„Timeo Danaos et dona ferentes“ - die Behauptung von Vergil wird immer wahrer, je mehr sich Griechenland seinem Generalkollaps und Europa dem Abgrund einer EU-Spaltung nähert. Die „harte und ideologische“ Politik (Kanzlerin Merkel) des noch amtierenden Alexis Tsipras, der sein Land „sehenden Auges gegen die Wand fahren“ lässt, scheint im allerletzten Augenblick aufzuweichen. Der Vollblutdemagoge, ein typischer Exponent der Griechen, mit seinem Abendlandhass und seiner Wortbrüchigkeit ehrenhalber gegenüber den „Papsthörigen“, versteifte sich etwa auf die Hetzbehauptung: „Wir haben die Gerechtigkeit auf unserer Seite. Wenn wir die Furcht überwinden, dann haben wir nichts mehr zu fürchten.“ Als ob gerade der antiottomanische Befreiungskrieg des 19. Jahrhunderts ausbreche.
Es gibt aber immer noch Menschen, auch Denker, die der Tsipras-Linie zustimmen, der sich selbst als ein Freund der südamerikanischen linksextremen Staatsführer des Typs Hugo Chavez oder Evo Morales definiert und der im Monat des Mauerfalls von Berlin der Kommunistischen Jugendorganisation Griechenlands beitrat. Die Kluft, die Tsipras als spaltzüngiger Überzeugungstäter Europa bewusstmachte, sie wird bestenfalls eine nie verschwindende Narbe hinterlassen, Spuren, die überwunden, nicht aber vergessen werden können. Denn traditionsgemäß findet Europa in härtesten Krisenzeiten gangbare Kompromisse und hat sich bisher immer noch am eigenen Kragen aus dem Sumpf gemogelt. Manche meinen, dass Europa aus Krisen immer gestärkt hervorging.
So die optimistische Sicht.
Im Vorfeld der am Sonntag gestarteten Schlussverhandlungen mit den endlich weich(er) werdenden Griechen (mit dem Grexit-Messer am Hals) hatte der belgische Ex-Premierminister, Guy Verhofstadt, als Europaabgeordneter, Tispras im Europaparlament scharf die Leviten gelesen. Wunderlich, bei diesem Land südländischer Mentalitäten, dass die sich so lange in den Warteschlangen vor den Geldschaltern aufhalten und nicht endlich mit dieser Regierung, die sie ins Chaos gestürzt hat, reinen Tisch machen.
„Die Griechen haben eine Regierung gewählt, für die Banken etwas Böses sind. Weil sie den Kapitalismus verkörpern, also das Grundübel. Die Privatwirtschaft ekelt diese Regierung regelrecht an. Sie existiert gar nicht in ihrer Politik“, sagte der 80jährige Schriftsteller Nikos Dimou gegenüber dem „Spiegel“. „Zwischen Griechenland und dem Westen gibt es eine Hassliebe. Das geht lange zurück, bis zur Spaltung der orthodoxen Kirche. Die Mentalität der Griechen wurde stark geprägt von der orthodoxen Kirche und der Kommunistischen Partei. Beide sind absolut antiwestlich. Die Griechen misstrauen dem Westen, eigentlich misstrauen sie jedem. Sie suchen die Schuld bei anderen, jetzt sind es die Deutschen“, sagt der selbe griechische Schriftsteller.
Vieles, was man über Griechenland liest, lässt an Parallelen zu Rumänien denken. Hoffentlich wird bei uns der Euro nicht verfrüht eingeführt, nachdem wir zu früh der EU beitreten durften.