Holzmodelle und Mechanismen von Leonardo da Vinci

Interaktive Ausstellung in der Temeswarer Bastei zu sehen

Ein Schlammbagger – diese von Leonardo Da Vinci gezeichnete Maschine sollte für die Beseitigung von Schlamm und Entschlammung von Kanälen eingesetzt werden, in Flussbetten, wo er die Schifffahrt behindern kann. Er besteht aus zwei parallelen Booten, auf die vier Schaufeln montiert sind.

Der Schwimmhandschuh und der Rettungsring. Der Handschuh ist Teil der Ausrüstung, die von Da Vinci erdacht wurde, um sich leichter im Wasser bewegen zu können. Er besteht aus fünf Holzstäben, die die Fingerausdehnung erweitern sollen und als Rahmen eine ausgedehnte Membrane nutzen, nach dem Vorbild einer Schwimmvogelpfote. Die Fußnote von Leonardo da Vinci unter dem Entwurf definiert sie als „Handschuh mit Geweben, um im Meer schwimmen zu können“. Auf dem selben Blatt zeichnet er einen Rettungsring, mit der Erläuterung: „um sich bei einer Flut retten zu können“. Fotos: Zoltán Pázmány

Auf den Spuren eines Bahnbrechers begibt man sich derzeit in der Mansarde der Temeswarer Bastei in der Innenstadt. „Das Genie Leonardo da Vinci – Seine Maschinen und Erfindungen““ betitelt sich die hervorragend präsentierte interaktive Ausstellung, die Leonardo da Vinci (1452–1519) gewidmet ist. Über 30 Modelle von Mechanismen und Erfindungen des weltberühmten Künstlers und Erfinders sind ausgestellt. Der Eintritt ist frei, die Schau ist bis zum 15. Januar zu sehen und wird vom italienischen Generalkonsulat, der Kommunalverwaltung und dem Banater Museum veranstaltet. Sie ist besonders für Kinder und Jugendliche interessant, da man die Exponate anfassen und ausprobieren kann.

 

Ein Windmesser, eine Schraube, ein Schwimmhandschuh – man staunt nicht mehr, wenn man sie erblickt. Es sind Gegenstände und Installationen, die im alltäglichen Leben einfach vorhanden sind. Vor einem halben Jahrtausend hingegen waren sie aber Meilensteine der Technik, die das Leben enorm erleichterten und zur Entwicklung der heutigen modernen Ausstattungen beitrugen. In der interaktiven Ausstellung in der Temeswarer Bastei kann man nun Mechanismen und Erfindungen bestaunen, die nach den Skizzen von Leonardo da Vinci geschaffen wurden,. Zugleich kann der Besucher sein Wissen zur Mechanik auffrischen und einen Einblick in die Denkweise und Genialität des berühmten Leonardo da Vinci bekommen.

 

Spiegelkabinett und Flugmaschinen

Die rund 30 ausgestellten Exponate und Holzmodelle passen perfekt zu der umfangreichen Holzmansarde der frisch renovierten Bastei. Sie sind nach detaillierten Skizzen von da Vinci gefertigt und mit Erklärungen in vier Sprachen versehen. Viele funktionieren und man kann sie auch ausprobieren und gleichzeitig staunen, wie weit voraus im Wissen, Denken und Tüfteln der Toskaner seiner Zeit war. So kann man sich mit dem „Spiegelkabinett“ fotografieren lassen – eine Erfindung, die Teil einer langen Reihe von Studien ist, die Leonardo da Vinci im Bereich der Optik durchführte. Mit dieser „Maschine“ erforschte er die Geheimnisse der multiplen Reflexion: Im Zentrum dieses „Kabinetts“ mit acht Spiegelwänden ist es möglich, ein in der Mitte stehendes Objekt von allen Seiten gleichzeitig zu sehen, ohne sich selbst zu bewegen.

Ausgestellt ist auch die Maschine, mit der sich der Forscher vorgenommen hat, die Weite des Flugantriebes auszuprobieren. Schon damals hatte da Vinci die Vision, zu fliegen. Mit der Konstruktion und dem Skizzieren von  Flugmaschinen beschäftigte er sich bereits als Jugendlicher. Er nahm sich Tiere zum Vorbild und versuchte technische Entwicklungen in Richtung Flugmechanismen voranzutreiben. Eine seiner Ideen war es, dass der Mensch fliegen können müsse wie ein Vogel. So konstruierte er auch die ersten Flugapparate. Dazu erforschte er den Flug der Vögel und die Strömung der Luft beim Fliegen. Eine seiner ersten Entdeckungen war die Luftschraube, ein Vorläufer des modernen Helikopters.

Weitere Highlights der Ausstellung sind: eine endlose Schraube, ein Vertikalornithopter, der Fallschirm, die Kanone oder das Maschinengewehr. Auch Nachahmungen von bekannten Gemälden von Leonardo da Vinci sind derzeit in der Bastei zu sehen.

 

Maler, Forscher, Ingenieur

GenialeMenschen beginnen große Werke, fleißige Menschen vollenden sie“, sagte Leonardo da Vinci. Und was hat er nicht alles begonnen und vorausgeahnt: das Fahrrad, das Flugzeug, den Taucheranzug. Er hat die Technik und Moderne erfunden und so wird er auch von vielen verehrt: als Gott der Moderne. Er zerlegte Gegenstände und zeichnete jedes Detail, das er dadurch finden konnte und zählte auch zu den ersten Wissenschaftlern, die tote Lebewesen aufschnitten, sezierten, um die Muskeln, Knochen und Organe zu studieren. Seine Aufzeichnungen des menschlichen Körpers waren so genau, dass sie für die Ärzte sehr hilfreich waren. Daher zählt da Vinci nicht nur als Maler, sondern auch als Architekt, erfindungsreicher Ingenieur und leidenschaftlicher naturwissenschaftlicher Forscher zu den größten Persönlichkeiten der Renaissance.

Er wurde in Florenz geboren, der damals reichsten Stadt des Spätmittelalters und lebte in einer Zeit mit wichtigen Erfindungen, wie der Buchdruck. Neben seinen künstlerischen Fähigkeiten forschte er auch auf naturwissenschaftlichem Gebiet.

Geboren wurde Leonardo da Vinci am 15. April 1452 als unehelicher Sohn des Notars Ser Piero d'Antonio und der Magd Caterina. Er wuchs bei seinem Vater auf. Zwischen 1462 und 1466 kam Leonardo in die Werkstatt des Goldschmiedes, Malers, Schnitzers und Bildhauers Andrea del Verrocchio (1435-1488) in Florenz. 1472 wurde er in die Florentiner Malerzunft Compagnia di San Luca aufgenommen. Er arbeitete auch für Lorenzo de’ Medici, genannt il Magnifico, Herrscher über Florenz. Zwischen 1503 und 1507 entstand sein wohl berühmtestes Werk: die Mona Lisa.

 

Umfangreiches Kulturprojekt

Die Vernissage der Ausstellung fand vergangenen Woche statt. Stefano Mistretta, italienischer Generalkonsul in Temeswar, wohnte der Veranstaltung bei. Die Schau ist Teil eines größeren Kulturprojekts, das derzeit in Temeswar läuft und dem Universalgenie gewidmet ist. Im Zeitraum Dezember 2011 – Januar 2012 werden mehrere Workshops, Filmprojektionen sowie Konferenzen über den bekannten italienischen Künstler organisiert. Das Programm und weitere Infos sind auf www.constimisoara.esteri.it abrufbar. Leonardo da Vinci gilt als Mitbegründer der experimentellen Naturwissenschaften und als bedeutendster Vertreter der Hochrenaissance. Das Projekt soll an seine Errungenschaften und seinen Beitrag zu den technischen und wissenschaftlichen Entwicklungen der Neuzeit erinnern.