Der 1983 in Merseburg geborene Bernhard Spring veröffentlichte 2010 seinen ersten Kriminalroman „Folgen einer Landpartie. Ein historischer Eichendorff-Krimi“. Aufgrund des Erfolgs folgte 2011 die Fortsetzung „Die verschwundene Gräfin“. Spring macht in seinen Büchern aus dem romantischen Dichter Joseph von Eichendorff einen findigen Ermittler. BZ-Redakteur Robert Tari unterhielt sich mit dem Autor bei seinem Besuch in Temeswar/Timişoara. Bernhard Spring unternahm kürzlich eine Lesereise durch Rumänien und stellte seine Eichendorff-Krimis vor.
Bei Ihren bisherigen Romanen handelt es sich ausschließlich um Krimis. In Deutschland ist es gegenwärtig ein sehr beliebtes Genre. Hatte es bei der Konzipierung eine Rolle gespielt?
Es wäre ja sehr albern, zu versuchen, irgend einer literarischen Mode zu gefallen. Denn es muss ja auch irgendwo vom Talent des Autors abhängig sein und das Talent ist ja nicht nur das Können oder der Glaube an das eigene Können, sondern vor allem auch die Überzeugung und die Freude am eigenen Schreiben. Kriminalroman ist für mich deshalb was ganz Besonderes als Genre, weil der Autor im Grunde den Roman zweimal schreiben muss. Einmal muss er ihn sich chronologisch ausdenken und danach muss er ihn im Grunde wieder zuschütten. Zum Schluss muss er, wenn er ihn fertig geschrieben hat, fragen, ab welcher Stelle der Leser wissen könnte, wer der Mörder ist. Es darf nicht zu früh und natürlich auch nicht zu spät sein. Es darf nicht zum Schluss ein Wow-Effekt kommen, das man sich fragt, ja wo kommt denn diese Person her, die hat bisher ja gar keine Rolle gespielt. Es darf auch nicht so sein, dass nach zwei Seiten nach dem Mord nur noch ein einziger verdächtig sein kann. Es ist ein makaberes Spiel mit dem Wissen des Lesers und das ist der Reiz für den Autor.
Die Bücher lesen sich auch als historische Romane. Die Wahl Joseph von Eichendorffs als romantischer Dichter, der zum deutschen Vidocq wird, ist recht ungewöhnlich. Wieso gerade diese Mischung?
Wenn man sich mit dem Leben Eichendorffs hinter der Literatur beschäftigt, hatte er eigentlich ein ziemlich eintöniges und konservatives Leben geführt. Von daher passt das nicht und ich wollte gerade diesen Bruch. Ich wollte eine Figur wählen, die verhältnismäßig bekannt ist in Deutschland und sie mal ganz anders darstellen. Natürlich ist es mir bewusst, dass die Figur Eichendorff in meinem Roman nur bedingt etwas mit dem real existierenden Dichter zu tun hat. Aber genau mit diesem Spiel mit Erwartungen konnte man hier wieder sehr punkten. Man denkt, Eichendorff würde einiges vielleicht kühler angehen oder einiges vielleicht überlegter tun und er macht es eben gerade nicht, sondern handelt in erster Linie menschlich und das wollte ich zeigen.
Wie hat das deutsche Publikum darauf reagiert? Gab es auch negative Stimmen?
Eine Leserin hat sich einmal beschwert, das man nicht so freigiebig mit einer realen Person umgehen kann, sonst aber überwiegt die Überraschung. Interessanterweise gab es auch nur einmal eine Korrektur, dass er an einen Park nicht vorbeigelaufen sein kann, weil es da eine Mauer gab, aber ich denke, in Deutschland sind wir lang genug an Mauern entlang gelaufen und das wäre auch langweilig zu lesen, dass Eichendorff auf eine Mauer starrt.
Sie haben bisher zwei Romane mit Eichendorff als Hauptfigur herausgebracht. Was folgt als nächstes?
Es folgt erstmal ein Erzählband, in dem verschiedene Erzählungen und Gedichte, die bereits in den letzten zehn Jahren vereinzelt erschienen sind, anlässlich dieses zehnjährigen Jubiläums, als Sammelband herausgegeben werden sollen. Das freut mich persönlich sehr und im Herbst freue ich mich auf einen weiteren Kriminalroman, der allerdings in der Gegenwart spielt und auch mit gegenwärtigen Problemen dementsprechend zu tun hat.
Sehr viele Kriminalautoren schaffen eine zentrale Figur, die in den Romanen immer wieder als Hauptfigur fungiert. Wird ihr neuer Roman eine solche Figur einführen?
Als Autor plant man ein bisschen langfristiger und tatsächlich habe ich auf meinem Schreibtisch schon zwei andere Romane fertig liegen, die in den nächsten Jahren bei dem Verlag herauskommen sollen und die handeln tatsächlich alle von dem selben Kommissar, der entsprechend mit altert, dessen familiäre Umstände sich anpassen und verändern, der neue Kollegen kriegt und dann teilweise auch an anderen Orten ermittelt. Diese Figur existiert tatsächlich.
Darf sie schon enthüllt werden?
Das kann ruhig enthüllt werden, weil der Roman nun im Herbst erscheint. Es ist zunächst Kriminalkommissar Martin Schneider aus Merseburg.
Als Autor scheinen Sie besonders fleißig zu sein. Sie haben jetzt erwähnt, dass bereits zwei weitere Romane auf ihrem Schreibtisch bereit liegen. Was ist denn so Ihr Arbeitspensum?
Fleißiger Autor würde ich nicht sagen, ich würde eher sagen: Ich bin Lektorenschreck. Weil ich einmal im Monat vielleicht eine neue Idee habe und meinen Lektor frage, ob wir das realisieren wollen und er kommt mit dem Lesen nicht hinterher. Mein Arbeitspensum richtet sich sehr nach der Gastfreundschaft meiner Schwiegermutter. Immer, wenn Sie meine Frau und mein Kind für eine Woche aufnimmt, dann habe ich Sturm frei und kann dann das schreiben, wofür ich sonst im Alltag nicht die Zeit habe.
Betrachten Sie sich ausschließlich als Kriminalautor? Haben Sie sich besonders auf dieses Genre fixiert?
Nein, ich habe mich nicht auf das Genre fixiert, also Krimis schreiben sich, denke ich, sehr einfach, für mich zumindest. Weil man sie in einem Wurf schreiben kann. Man muss sie in einem Wurf schreiben, sonst ist man selber aus der Handlung raus, aber ich plane natürlich auch andere Romane, in denen mal keiner stirbt.
Sie sind zum ersten Mal in Rumänien. Welchen Eindruck hinterlässt das Land bei Ihnen?
Es ist eine Herausforderung. So weit weg von Deutschland war ich zwar schon, aber noch nicht so weit weg von den deutschen Lebensgewohnheiten. Aber man reist ja, um anderes kennenzulernen, um seine Horizonte zu weiten und dafür ist Rumänien, denke ich, sehr geeignet. Ich möchte soweit gehen und sagen: Es ist ziemlich inspirierend für mich.
Wie fanden Sie das rumänische Publikum im Vergleich zum deutschen?
Das Publikum ist in Vergleich zu Deutschland etwas zurückhaltender. Was ich aber damit erkläre, dass ich in Deutschland schon etwas bekannter bin. Hier kennt mich eben keiner, hier kann ich für jeden, der kommt, dankbar sein und natürlich ist erstmals die Zurückhaltung groß bei einem unbekannten Autor, der noch so jung ist, was kann man von dem erwarten? Aber es sind sehr freundliche Gespräche, auch sehr freundliche Gespräche untereinander, dann hinterher und die Gastfreundschaft insgesamt ist hier größer. Man kümmert sich mehr um den Autor Vorort. Das finde ich sehr schön.