Die aus dem Banat gebürtige Autorin und Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller (geb. am 17. August 1953 in Nitzkydorf) wurde kürzlich mit der höchsten bayerischen Auszeichnung, dem Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst bedacht. Der bayerische Kunstminister Dr. Wolfgang Heubisch händigte der Schriftstellerin die hohe Würdigung des Freistaates Bayern in München aus. In seiner Laudatio würdigte Heubisch Herta Müller als herausragende deutschsprachige Schriftstellerin der Gegenwart. Gegen alle Wahrscheinlichkeit sei Herta Müller über ihre vielfach belastete Kindheit und die Schrecken der Ceau{escu-Diktatur nicht verstummt, sondern habe das Sprechen gewählt. Weder in ihrem Leben noch in ihrem Werk habe Herta Müller die sogenannten Gegebenheiten jemals als unabänderlich hingenommen. Ihr Werk sei meisterhaft erzählt und widme sich existenziellen Fragen: Es zeige, wie Menschen durch Unterdrückung, Sprech- und Denkverbote, aber auch durch Lebenslügen deformiert werden, insbesondere dem Verleugnen von geschichtlicher Schuld. Darüber hinaus verdeutliche es, dass ein Menschenleben ohne Freiheit nicht gelingen kann und Sprache die wirksamste Form des Widerstands und der Selbstbehauptung ist. Ihr großer Roman „Atemschaukel“ widme sich auf besonders eindringliche Weise dem bedrohten Ringen um Wahrhaftigkeit und Menschenwürde. Damit besitze er Gültigkeit weit über das Bezugsfeld der rumänischen Diktatur hinaus.
Herta Müller war 2007- 2008 Stipendiatin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg. In dieser Zeit arbeitete sie auch an ihrem Roman „Atemschaukel“.
„Ich freue mich – was soll ich sonst sagen?“, meinte Herta Müller bei der Verleihung der Auszeichnung. So viel habe sie für Bayern ja eigentlich gar nicht getan. Allerdings habe sie als Stipendiatin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg durchaus viel gearbeitet.
Der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst, die höchste Auszeichnung des Freistaates, geht auf König Maximilian II. zurück und wurde in seiner heutigen Form 1980 geschaffen.
Herta Müller, die bedeutendste und mit den meisten Literaturpreisen geehrte Vertreterin der rumäniendeutschen Literatur, veröffentlichte ihre ersten literarischen Texte (Lyrik und Prosa) schon als Lenauschülerin in den NBZ-Beilagen „Lenauschülerstimmen“, „Universitas“ und „Kulturbote“. Ihr vielbeachteter Debütband „Niederungen“ erschien 1982 in zensierter Fassung im Bukarester Kriterion-Verlag. Mit „Drückender Tango“ konnte 1984 im Kriterion-Verlag nur noch ein zweiter Band in Rumänien erscheinen. In Deutschland veröffentlichte sie ab 1984 etliche vielbeachtete Bände u.a. „Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt“(1986), „Der Fuchs war damals schon der Jäger“(1992), „Herztier“(1994) oder „Atemschaukel“ (2009). Ihr letzter Band „Vater telefoniert mit den Fliegen“ erschien 2012 im Hanser Verlag München. 1981 erhielt sie den AMG-Förderpreis , 1982 den Debütpreis des rumänischen Schriftstellerverbands. Bis zum Literaturnobelpreis 2009 wurde sie fast jährlich mit einem deutschen,österreichischen oder internationalen Literaturpreis geehrt u.a. dem Ricarda-Huch-, Marieluise-Fleißer-, Kleist-, Kafka-, dem International IMPAC Dublin Literary Award, Joseph-Breitbach-Preis oder dem Berliner Literaturpreis.