Für den ehemaligen Fachberater der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, Rolf Willaredt, ist das Pflegen guter Beziehungen und Kontakte unverzichtbar. Vor Kurzem kehrte der Vertreter des Regionalen Bildungsbüros der deutschen Stadt Hagen nach Rumänien zurück, um in Temeswar/Timişoara ein europäisches „Erasmus+“-Projekt anzubahnen. Bei dem Vorhaben soll sich die Gruppe „Uni 50 plus“ aus Hagen mit ähnlichen Seniorengruppen aus anderen Ländern treffen und zu diversen Themen austauschen. In diesem Fall soll ein Austausch mit Senioren aus Rumänien und Ungarn erfolgen, ließ Willaredt wissen. Das Förderprogramm „Erasmus+“ bietet Zuschüsse für internationale Begegnungen. Der Projektantrag wird bis zum 1. September gestellt.
„In Hagen hat sich eine Gruppe gebildet, die auf einer akademischen Ebene versuchen möchte, im Seniorenalten Themen zu behandeln, und zwar sehr umfänglich und vertiefend, um bei Problemstellungen Lösungen finden zu können. Eine dieser Gruppen beschäftigt sich beispielsweise mit den Themen ´Stadtentwicklung und Stadtteilplanung´, eine andere Gruppe befasst sich mit dem Thema ´Migration´“, erklärte Rolf Willaredt. Bei dem Treffen in Temeswar war auch Edgar Marsh dabei, der sich mit der Hagener Themen-Gruppe „Migration“ beschäftigt. „Wir wollen versuchen, alle Unterstützungs-Angebote für Migranten zusammenzustellen, egal, ob es sich dabei um die Stadtverwaltung oder andere unterstützende Organisationen oder bürgerliche Initiativen handelt. Man muss ja wissen, wo man die Unterstützung finden kann, die man sucht“, erklärte Marsh, der sich in der Kinderhilfsorganisation „terre des hommes“ engagiert. Ein weiterer Aspekt verbindet die Stadt Hagen mit Rumänien, und zwar die Tatsache, dass dort die Hauptgruppe der Zuwanderer Rumänen sind. „Es gibt nun die Vorstellung, dass wir vor Ort schauen wollen, wie man sich mit der Thematik ´Migration´ auseinandersetzt, welche Motivation die Leute in Rumänien haben, nach Deutschland auszuwandern. Es geht darum, das Problem an der Wurzel kennenlernen“, sagte Rolf Willaredt.
Mehr Verantwortung für Senioren
Wie soll es künftig in der Stadt zugehen, wie sieht es aus mit Barrierefreiheit oder Inklusion, wie können die Generationen besser zusammenleben: Auf diese und andere Fragen versuchen die Senioren aus Hagen Antworten zu finden. „Wir werden versuchen, diese intensiven Beschäftigungen Gremien zuzuführen, mit denen die Stadtverwaltung und die weitere Öffentlichkeit etwas anfangen kann. Sie sollen sagen können, das sind erfahrene Leute, deren Expertise wir zur Kenntnis nehmen“, erklärte Rolf Willaredt. „Wir sind dabei, als ´Uni 50 plus´-Teilnehmer nicht nur zu lernen, sondern auch zu lehren“, fügte Willaredt hinzu. Gerade in Deutschland läuft die demografische Entwicklung darauf hinaus, dass der Anteil der älteren Menschen an die Bevölkerung wächst. Die Beteiligung dieser Senioren soll auf Dauer verbindlich gemacht werden, ist Rolf Willaredt überzeugt. Die Aufwertung des Ehrenamtes und der Partizipation ist auch Teil des von ihm angestrebten Erasmus-Projekts.
Das „Erasmus +“-Projekt zielt also unter anderen auf die Weiterentwicklung der Seniorengruppe in Hagen ab. Themen wie „Aufarbeitung der Folgen des Zweiten Weltkriegs“, „Genderproblematik“, Barrierefreiheit“ oder „Erweiterung der EU“ sollen bei dem Treffen mit den Teilnehmern aus Rumänien und Ungarn angesprochen werden. Im nächsten Jahr sollen im Banat Projekttage stattfinden, bei denen diese Gruppen zusammenkommen. Um die 20 bis 25 Mitreisende aus Hagen, fünf bis zehn Personen aus Budapest und weitere 20 Teilnehmer aus Temeswar und Umgebung könnten sich an den Projekttagen im Mai kommenden Jahres beteiligen, schätzt Rolf Willaredt.