Der 2. Weltkrieg, Kriegsgefangenschaft in Russland, Ceaușescu – das alles sind Begriffe, die viele Menschen nur aus Geschichtsbüchern kennen. Alois Weil jedoch hat all das miterlebt und uns davon erzählt. 1928 wurde er in Arad geboren. Gerade einmal elf Jahre später brach der zweite Weltkrieg aus und sein Vater war gezwungen, als Soldat in der Armee zu dienen, weswegen Alois Weil schon in jungen Jahren im väterlichen Landwirtschaftsbetrieb eine wichtige Rolle übernehmen musste, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Mit 17 Jahren, am 13. Januar 1945, wurde er nach Russland deportiert. Knapp fünf Jahre später konnte er endlich in seine Heimat zurückkehren, in der er bis heute lebt. In der Zwischenzeit war sein Vater wieder zurückgekehrt und hatte den Betrieb weiter geführt.
„Mein Beruf ist mehr muss als will.“, sagt Alois Weil. Ursprünglich übernahm er den Gartenbaubetrieb nicht aus freiem Willen, aber auch „mit 90 Jahren macht es mir noch Spaß“. Angefangen hat es mit Gemüse, denn mit Blumen konnte man damals kein Geld verdienen. Aber essen mussten die Menschen immer. „Während des Kommunismus waren 90 Prozent unserer Produkte Gemüse. Auf nationaler Ebene wurden unsere Gurken, Tomaten usw. verkauft. Ganze Waggons füllten wir mit unserer eigens gezüchteten Maroschgurke.“
Im Laufe der Jahre ging es mit dem Betrieb auf und ab, mal lief er besser, mal schlechter, aber trotz all der Schwierigkeiten wird der Betrieb in drei Jahren sein hundertjähriges Bestehen feiern. Auf die Frage, wer ihn all die Jahre unterstützt habe, antwortet Alois Weil mit einem Blick in den Himmel.
Dass er trotz seines hohen Alters immer noch arbeitet, liegt unter anderem daran, dass es ihm viel Spaß macht. Ein anderer Grund ist, dass er vor mehr als zwei Jahrzehnten, 1997, unter einer schweren Form von Krebs litt, die er durch eine ganz besondere Behandlung besiegte: „Therapie durch Arbeit“. Statt sich nur auf die Ärzte zu verlassen, nutzte Alois Weil seine Zeit und arbeitete weiterhin in dem Gartenbaubetrieb und sein gesundheitlicher Zustand verbesserte sich zusehends, bis er schließlich geheilt war. „Es ist eine Art Medizin, die von mir stammt, aber von einem Arzt genehmigt wurde. Ich selbst habe so nun schon 21 Jahre überlebt und man sagt schon bei fünf Jahren, es sei viel. “
Diese schwere Zeit, die letztendlich ein gutes Ende fand, inspirierte ihn zu einem Projekt, das 2021 zum hundertjährigen Jubiläum verwirklicht werden soll: Mit Hilfe des Deutschen Forums soll auf seinem Grundstück ein Altenheim errichtet werden. Es soll Platz für 20 Personen haben, die alle - insofern sie können und wollen - in dem Gartenbaubetrieb arbeiten. Derzeit wird das Projekt noch geplant und organisiert, aber schon bald soll es losgehen. Alois Weil möchte sein großes Vorhaben selbst finanzieren und hat sogar in seinem Testament verfügt, dass all sein Vermögen an die Stiftung „Therapie durch Arbeit“ vermacht wird. 2021, dann wird er bereits 93 Jahre alt sein. Alois Weil lehnt sich zurück in seinem Stuhl und denkt einen Moment nach, bevor er resümiert: „Der erste Bewohner des Altenheimes bin dann wohl ich“.
Der Beitrag wurde im Rahmen eines Schüler-Projektes des Medienvereins FunkForum erstellt und finanziell vom ifa getragen.