Der zweite Stock der Temeswarer „Nikolaus Lenau“-Schule wurde zur Kunstgalerie für zeitgenössische Kunst: Werbeplakate, Collagen und Multimedia-Installationen waren an den Korridoren sowie in jeweiligen Räumlichkeiten, darunter auch im Festsaal der Schule, zu sehen. Die Schülerinnen und Schüler aller Klassen der Deutschen Spezialabteilung (DSA) - Ausnahme die 12. Abiturklasse – stellten die Ergebnisse ihrer Arbeit aus dem Deutschunterricht vor. Der „Projekttag der DSA“ fand am vergangenen Donnerstag statt. Das groß angelegte Projekt blieb für das breite Publikum bis 13.30 Uhr offen. Jeweilige Klassen, vereinzelte Eltern sowie Austauschschüler und Lehrer aus dem deutschen Prien am Chiemsee (Bayern) besuchten die Expo. Das Projekt wurde von den Deutschlehrerinnen der DSA-Klassen Lorette Cherăscu, Ramona Bühler und Constanze Klein (Leiterin der DSA) betreut.
Die Ausstellung in der zweiten Etage der Lenau-Schule mit den Ergebnissen der Projektenarbeit der Schüler der 9.MI- und SW-Klassen eröffnet. Werbe-Plakate zur Stadt Temeswar/Timișoara aber auch Collagen zu jeweiligen Themen der Lyrik waren an den Wänden auf dem Korridor zu sehen. Temeswar Kulturhauptstadt 2023: Was hat die Stadt anzubieten? Von dieser Frage ausgegangen stellten die Schüler Ausgehtipps, Touristenattraktionen, Kulturangebote vor. Des Weiteren haben die Neuntklässler von der Großstadtlyrik und Gedichtsanalysen im Unterricht Plakate mit Collagen zu jeweiligen Themenbereichen der Lyrik erstellt. Natur, Liebe, Stadt, Krieg, Mond, Leben, Heimat waren u.a. die Leitmotive der Gedichte aus unterschiedlichen Strömungen, die dabei analysiert und zur Schau gestellt wurden.
Von den Fluren ging es weiter im Klassenraum linker Hand des Festsaals. Hier haben die Klassen 10MI und 10SW Collagen und an eine umfangreiche und lebendige Ausstellung zu Friedrich Dürrenmatts Drama „Der Besuch der alten Dame“ gearbeitet. Die tragische Komödie „Der Besuch der Alten Dame“ des Schweizer Schriftstellers, befasst sich mit der Milliardärin, Claire Zachanassian, die sich auf ihre Heimatstadt und besonders auf ihrem Freund aus der Jugend rächt.
Bei der Projektvorstellung in Bezug auf das Buch setzte jeder Schüler verschiedene Meilensteine von Handlungen, bestimmte Figuren, die Entwicklung der Figuren, Symbole um. „Der Bahnhof ist ein sehr wichtiger Ort im Buch. Also wollten wir, dass der Standardraum unseres Projekts ein Bahnhof ist. An die Tür haben wir Schilder geklebt, als wäre man aus dem Buch am Bahnhof angekommen, auf den Boden haben wir mit schwarzem Klebeband eine Bahnschiene gezeichnet. Im Hintergrund waren improvisierte Zuggeräusche zu hören, die auch von den Schülern der Klassen gestaltet wurden. Jede von den Schülern erstellte Collage führte zu jeweiligen Schlüsselwörtern aus dem Buch: Rache, Evolution, Unmoral, Macht, Einfluss“, erzählt die Zehntklässlerin an der Deutschen Spezialabteilung des Lenau-Lyzeums, Irina Coandă. „Wir, die Schüler, trugen entweder gelbe Schuhe, oder gelbe Tüten, um das Symbol des Verrats darzustellen. Es gab Musik im Hintergrund, um die Liebesgeschichte der Hauptgestalten durch Kunst zu erklären. Außerdem sollten die jeweiligen Collagen und Kunststücke die Zuschauer die Möglichkeit geben, die Handlung des Dramas besser, leichter zu verstehen“, erzählt die Schülerin Clara Butar (10MI-Klasse).
Auch die Elftklässler der DSA nahmen ein Buch unter die Lupe. Der Festsaal der Schule wandelten sie in einem wahren Tatort und Labor voller Hinweise um. Die Schüler der 11.MI-und 11.SW-Klassen haben ebenfalls Collagen sowie eine Multimedia-Ausstellung zum Roman der deutschen Schriftstellerin Juli Zeh „Corpus Delicti“ erstellt. Zehs Dystopie behandelt die Problematik einer Gesundheitsdiktatur in naher Zukunft am Beispiel einer Herrschaftsform, die einen Unfehlbarkeitsanspruch erhebt. Juli Zeh greift Entwicklungen der heutigen Zeit auf, führt sie weiter und nimmt sie als Grundlage eines Staates, den sie Methode nennt.
Die Absicht der Deutschlehrerinnen war die Zusammenarbeit zwischen den Klassen derselben Jahrgangsstufen, zumal die Klassen parallel denselben Unterrichtsstoff durchgehen, zu fördern. Durch ein gemeinsames Ziel konnten sich die Schüler nach der Pandemie besser kennenlernen und dabei auch ihr Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln. „Natürlich war auch das Lernen, eine Ausstellung vorzubereiten Hintergrund dafür“, sagt die Deutschlehrerin Lorette Cher²scu. „Das Ergebnis war überwältigend. Die meisten individuellen Resultate waren ja bereits originell, besonders, außergewöhnlich, sehr kreativ, aber dann das Zusammenwirken war atemberaubend: In zweieinhalb Stunden haben sie den gesamten Ausstellungsraum eingerichtet, an alle Details gedacht, sich einleitende Worte für die Gäste überlegt, den unterschiedlichen Personen Aufgaben zugeordnet. Und das Feedback war entsprechend: das Publikum war begeistert, wir haben sehr liebe und schöne Eindrücke in den Gästebüchern erhalten, die Schüler wurden für ihre Kreativität gelobt“, schließt die Deutschlehrerin Lorette Cherăscu.
Dies war nicht der erste „Projekttag der DSA“. Ähnliche Projekte haben die Schüler an der Deutschen Spezialabteilung der Lenau-Schule bereits durchgeführt und soll zur Tradition werden.