Er war und ist auch heute in seiner alten Heimat, dem Banat, kaum bekannt, in der Welt des Films, vor allem im deutschsprachigen Raum, gehört der Filmregisseur und Drehbuchautor Géza von Cziffra aber zu den ganz Großen der Filmkunst im 20. Jahrhundert. Er hinterließ nach einer 50jährigen Laufbahn ein Oeuvre, das schwer seines gleichen findet: Er schrieb 138 Drehbücher und führte Regie in über 70 Spielfilmen, hinzukamen zahlreiche Buchveröffentlichungen. 1900 in Arad geboren besuchte Geza von Cziffra vorerst ein Jesuiten-Internat. Darauf besuchte er von 1914 bis 1918 eine Marine- und Kadettenanstalt in Großwardein. Nach Kriegsende zog er nach Budapest. Hier war er zuerst als Zeitungsredakteur tätig. 1920 zog es ihn nach Wien, darauf 1923 nach Berlin, wo er in den bekannten Kaffeehäusern die damalige künstlerische Boheme kennenlernte. In der deutschen Hauptstadt waren das u.a. Kurt Tucholsky, Carl Zuckmayer, der junge Bertolt Brecht. Er war kurze Zeit als Reporter beim "Berliner Tageblatt" beschäftigt, er schrieb auch für "Die Welt am Abend" und für "Die Weltbühne" Filmartikel, Glossen. Er landete aber bald in der aufstrebenden Filmindustrie, bei mehreren Filmgesellschaften als Drehbuchautor. So war er 1922 Volontär bei der Sascha -Filmindustrie und inszenierte seinen Debütfilm "Gullivers Reisen". In seiner Autobiographie "Kauf dir einen bunten Luftballon" nennt Cziffra mit Hochachtung den berühmten Drehbuchautor und Filmpionier Karl Vollmoeller (Der blaue Engel), der ihn mit wichtigen Persönlichkeiten bekanntmachte u.a. mit Walter Gropius, Wieland Herzfelde, George Grosz, Oskar Kokoschka, Ernst Barlach. Für den schwierigen Weg in der Filmindustrie waren wohl seine Begegnungen mit Max Liebermann und Albert Einstein entscheidend. In dieser Branche sollte sich Cziffra als wahrer Lebenskünstler beweisen: Er schrieb in dieser wirren Zeit zahlreiche Drehbücher, 1932-1933 war er Eigentümer eines gutgehenden Kabaretts am Kurfürstendamm. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialiosten kehrte er 1933 nach Budapest zurück. Hier drehte er für Hunnia-Film mehrere Spielfilme. 1936 jedoch kehrte er wieder nach Berlin zurück, dann während des Krieges nach Wien. 1943 gelang ihm der große Durchbruch als Regisseur mit dem Revuefilm "Der weiße Traum". 1945 drehte er in der von den Nazis besetzten Stadt Prag Er wurde von der Gestapo verhaftet und kam für sechs Monate in das berüchtigte Gefängnis Pankrac. Cziffra konnte einem Transport in das KZ Theresienstadt nur durch die Fälschung und Manipulation seiner Unterlagen entkommen.1945 gründete er in Wien die erste österreichische Firma der Filmproduktion in der Nachkriegszeit.1952 war er Mitbegründer der Arion-Film GmbH in Hamburg. Seine Musik- und Unterhaltungsfilme prägten und beeinflussten entscheidend den deutschen und den österreichischen Unterhaltungsfilm der 50. und 60ger Jahre. Die bedeutendsten Schauspieler des Genres waren darin vertreten wie Peter Alexander, Senta Berger, Rudolf Platte.
Nach seinem unvollendet gebliebenen Debütfilm "Gullivers Reisen" von 1922, kamen u.a. "Liebe nach Noten", "Weißer Flieder", "Ball im Savoy", "Der himmlische Walzer", "Die Abenteuer des Grafen Bobby" oder "Ein Stern fällt vom Himmel". Er veröffentlichte u.a. Romane (Tanja und ihre vierzig Männer, Dr. Martin Ottler, Mitläufer), Lustspiele, eine Sittengeschichte des deutschen Films, Anekdoten, seine Autobiograhie "Ungelogen. Erinnerungen an mein Jahrhundert", München 1988. In einem späten Interview hat er 1980 sein künstlerisches Credo bekräftigt: "Ich bin ein überzeugter Unterhalter!" Cziffra war fünfmal verheiratet. Er starb 1989 in Dießen am Ammersee und wurde in München beigesetzt. Géza von Cziffra wurde u.a. mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. (bw)