschaftlichen Lebens der Stadt gewährt werden soll.
Die beliebten und stets gutbesuchten Volksfeste wie die schon zur festen Tradition gewordenen Feste der Temeswarer Stadtviertel (250.000 Lei), das Temeswarer Stadtfest, der Osternmarkt (100.000 Lei) aber vor allem die festlichen Dezemberveranstaltungen (600.000 Lei für Nationalfeiertag, Weihnachtsmarkt und Silvester) haben bei der Verteilung der öffentlichen Gelder bestens abgeschnitten.
Neu im Veranstaltungskalender stehen heuer ein Romanzen-Festival im September (90.000 Lei) sowie das erstmals von der Stadt finanzierte Weinfestival Vinvest (100.000 Lei) im April, wobei man nicht umhin kommt, zu fragen, ob das auch in den städtischen Kulturkalender passt.
Dass die Temeswarer derzeit nicht gerade ein Kulturvölkchen zu nennen sind, zeigt bestens eine kürzlich in Temeswar, in vier Temescher Städten und 11 Gemeinden durchgeführte Umfrage: Freizeitgestaltung heißt praktisch für 27 Prozent Spaziergang im Park, für 20 Prozent Fernsehgucken, für 16 Prozent mit den Kindern spielen, lediglich sechs Prozent sind Sportliebhaber. 60 Prozent haben wenigstens einmal das Nationaltheater, 50 Prozent ein sinfonisches Konzert besucht, 39 Prozent haben die Oper nur von außen bewundert!? Einem Großteil der Befragten ist es nicht bekannt, dass die Vorstellungen des DSTT und des Ungarischen Theaters schon seit Jahren auch ins Rumänische übersetzt werden. 40 Prozent lieben Unterhaltungsmusik, 19 Prozent Volksmusik und 13 Prozent die klassische Musik. Ein Temeswarer kauft im Jahr durchschnittlich fünf Bücher (vor allem Krimis). Erwünscht wären mehr Musikfestivals und Vorstellungen für die Kleinsten. Diese Umfrage hat die Stadt mittels EU-Geldern mit 14.000 Euro finanziert.