Eigentlich könnte man meinen, dass mit den Winterfeiertagen die Hauptsaison der Plätzchen und des Glühweins eröffnet wird. Das ist schon richtig. Die wenigsten wissen jedoch, dass um und an Weihnachten auch der Bierkonsum rasant in die Höhe geht. Eine gute Nachricht nicht nur für Bierproduzenten, sondern auch für –verteiler. Dietmar Krutsch und George Melega, die beiden Inhaber des ersten Bierlagers in Dumbrăviţa, das ausschließlich deutsches Bier anbietet, haben sich darauf vorbereitet und fahren in dieser Zeit ein paar Mal die Woche mit Kleinbussen nach Deutschland, um Bierkisten herzuholen – denn paradoxer Weise ist es so billiger als mit Spediteuren, die gerade zu dieser Zeit horrende Summen für die Transporte verlangen.
„Bei uns geht es um Bier und nicht um Getränke mit Bieraroma. Das deutsche Reinheitsgebot sieht vor, dass Mais nichts im Bier verloren hat. Das ist beim rumänischen Bier anders“, erklärt der Temeswarer Deutsche Dietmar Krutsch. Dieses Reinheitsgebot besagt, dass im Bier nur Hopfen, Malz und Wasser enthalten sein darf. Auch wenn es anders auf dem Aufkleber steht, wird dem rumänischen Bier oftmals Mais hinzugefügt, um den Gärungsprozess zu beschleunigen. Das Resultat sind meist unerwartete Kopfschmerzen am Tag nach dem Konsum.
Im Bierlager/Depozitul der bere unmittelbar vor der Ausfahrt aus Dumbrăviţa, auf der rechten Straßenseite, kauft nicht jeder ein. Nicht, weil das hier angebotene deutsche Bier etwas teurer als das rumänische ist, sondern, weil viele das deutsche Bier entweder nicht kennen, oder noch nicht zu schätzen wissen. Nicht nur die Statistiken zeigen, dass die Bürger Rumäniens vorwiegend Bier aus Plastikflaschen bevorzugen – wenn es geht, aus Zwei-Liter-PET, denn da gibt es auch den Gerstensaft zu einem guten Preis. Für die Inhaber des Bierlagers kommt diese Einstellung fast einem Sakrileg nahe. „Gutes Bier gibt es nur in der Flasche“, sagt Dietmar Krutsch, der die Kunden, „mit denen man erzählen kann“, auch gern des Besseren belehrt. Die meisten Klienten gehören der oberen Mittelschicht an und kommen meist aus der Umgebung. Eine einzige Firma aus Temeswar kauft die Sorten aus dem Bierlager, um sie im betriebseigenen Lokal anzubieten. Alle zwei Monate wird ein kompletter Lkw verkauft – das sind etwa 1200 Bierkisten. „Natürlich gibt es Platz für mehr“, so Dietmar Krutsch. „Dafür müsste sich aber die Mentalität der Leute ändern“.
Paulaner, Franziskaner, Augustiner, Kapuziner, Erdinger und viele andere Sorten, die vor allem aus Bayern importiert werden, stehen im Bierlager zum Verkauf. Insgesamt sind es mehr als 90 Sorten, die den Banater Biertrinkern angeboten werden. Die Preise beginnen bei unter 3,5 Lei und hören bei 7 Lei (Bock-Biere) auf.
Ein paar Tage vor dem 1. Dezember wurden alle Biere zu einem einheitlichen Preis von 4,5 Lei angeboten – so lange der Vorrat reichte. Zu den besonderen Bieren, die das Bierlager zur Verfügung stellt, zählen nicht pasteurisierte Biere, die die beiden Ladenbesitzer direkt von der Brauerei kaufen. Diese haben ein Haltbarkeitsdatum von nur einigen Monaten und sollen besonders gut schmecken. Die Inhaber beraten ihre Kunden immer, welche Biere denn die besten sind und was gerade im Angebot steht.
„Ich finde es nicht normal, dass man in der Stadt um fast 3,5 Euro ein deutsches Bier trinkt, wenn es fast zum gleichen Preis beispielsweise auf dem Marienplatz in München angeboten wird“, sagt Dietmar Krutsch. Viele Restaurantbesitzer verlangen meist das Doppelte und Dreifache für das deutsche Bier, das sie verkaufen. So können sich die Leute, die ins Lokal gehen, kaum leisten, ein gutes Bier zu trinken, beteuert Krutsch. Aus diesem Grund versuchen die Besitzer des Bierlagers, ab und zu Sonderangebote zu promoten. Dabei gibt es Rabatte von bis zu 35 Prozent. „Dann verkaufen wir das Bier praktisch ohne Zuschlag“, erklärt Dietmar Krutsch. Auf der eigenen Webseite, www.bayern-shop.ro, aber auch auf der Facebook-Seite von „Depozitul de bere“ sind diese zu lesen. Am morgigen Tag, dem Nikolaus-Tag, sollen alle Leute mit Nikolaus-Namen, die im Bierlager einkaufen, Sonderpreise bekommen. Das Bier kann auch online bestellt und dem Kunden nach Hause geliefert werden. Für Bestellungen ab 300 Lei ist der Transport kostenlos.
Vorläufig schmieden die beiden Inhaber des Lagers keine Expansionpläne. Sie hatten es schon mal mit einem Laden im Giroker Viertel in Temeswar und einem Geschäft in Arad versucht, doch sie mussten nach kurzer Zeit dicht machen. Einen bestimmten Grund kann Dietmar Krutsch nicht nennen. Er würde sich sehr wünschen, ein Wirtshaus mit deutschem Bier in Temeswar zu eröffnen, doch dafür seien vorläufig die Mieten in der Innenstadt viel zu hoch. Bis dahin soll aber eine sogenannte mobile Kneipe ab nächstem Herbst Realität werden. Der für den Bierverkauf speziell ausgestattete Anhänger wurde bereits aus Deutschland bestellt.