Schauspielerin Ildikó Frank spielt auf Ungarisch und Deutsch und wenn es sein muss auch auf Rumänisch. Neben dem Theater kann man sie in verschiedenen Projekten antreffen; so leitete sie einen Rhetorik-Workshop in Fünfkirchen/ Pécs.
Warum sind Sie Schauspielerin geworden und warum spielen Sie auf Deutsch?
Wir könnten sagen, dass es ein Zufall war, dass ich Schauspielerin geworden bin, aber es würde nicht ganz stimmen. Bereits in meiner Kindheit habe ich in den Schultheatergruppen mitgewirkt. Nach dem Gymnasium studierte ich an der Universität in Pécs aber etwas ganz anderes, nämlich Literatur und Englisch. Ich wusste aber sehr wohl, dass ich keine Lehrerin werden möchte. Ich war schon im zweiten Jahr, als ich von der Möglichkeit erfahren habe, in Temeswar zu studieren. Im Falle einer erfolgreichen Aufnahmeprüfung gab es ein Stipendium. Ich habe die Aufnahmeprüfung erfolgreich abgelegt und ich war außer mir vor Freude. Erst als ich im Oktober 1996 in Temeswar angefangen habe, habe ich festgestellt, wie beängstigend es eigentlich ist, von den Eltern weg- und dann gleich in ein fremdes Land zu ziehen, sein selbstständiges Leben anzufangen und auch noch in einer fremden Sprache zu studieren. Das Stipendium hatte ich vier Jahre lang und wurde von der Donauschwäbischen Kulturstiftung in Stuttgart finanziert. Die Bedingung war, dass ich danach fünf Jahre an der Deutschen Bühne in Szekszárd spielen sollte. Ihr Ziel war es, für Ungarn deutschsprachige Schauspieler auszubilden. Nach den wunderbaren Uni-Jahren in Temeswar musste ich also zurückkommen, obwohl ich es dann nicht mehr wollte. Ganz im Gegenteil zu Szekszárd ist Temeswar eine coole, multikulturelle und lebendige Stadt und ich wäre gern dageblieben.
Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit und in Ihrem Leben?
Man hat immer Wünsche und Sehnsüchte. Es gibt immer Gedanken, die mich nicht in Ruhe lassen, und diese motivieren mich sowohl in meiner Arbeit als auch in meinem Leben. Etwas das ich gesehen oder gelesen habe, Projekte, die ich gerne machen möchte.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Mein Hobby ist, Romane lesen, weil diese nicht oder nicht unbedingt zu meinem Beruf gehören. In meiner Freizeit treibe ich auch gerne Sport, zum Beispiel TRX (Anm. der Redaktion: Ganzkörper-Krafttraining), Eislaufen und Rollschuh fahren.
Wie war Ihre Kindheit?
Ich war ein braves Kind. Ich habe fleißig gelernt und meinen Eltern geholfen. Ich musste Musik studieren und Sprachen lernen. Wenn ich zurückblicke, habe ich trotzdem den Eindruck, dass ich sehr glücklich war. All meine Kindheitserinnerungen spielen sich in verschiedenen idyllischen Gärten ab, an Orten, wo ich gerne war: am Plattensee bei meiner Urgroßmutter oder in Mosonmagyaróvár bei meinen Großeltern.
Haben Sie auch mal auf Ungarisch gespielt?
Nicht sehr oft, aber ja. In Temeswar war es zum Beispiel ganz toll, weil das deutsche, rumänische und ungarische Theater in einem einzigen Gebäude waren und ich bei allen spielen durfte. Ich habe auch mehrmals auf der Universitätsbühne in Pécs gespielt. Ich würde aber sehr gerne mehr auf Ungarisch spielen.
Wird man Ihrer Meinung nach durch das Schauspielen selbstbewusster?
Auf jeden Fall, auch wenn man kein Schauspieler werden möchte. Diese Selbstsicherheit ist auch im Privatleben nützlich.
Haben Sie Lampenfieber vor einem Stück?
Ja, das hört nie auf. Ich bin daran gewöhnt. Sogar vor meinen Koffermärchen (Kindervorstellung) habe ich immer ein bisschen Lampenfieber. Wahrscheinlich ist es die Sache, die mich motiviert, und mir die nötige Kraft auf der Bühne gibt.
Was ist ihr Lieblingsgenre auf der Bühne?
Ich denke, ich bin eine dramatische Schauspielerin. Mir gefällt es zu glauben, dass große dramatische Kraft in mir steckt (lacht), aber das heißt nicht, dass ich ungern Komödien spiele.
Welches war die größte Herausforderung in Ihrer Karriere?
Diegrößte Herausforderung kam, alsich nicht mehr die Deutsche Bühne in Szekszárd leiten durfte. Ich war bis dahin als Intendantin und Schauspielerin da angestellt, was mir existenzielle Sicherheit garantierte. Danach musste ich mein Leben neu erfinden: wovon ich leben werde, was ich machen werde. Das war eine herausfordernde Situation, aber ich bin schlussendlich glücklich, dass es passiert ist, weil ich seither sehr viele neue Aufgaben gefunden habe und ich mehr kreative und weniger administrative Arbeit habe.
Haben Ihre Kinder auch ähnliche Zukunftspläne?
Mein Sohn möchte Schauspieler werden, er besucht ein Dramagymnasium in Budapest. Am Wochenende habe ich ihn in der Hauptrolle des Stückes „Reise im Mondlicht“ gesehen, es war seine Schauspielprüfung. Ich bin natürlich sehr stolz auf ihn. Meine Tochter hat andere Pläne. Sie studiert Medizin, aber als sie klein war, hat auch sie gern in verschiedenen Stücken mitgemacht. Ich wollte sie nie von ihren Plänen abbringen: sie sollen machen, wofür sie Leidenschaft fühlen.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Es gibt ein paar neue Theaterprojekte, die ich in diesem Jahr entwickeln werde. Auch werde ich meine bereits existierenden Vorstellungen, meinen Soloabend Café Klimt und meinen Loriot-Abend, weiterspielen und möglichst viel mit ihnen herumreisen. In meinen Theaterprojekten arbeite ich mit einfachen Mitteln, weil ich gerne all die Leute erreichen möchte, die das Bedürfnis haben, deutschsprachiges Theater zu erleben. Im Moment ist die Absolvierung meines Lehrerdiploms im Gange. Wenn ich die Zeit dafür habe, würde ich auch gerne einen theaterpädagogischen Kurs belegen. Und Filme zu machen ist auch eine meiner motivierenden Sehnsüchte.