Die Botschaft des Weihnachtsfestes ist Folgende: der Herr ist nahe (Emmanuel). An Weihnachten ist Er endgültig unter uns gekommen, um uns Menschen nahe zu sein. Diese Nähe durften wir das ganze Jahr hindurch erfahren. In besonderer Weise empfanden sie unsere Kranken, für die Er die Kraft war, welche sie beseelte, an Ihn konnten sie sich mit all ihren Kräften klammern, auch im scheinbar aussichtslosen Leid. Seine Nähe haben, durch den Glauben unserer Priester und Gläubigen, auch die Ärzte und Krankenschwestern gespürt, als sie diese unsere Kranken, die dort am Krankenbett litten, baten, für das Krankenhauspersonal zu beten. Denn sie konnten in ihnen erfahren, dass der Herr nahe ist. Eben deshalb ist er ja gekommen, um uns nahe zu sein, um mit uns zu sein. Eine der Versuchungen in dieser Zeit der Pandemie ist gerade diese: zu vergessen, dass der Herr uns nahe ist. Wegen der Infektionsgefahr konnten wir unseren Kranken zwar nicht physisch beistehen, wir konnten unsere Nähe nur durch Telefongespräche und Gebet zum Ausdruck bringen, aber der Herr war bei ihnen, Er stand ihnen zur Seite, ihnen und auch ihren Brüdern und Bekannten, die für sie beteten. Nach wochenlangem Aufenthalt im Krankenhaus sagte ein Kranker: „Ich möchte zwar schon aus dem Krankenhaus heraus und nach Hause gehen, aber das ist noch nicht möglich. Der Herr, jedoch, ist hier mit mir. Tagelang kann ich mit Ihm sprechen. Und das tut mir gut.“
Weihnachten ist das erste Kommen des Herrn. Das Wort ist Fleisch geworden, Mensch geworden, Kind geworden und wohnte unter uns. Das Wort des Herrn, Seine Botschaft, Er selbst ist gekommen, um den Menschen etwas mitzuteilen. Was möchte Er uns mitteilen? – Sein ganzes Wesen, Seine Worte und Seine Taten reden von Seiner grenzenlosen Liebe für die Menschen. Gott liebt uns unendlich viel. Deshalb ist er zu uns gekommen. Es war unglaublich schön zu hören, wie die Teilnehmer am Fortbildungskurs für Erwachsene in den vergangenen Monaten erzählten, wo und wann sie Gottes Liebe erfahren haben und wie sich ihr Leben demzufolge verändert hat. Das Wort des Herrn will auch heute Fleisch werden, es will nicht nur bei Wörtern stehenbleiben.
Der Herr ist gekommen, um uns eine Mission anzuvertrauen. Auch uns sendet Er in Seinem Namen aus, mit Seiner Botschaft, mit Seiner Nähe, denn jene, die Er aussendet, begleitet Er auch, Er spricht ihnen Mut zu und schenkt ihnen Kraft. – Geht und seht, was den Menschen fehlt. Gebt ihnen das, was sie am notwendigsten brauchen.
Auf die Frage: was wünschen wohl die Jugendlichen heutzutage am meisten, antwortete einer der Studenten in Temeswar: „Selbst ohne sich dessen bewusst zu sein, sehnen sie sich nach dem lieben Gott.“ Ja, geliebte Brüder und Schwestern, bringt Ihn mit, den lieben Gott, in dem Stück Brot, mit dem ihr den Bedürftigen beisteht. Ihn sollt ihr mitbringen, wenn ihr einen Prozentsatz eures Einkommens darbringt. Ihn, Jesus unter uns geboren, sollt ihr mitbringen, wenn ihr, in Demut, euren Nächsten um Verzeihung bittet oder wenn ihr von ganzem Herzen denen verzeiht, die gegen euch gesündigt haben. Ihn sollt ihr zu euren müden und gereizten Arbeitskollegen bringen. Seid ein Tor, durch welches das an Weihnachten geborene Jesukind in die Herzen euer Mitmenschen eingehen kann, in das Leben eurer Familien eintreten kann.
Mit diesen Gedanken wünsche ich meinen Mitbrüdern im priesterlichen Amt, den lieben Gläubigen und allen Menschen guten Willens ein frohes Weihnachtsfest. Die Feier wird in diesem Jahr zwar ruhiger und eher etwas zurückhaltend sein, wegen der Pandemie, aber wir werden vielleicht trotzdem unsere Aufmerksamkeit auf das Wesentliche richten können: unsere Beziehung zu Gott und die Beziehungen unter uns Menschen. In diesem Sinne treten wir auch ins Neue Jahr, wo uns Gottes Segen auf unserem Lebensweg begleiten möge.
Temeswar, Weihnachten 2020
Josef Csaba Pál
Diözesanbischof