In Gemeinden und Kleinstädten tun sich Abteilungen in Sprachen der Minderheiten schwer. Nicht selten macht auch das recht hoch angesetzte Niveau an den deutschen Abteilungen Eltern Angst, dass sie „den Kindern nicht helfen können und diese dann irgendwann nicht nachkommen“. Erfahrene Deutschlehrer wie Dietlinde Huhn wissen jedoch, dass Nachhilfeunterricht nicht unbedingt der Erfolgsgarant ist. Auch die sogenannt deutsche Familie ist nicht automatisch mit guten Lernergebnissen gleichzusetzen.
Um jedoch all diese Vorurteile abzubauen, hat sich Dietlinde Huhn, stellvertretende Direktorin an der Allgemeinschule Nr.2 inGroßsanktnikolaus/Sânnicolau Mare, etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Die Lehrerin, die ein Jahr später die erste Klasse übernehmen wird, macht vorbereitenden Deutschunterricht mit den Kindern aus den Kindergärten der Stadt und viele dieser Kinder schreiben sich dann in die erste Klasse an der deutschen Abteilung ein. Die deutsche Schule in Großsanktnikolaus hat zum einen langjährige Tradition und Fakten zufolge auch Zukunft.
Wenn früher Schüler aus einem weiten Umkreis nach Großsanktnikolaus an die deutsche Abteilung des Lyzeums kamen, so ist diese Tradition irgendwie erhalten geblieben, denn Schüler aus Tschanad/Cenad, Marienfeld/Teremia Mare, Perjamosch/Periam, Nero/Nerău und Lowrin pendeln täglich aus ihrem Heimatort, um in Großsanktnikolaus die deutsche Schule zu besuchen. Der Unterschied nur, dass heute statt überfüllter Pendlerbusse nun meist Schulbusse für sie unterwegs sind. Auch kommen die Kinder heute an die deutsche Abteilung der Klassen 1-8, weil in ihrem Heimatort selbst kein Unterricht in deutscher Sprache geboten wird.
Auch dies mit ein Grund, warum die Klassen 1-8 inder westrumänischen Kleinstadt aus dem Verwaltungskreis Temesch/Timiş von insgesamt 117 Schülern besucht wird. Nicht zuletzt gehen auch 44 Kinder in den deutschen Kindergarten, der hier mit deutscher Unterstützung und massiver Implikation der Stadtverwaltung seit Jahren einen besonderen Stellenwert genießt. Nicht nur die ausschließlich deutsche Unterrichtssprache macht den Kindergarten so interessant, sondern „auch das Gebäude und dessen Lage in einer Gegend ohne Autoverkehr in der Nähe“, sagt Dietlinde Huhn. Deshalb wohl nicht von ungefähr, dass auch aus den Nachbarortschaften Tschanad/Cenad, Tomnatic/Triebswetter und Altbeschenowa/Dudeştii Vechi an diesem Kindergarten Deutsch lernen.
Auch gegenwärtig, lange nach den massiven Auswanderungswellen, sind Fluktuationen in den Klassen Fakt, denn manch einer plant auch heute noch, sein Kind an eine deutsche Abteilung zu schicken, um bessere Chancen nach einer eventuellen Auswanderung zu haben. Nicht zuletzt sind aber auch die Fälle häufig, in denen Absolventen der deutschen Schule in Großsanktnikolaus im Heimatort einen Arbeitsplatz gefunden haben – fast egal, ob dies nun in einem Betrieb ist, oder im Management einer Tourismuseinrichtung der Stadt. Auch das mag etwas heißen, wenn der Bürgermeister Dănuţ Groza der Banater Zeitung wiederholt gesagt hat, dass die Krise an seiner Stadt vorbeigegangen ist. Betrachtet man die Arbeitslosenrate, die zu Null tendiert, kann man dem Stadtvater Glauben schenken.
Aber nicht nur der Deutschunterricht macht die deutsche Abteilung an der Allgemeinschule Nr.2 inGroßsanktnikolaus attraktiv. „Um konkurrenzfähig zu bleiben, stellen wir nur dann Fachlehrer mit Deutschkenntnissen ein, wenn diese auch ihr Unterrichtsfach gut beherrschen“, sagt Dietlinde Huhn. „Die Lernergebnisse bei Prüfungen geben uns recht“, schließt die Deutschlehrerin, deren Strategie mit Vorbereitungskursen - zusammen mit den 44 Kindern aus dem deutschen Kindergarten - zum Erhalt der Schule aufgeht.