Es ist das erste Unterrichtsjahr, in dem der Arader Deutschsprachige Wirtschaftsverein DRW eine Berufsschule mit dualer Ausbildung unterstützt; Zu den zwei derzeit existierenden Fächern, sollen ab Herbst 2016 zwei weitere hinzukommen. Geplant ist, dass künftig Fachleute die DRW-Mitglieder aufklären, wie Fördergelder abgerufen werden können. Das Bedauern, dass Arad vorzeitig aus dem Wettbewerb um die Kulturhauptstadt Europas 2021 ausgeschieden ist, hält sich in überschaubaren Grenzen. Dies als kurzes Fazit zum Vereinstreffen mit Weihnachtsfeier des DRW Arad.
„Die Kinder kommen regelmäßig zur Schule, sie fehlen nicht“. Damit hat Michaela Borza. Direktorin des Technischen Kollegs Aurel Vlaicu in Arad einen Aspekt angesprochen, den sie in den letzten Jahren wohl oft als Manko ihrer Schüler gesehen hat. Die Motivation eines künftigen Arbeitsplatzes und der Stipendien von Staat und Unternehmer stehen als Argumente dafür, dass in den beiden Klassen zur dualen Ausbildung Fehlstunden kein Thema mehr sind. Es bedarf keiner Nachfrage, ob denn Unternehmer wie Bernd Böse vom Waggonbauer Astra Rail mit der derzeitigen Situation zufrieden sind. „Wir wollen ab kommendem Jahr gleich vier Parallelklassen nach diesem Modell an der Aurel-Vlaicu-Berufsschule haben“, gibt Bernd Böse dazu eine unmissverständliche Antwort. Informationen nach ist die Schulbehörde derzeit zurückhaltend, was die Gründung weiterer Klassen nach diesem Modell anbelangt, die Argumente sind jedoch nicht klar definiert und eine offizielle Stellungnahme aus der Schulbehörde konnten wir bis Redaktionsschluss nicht einholen – wohl auch der Tatsache zuzuschreiben, dass die Weihnachtsfeiern begonnen haben.
Die Mitglieder des Arader Wirtschaftsvereins schwanken bei ihren Aussagen zwischen Bedauern um den frühzeitig endenden Weg in Richtung Kulturhauptstadt und der Freude darüber, dass „Engagement und Geld in anderen Bereichen besser eingesetzt werden kann“, sagt der Unternehmer und Vizepräsident des Wirtschaftsvereins, Bernd Böse. Er glaubt, Arad habe keine Chance im Wettrennen mit der zum Teil starken Konkurrenz der anderen 13 Kandidaten gehabt. Dies geht seiner Meinung nach auf die Tatsache zurück, dass die Stadt nicht so einen Hintergrund hatte, wie dies zum Beispiel bei Temeswar der Fall ist. Der Vereinsvorsitzende Manfred Engelmann sieht dies „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. Er sagt der Stadt zu geringes öffentliches Wirken, sowohl logistisch als auch marketingmäßig, nach. Außerdem habe Arad zu wenig mit ehemaligen Kulturhauptstädten, wie Hermannstadt bzw. Fünfkirchen kooperiert, um aus deren Erfahrung zu lernen.
Während Arthur Mayer glaubt, Arad hätte durch eine solche Auszeichnung bekannter werden können, doch die große Konkurrenz habe die Chancen der Stadt eingeengt, ist Johann Henger aus Sanktanna radikal: „Ich bedaure es nicht. Investitionen in ´Potemkische Dörfer´ haben wir genug“.
Das Vorstandsmitglied Emil Vancu „bedauert es sehr“, dass Arad nicht zumindest in die Endauswahl kam, sondern zu einer der zehn Städte von insgesamt vierzehn gehört, die vorzeitig ausschieden. Vancu sagt, schon der erste Schritt sei falsch gewesen. So seien die Personen, zuständig für das Management, aus dem Umfeld von Oberbürgermeister Gheorghe Falcă gekommen und die hätten nichts mit Arader Kultur und Tradition zu tun gehabt. Der Deutschsprachige Wirtschaftsverein, der seiner Meinung nach Lobby hätte machen können, sei viel zu spät angesprochen worden. „Falcă musste erkennen, dass es hier nicht mit Parteisitzungen reicht“.
Anderen Vereinsmitgliedern nach ist das Scheitern von Arad auf ein schlechtes Management, zurückzuführen, aber auch darauf, dass der richtige Einsatz vor Ort zu spät erfolgte und dass keine repräsentativen Persönlichkeiten in der Werbekampagne eingesetzt wurden. Arad sei auch nicht darauf vorbereitet, ein solches Großereignis durchzuziehen, da es viel zu vielen Baustellen in der Stadt gibt, die keine Chance haben, rechtzeitig fertig zu werden.