Klein, gemütlich und deutsch – so erwartet „Verenas Kaffe“ seine Kunden in Temeswar/Timi{oara. Verena Biedl (31) und ihr Mann Christian eröffneten im Frühling ein kleines Café. Kein außergewöhnliches Thema, doch wenn man denkt, dass heutzutage die Rumänen Richtung Ausland gehen, ist es wohl ungewöhnlich, dass Deutsche nach Temeswar kommen, um hier ein kleines Geschäft zu führen.
Christian Biedl ist 49 Jahre alt und wurde in Temeswar geboren. Als er fünf war, wanderte seine Familie nach Deutschland aus. Den Kontakt zu Rumänien und zu seiner Heimatstadt hat der Rumäniendeutsche nie verloren. Immer wieder kam er zu Besuch und pflegte alte und neue Freundschaften. Dass er erneut in Rumänien leben würde, das hatte sich Christian Biedl nie so richtig vorgestellt – alles veränderte sich aber, als er seine Frau Verena vor einem Jahr zum ersten Mal nach Rumänien brachte. Die Natur, die Landschaft, das angenehme Klima und die netten Leute überzeugten die 31-jährige Frau schnell. So entstand auch die Idee, nach Temeswar zu ziehen und hier ein neues Leben anzufangen. „Es ist vielleicht etwas Ungewöhnliches, aber was kann er machen, wenn sich seine Frau in das Land verliebt hat“, scherzt Verena. „Deutschland ist leider in den letzten Jahren ein Auswandererland geworden“, fügt Christian gleich hinzu. „Viele versuchen sich nun anderswo ein leichteres Leben zu sichern. In Rumänien kann man immer noch etwas bewegen und Geschäfte auf die Beine stellen – in Deutschland ist so etwas ohne viel Geld auf dem Konto unmöglich“, sagt der Rumäniendeutsche. Mit rund 15.000 Euro schaffte das deutsche Ehepaar aus Hannover, in Rumänien das kleine Café zu eröffnen. Mehrere Monate hat es gedauert, bis die Einrichtung und die Dokumente für das Lokal fertig waren. Nun steht „Verenas Kaffe“ in der Tudor-Vladimirescu-Straße Nr. 12 für seine Kunden von Montag bis Samstag offen.
Dass sie etwas im Bereich der Gastronomie eröffnen werden, wussten die beiden schon von Anfang an, doch ob es ein kleiner Imbiss mit deutschen Speisen oder ein Café sein wird – wussten sie zu Beginn nicht so richtig. Erst, nachdem sie die Lokation in der Tudor-Vladimirescu-Straße sahen, wussten sie sofort: Hier wird ein Café entstehen. „Wir hatten beide Erfahrung in diesem Bereich und müssen leider zugeben, dass wir vom Service und Angebot in der Gastronomie in Rumänien schon bei unseren ersten Besuchen hier enttäuscht waren“, sagt Verena Biedl. „Es sind die kleinen Details, die nicht stimmen. Wir möchten für andere ein Beispiel setzten und unseren Kunden auch etwas anderes anbieten“, fügt Verena hinzu.
Der Kuchen im „Verenas Kaffe“ ist selbstgebacken. Mal Zwetschgen-, mal Kirsch- oder Apfelkuchen, meistens Saisonfrüchte, an anderen Tagen wird Käsekuchen, der perfekt zum Kaffee passt, angeboten. „Auch Rhabarberkuchen backen wir ab und zu – das ist etwas Besonderes, was hier nicht so bekannt ist“, sagt Christian Biedl. „Unsere Kunden können den Kuchen auch vorbestellen. Natürlich soll das wenigstens einen Tag zuvor geschehen“, sagt Verena.
Auch Frühstück deutscher Art mit belegten Broten oder französisches Frühstück mit Croissants und Milchkaffee kann im kleine Café bestellt werden. Das Angebot ist ganz gewöhnlich für Deutschland, jedoch besonders für rumänische Kunden. „Wir bieten hier keine Doboschtorten oder Savarin-Kuchen – sondern das, was bei uns in Deutschland gewöhnlich am Sonntag auf den Tisch kommt“, sagen die Caféwirte.
In Verenas Kaffe treffen sich meistens Angestellten aus der Gegend – meist sind es aber deutschsprachige Kunden. Vor allem in der Mittagszeit, zwischen 12 und 14 Uhr, füllt sich das kleine Lokal mit Kunden. Angestellten des Deutschen Konsulats in der Nähe oder Kursanten eines Fremdsprachenzentrums. „Die Kursanten kommen hierher, um ihr Deutsch zu üben. Sie dürfen Deutsch reden und deutsche Speisen von unserer deutschen Speisekarte bestellen“, erzählt Verena. Die beiden Caféwirte stellen sich künftig Stammtische für Deutschsprachige vor. „Wir haben eigentlich ein Wohnzimmer hier, wo wir unsere Kunden herzlich empfangen. Die Leute sollen einfach hereinspazieren und sich wohl fühlen“, schließt Verena.