„Homing“ ist das Phänomen des Zurückkehrens der Vögel

Interview mit Andrea Wolfer, Mitglied im Künstlerteam, das sich mit „Homing“ befasst

Andrea Wolfer während der Pop-Up-Woche des Projektes „Homing“ im Haus der Künste in Temeswar. Foto: Zoltán Pázmány

Andrea Wolfer während der Pop-Up-Woche des Projektes „Homing“ im Haus der Künste in Temeswar. Foto: Zoltán Pázmány

Andrea Wolfer ist Schauspielerin und Dramaturgin und kämpft wie eine Löwin für diejenige, die in Rumänien bleiben, um die Kultur wiederzubeleben. Mit ihr führte Alexia Bagiu ein Interview zum Thema „Homing“. „Homing“ benennt das Phänomen des Zurückkehrens der Vögel nach Hause. „Homing“ ist ein Projekt, das sich mit dem Thema der Auswanderung der Bürger Rumäniens befasst. Das Projekt, das in Rumänien begonnen hat, wird mit einer Ausstellung Ende August in Temeswar gekrönt, die im Oktober schließlich auch in Stuttgart gezeigt wird.

Warum wurde der Titel „HOMING“ gewählt?

Wir haben uns mehrere Titel ausgedacht, aber wir konnten uns nur schwer entscheiden. Entweder war der Titel perfekt auf Rumänisch und dann konnten wir ihn nicht ins Deutsche übersetzen oder umgekehrt. Wir wünschten uns einen Titel, den alle verstehen, also dachten wir an „ Homing“, weil jeder Englisch versteht. Neben dem englischen Titel haben wir zwei Untertitel, „descoperind acas²“ und „auf der Suche nach Zuhause“, gewählt. „Homing“ ist das Phänomen des Zurückkehrens der Vögel nach Hause.

Was bedeutet die Frage, die heute im Rahmen der Performance gestellt wurde: „Warum ist das Gras immer grüner auf der anderen Seite des Zaunes?“

Ich habe bemerkt, dass viele Leute aus Rumänien in andere Länder ziehen, weil sie glauben, dass sie dort einen gewissen materiellen Komfort finden. Es ist genau wie die Angewohnheit, zum Nachbarn zu schauen und zu denken, dass der Nachbar immer mehr und bessere Sachen hat als einer selbst. Es sollte ein Hinweis darauf sein, dass man zuerst auf sein eigenes Gras schaut oder abgeleitet von dem rumänischen Sprichwort, dass man sich um seine eigene Ziege kümmert und nicht um die des Nachbarn.

Warum haben Sie das Projekt in Temeswar gemacht?

Es kam dazu, weil Ema (Ema St²icu], Heilerin und Performerin, ebenfalls Mitglied im Homing-Team – N. Red.) wusste, dass diese „Auswanderung“ der Rumänen ein großes Problem ist und sie wusste auch, dass ich in vielen Theater- und Kunstprojekten in Temeswar mitmachte. Deshalb hat sie mir geschrieben, ob wir es hier machen könnten, sie wusste dass ich hier viele Initiativen habe, ich habe mich um die gesamt Logistik gekümmert und dann haben wir zusammen am Inhalt gearbeitet.

Glauben Sie, dass die Antworten zu den sieben Fragen den Begriff „Zuhause‘‘ am Ende definieren werden?

Ja, alle zusammen, die verschiedenen Geschichten zum Thema ,,Homing‘‘; ich denke schon. Es ist ziemlich schwer, alles zu beschreiben, deshalb haben wir auch Interviews geführt, weil wir sehen wollen, ob „Zuhause“ ein Ort oder etwas Innerliches ist. Wir versuchen das durch Videoaufnahmen und Texte. Ich denke, es geht um eine Atmosphäre, um eine gewisse Ruhe oder Unruhe.

Was bedeutet für Sie „Zuhause“?

Für mich bedeutet es, meine Ideen in Projekte umzusetzen. „Zuhause“ hat auch mit meinem engen Freundeskreis zu tun, mit meinen Freunden Projekte zu machen. Also wäre es eine Mischung zwischen Freunden und Projekten.

Möchten Sie mit diesem Projekt die Rumänen beeinflussen, die weggehen wollen?

Ja, oder wenigstens sollen sie sich einige Fragen stellen, ob es ihnen besser geht in anderen Ländern, und ob sie dort das finden werden, was sie gesucht haben.

An welches Publikum wenden Sie sich?

Wir wenden uns an ein junges Publikum, an Schüler, die mit dem Gedanken spielen, im Ausland zu studieren, an junge Erwachsene, die im Ausland waren und sich darüber nachdenken, zurückzukommen und an ältere Personen, die im Ausland waren und ihre Geschichten mitteilen möchten.