Vom 12. August 1421 stammt der erste dokumentarische Beleg, in dem die Existenz der Ortschaft Nagy-Szent-Miklós als Teil des Besitztums der damaligen Tschander Diözese erwähnt wurde. Es handelt sich dabei um die Erneuerung der Schenkungsurkunde vom ungarischen König Sigismund von Luxemburg an den damaligen Tschanader Bischof Marczali Dózsa. 1722 werden die ersten Deutschen im Ort erwähnt und 1746 wird die Siedlung Deutschsanktnikolaus gegründet, die sich an das bestehende Großsanktnikolaus anschloss und bis 1942 als selbstständige Verwaltungeinheit bestehen sollte, heißt es im Heimatbuch von Großsanknikolaus.
DFDB, Filiale Großsanktnikolaus
Bei der letzten Volkszählung 2011 gab es 255 Deutsche von den etwa 13.000 Bewohnern der Stadt, erinnert sich Dietlinde Huhn, die seit 25 Jahren Vorsitzende der Filiale Großsanktnikolaus des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat (DFDB) ist, wo sie auch einen Sitz im Vorstand einimmt. 184 Mitglieder zählte das Deutsche Forum im letzten Jahr, denn Huhn rechnet nur die Mitgliedbeitragszahlenden dazu. Die Forumsvorsitzende war 25 Jahre auch als stellvertretende Schulleiterin in ihrem Heimatort tätig.
Zu den Daueraktivitäten des Ortsforums gehören u.a. die Bibliothekstätigkeit, die Zusammenarbeit mit einer Arztpraxis sowie die Veranstaltung verschiedener kultureller Events und Feierlichkeiten: Advents- und Nikolausfeier, Erntedankfest – eine „Alternative zur Kirchweih“. Das Erntedankfest wird in Zusammenarbeit mit der Schule, der römisch-katholischen Kirche und dem Bürgermeisteramt organisiert. Auch bei anderen religiösen Festen sind Kirche und Schule beteiligt.
Das Haus, das den Forumssitz und die Sozialstation beherbergt, wurde aus BMI-Geldern erstanden, der Umbau und teilweise die Sanierung unterstützte Burgkirchen an der Alz, die deutsche Partnergemeinde von Großsanktnikolaus, „ein fester Pfeiler“. Mit dem Festsaal, Bibliothek, Küche und Hof, wo Feste und Tätigkeiten mit den Kindern veranstaltet werden, ist das Haus den Bedürfnissen vor Ort angepasst.
Sozialstation - Zwei Jahrzente im Einsatz
Die Sozialstation in Großsanktnikolaus ist seit November 1994 für die Bedürftigen da. Zuständig für die Einrichtung, die im Haus des DFDB Großsanktnikolaus funktioniert, ist ebenfalls Dietlinde Huhn. Die Sozialstation gehört zur Adam Müller Guttenbrunn Stiftung und wird größtenteils über das BMI durch das Hilfswerk der Banater Schwaben und über fixe Summen von der rumänischen Regierung finanziert. Auch eine Unterstützung nach Höhe der Rente der Nutznießer, die von der AMG-Stiftung festgelegt wird, fließt ein.
Über die Sozialstation erhalten 20 Personen ein tägliches Mittagessen. Außer den Mahlzeiten stehen auch Hauskrankenpflege, Behördengänge, Arztbesuche, Hilfe im Haushalt, Körperpflege – bei Bedarf – im Angebot. Auch Hilfsgüter von Burgkirchen, wie Windeln für Erwachsene, Pflegebetten, Gehhilfen, Rollstühle stehen zur Verfügung. Die letzteren werden nicht nur an die Nutznießer der Sozialstation, sondern auch an Forumsmitglieder im allgemeinen ausgeliehen, so Dietlinde Huhn.
Die deutsche Sprache fördern
Zur deutschen Abteilung der Gymnasialschule Nr. 2 in Großsanktnikolaus gehören der deutsche Kindergarten, die Grundschule und das Gymnasium. Zwei Gruppen von insgesamt 34 Kindern besuchen den deutschen Kindergarten, die Grundschule zählt 98 und das Gymnasium 57 Schüler.
In der Primärstufe unterrichten ausgebildete Lehrer. Die stellvertretende Schulleiterin Ramona Roosz-Suba betont das Problem mit dem sich die deutsche Abteilung konfrontiert: den Mangel an ausgebildeten Lehrkräften für das Gymnasium. Manche Fächer (Geschichte) müssen von den Grundschullehrern unterrichtet werden. Mathematik, Physik, Chemie und Zeichnen werden Rumänisch vorgetragen. Religion und die Geschichte der Minderheiten in der 6. und 7. Klasse werden auf Deutsch gelehrt.
„In der ´Săptămâna altfel´ versuchen wir mit den Kindern Aktivitäten zu machen, die ihre Deutschkenntnisse verbessern“. So werden Ausfahrten nach Temeswar ins Deutsche Staatstheater oder ins Deutsche Kulturzentrum und nach Arad in die Puppenfabrik oder den Museumskomplex unternommen, sagt die stellvertretende Schulleiterin – „alles zur Förderung der deutschen Sprache“. Diesen Leitspruch befolgend wird in jedem Jahr ein Deutschkurs – eine Stunde wochentlich – von einer Grundschullehrerin kostenlos den zukünftigen Erstklässlern geboten. Nach Abschluss der 8. Klasse setzen manche Schüler ihre Ausbildung in deutscher Sprache an der Lenauschule in Temeswar fort. In diesem Jahr sind es drei Schüler, so Ramona Roosz-Suba.
Römisch-katholische Glaubensgemeinschaft
1.300 römisch-katholische Gläubige umfasst die Gemeinschaft aus Großsanktnikolaus und den dazugehörenden Dörfern Sarafol/ Saravale, Triebswetter/ Tomnatic, Großkomlosch/ Comloșu Mare, Marienfeld/ Teremia Mare, Albrechsflor/ Teremia Mică und Nero/ Nerău, davon steht die Gemeinde Triebswetter mit 300 Gläubigen an erster Stelle.
Täglich, außer montags, werden in der römisch-katholischen Kirche im Ort Gottesdienste abgehalten. Zuständig dafür ist Pfarrer Attila Ando, der seit September 2014 der Pfarre in Großsanktnikolaus vorsteht, der bis dann zehn Jahre in Lippa/ Lipova für die Seelsorge verantwortlich war. Sonntags vormittags finden eine deutsche und rumänische Messe und eine ungarische Messe statt. Jeden zweiten Sonntag wird eine Messe auf Bulgarisch vom Pfarrer Ivan Vasilcin aus Altbeschenowa/ Dudeștii Vechi zelebriert.
Außer den Gottesdiensten gehören noch Religionsstunden mit Kindern verschiedener Altergruppen, Krankenbesuche, Ehe- und Taufvorbereitungen zu den Aufgaben des Geistlichen.
Kirche und Nepomuk-Statue
In den päpstlichen Zehenlisten datiert die römisch-katholische Pfarrei seit 1334 und wurde nach der osmanischen Herrschaft 1767 neu gegründet. Eine erste katholische Kirche wurde dem Hl. Johann von Nepomuk, dem Beschützer des Sakraments der Beichte, wofür er den Märtyrertod starb, errichtet. Eine Statue des Hl. Nepomuk, dem Schutzpatron des Banats, steht neben der heutigen römisch-katholischen Kirche in Großsanktnikolaus. Es ist die älteste Nepomukstatue im Ort.
Die neue Kirche, eine Stiftung des Grafen Alexander (Sándor) Nákó, wurde 1811/1814-1824 errichtet und am 17. Oktober 1824 vom damaligen Bischof Ladislaus (László) Köszeghy der Hl. Theresia von Avila geweiht. Ursprünglich wurden mehrere Pläne für die Kirche entworfen, wo der Sakralbau mit einem oder zwei Türmen vorgesehen war, so der bischöfliche Arhivar Claudiu Călin. Schließlich wurde eine Variante mit einem Turm gewählt. Unter der Kirche befindet sich eine Krypta, wo neun Mitglieder der Grafenfamilie Nákó bestattet sind.
Die Nákós und ihre Stiftungen
Die Brüder Christoph (Kristof) und Cyrill (Chyril) Nákó siedelten sich im 18. Jahrhundert in Großsanktnikolaus und Großkomlosch an und kauften die Gemeinde, außerhalb der deutschen selbstständigen Gemeinde. Laut Historikern waren die Nákós „griechisch-orthodoxe Mazedo-Rumänen“, die durch Viehhandel mit der Reichshauptstadt Wien zum Reichtum gelangten, indem sie auch das kaiserliche Heer mit Schlachtvieh versorgten. Sie waren ursprünglich orthodox, traten aber zum Katholizismus über. Die Familie wurde von Joseph II. 1784 geadelt und Alexander (Sándor) Nákó (1785-1848) einige Jahrzehnte später in den Grafenstand gehoben. Stiftungen der Nákós in Großsanktnikolaus sind die erste landwirtschaftliche Schule in Südosteuropa (1799 - hier war der Vater von Béla Bartók Administrator), das Kastell (1864), die römisch-katholische Kirche (1811 oder 1814-1824) und das Krankenhaus (1883-1896 - in dessen Innehof eine Statue der Hl. Berta steht).
Der Graf Kálman Nákó (1822-1902) ließ das Kastell im neoklassischen Stil errichten. Ein beeindruckendes Merkmal des Baus ist der Turm, der an die Burgen des Mittelalters erinnert.Es wurde nach der Nationalisierung geplündert und fast alles daraus vernichtet oder gestohlen. Bekannt ist der Ausspruch: „Schaut mal wie lustig das Parkett aus Rosenholz brennt.“
Stadtmuseum und Kulturhaus
Vor etwa drei Monaten hat die Sanierung des Nákó-Kastells begonnen und soll bis im Herbst d.J. beendet werden, versichert der Kulturreferent des Großsanktnikolauser Bürgermeisteramtes, der Lehrer Gheorghe Mândran, der zugleich auch zuständig für das Kulturhaus ist. Dachisolierung, Renovierungsarbeiten an der Fassade und einige Innenarbeiten gehören dazu, auch eine Ausweitung der Räumlichkeiten erhofft Mândran. Getragen werden die Renovierungsarbeiten aus EU-Fonds, somit heißt es: Termine einhalten.
Das Stadtmuseum – ebenfalls vom Nákó-Kastell beherbergt - umfasst die Béla Bartók-Gedenkstube und weitere zwei Ausstellungen: eine Archäologie- und eine Volkskunde-Abteilung. Zurzeit ist der Zugang zu den insgesamt über 200 Exponaten der Öffentlichkeit wegen den Renovierungsareiten vorenthalten. Das Highlight unter den Ausstellungsgegenständen ist wohl das 1000 Jahre alte Schwert, das bei Keglewitschhausen/Cheglevici ausgegraben wurde.
Die Béla Bartók-Ausstellung, die dem in Großsanktnikolaus geborenen Komponisten, Folkloresammler und Pianisten gewidmet ist, wurde von der Temeswarer Musikologin und Universitätsprofessorin Dr. Rodica Giurgiu konzipiert. Béla Bartók gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Moderne.
Im Kulturheim finden kulturelle Veranstaltungen im hauseigenen Festsaal mit 100 Plätzen statt, darunter Konzerte anlässlich der bereits zur Tradition gewordenen Béla Bartók-Tage, wo Musiker aus Temeswar und auch aus dem Ausland vor allem aus Ungarn angereist kommen. Kulturevents werden u.a. von den zwei Großsanknikolauser Ensembles geboten: dem rumänischen Volksmusik- und Volkstanz-Ensemble „Doina“ und dem serbischen Volkstanz-Ensemble „Sveti Sava“.