Die Stadtverwaltung Temeswar/Timisoara entschied sich vor einigen Wochen die Straßenhunde einzuschläfern. Der Grund dafür ist ein neues Gesetz, das die rumänische Regierung verabschiedet hat. In der deutschen Partnerstadt Karlsruhe gab es sofort Proteste: „Karlsruhe und Temeswar sind Partnerstädte, dass streunende Hunde stillgelegt werden, das können wir nicht zulassen“, hieß es neulich in einem offenen Brief des Oberbürgermeisters Karlsruhe Frank Mentrup an den Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu.
Auf Einladung des Temeswarer Bürgermeisteramtes kam nun eine deutsche Delegation nach Temeswar um sich mit der Hundeproblematik vor Ort auseinander zu setzen und dabei konkrete Lösungen für die zahlreichen Straßenhunden in Temeswar zu finden. Die deutschen Tierschützer trafen Bürgermeister Robu, der versicherte, dass es in Temeswar nicht zu Massentötungen kommen wird. „Die neue Stadtverwaltung ist bereit das Thema Tierschutz im Partnervertrag der beiden Städte zu schließen“, sagt Heinke Salisch. Die ehemalige Bürgermeisterin von Karlsruhe und ehemalige EU-Abgeordnete ist bereit der Stadt Temeswar zu helfen. Zusammen mit Michael Lock, Vertreter eines Tierheimes in Karlsruhe und anderen Tierschützern aus Karlsruhe wollte sie sich die Problematik näher ansehen. „Natürlich können wir nicht erwarten, dass die Tiere so untergebracht werden wie in Deutschland, aber Rumänien ist nun in der EU und ist verpflichtet Schritt für Schritt sich diesen Normen anzupassen“, sagt Salisch. „Auch die Stadt Temeswar ist somit verpflichtet etwas zu machen“, fährt Salisch fort. Die deutsche Delegation möchte die Kastrationsprogramme vor Ort unterstützen. „Unser Angebot als Tierschutzverein ist, Spenden dafür in Deutschland zu organisieren. Das Geld soll aber vor Ort von einer privaten Tierschutzorganisation empfangen werden – sie soll sich darum kümmern, dass dieses Geld tatsächlich dafür ausgegeben wird“, sagt Heinke Salisch.
Die Temeswarer Stadtväter stimmten vor einem Jahr im Kommunalrat für einen Beschluss ab, wodurch alle Temeswarer Hundebesitzer verpflichtet sind, ihre Haustiere (Hunde ohne Pedigree), zu sterilisieren. Sterilisiert sollen so nicht nur die herrenlose Hunde. „Wenn wir uns eine Stadt ohne Straßenhunde wünschen, muss in erster Linie das Aussetzen enden”, sagt Alina Vacaru, Vorsitzende des Temeswarer PetHope-Vereins. Tausende von Welpen geraten jährlich auf die Straßen von Temeswar. Schuld daran sind meistens nicht die Straßenhunde selbst, die sich eben vermehren, sondern gerade die sogenannten „Tierliebhaber”, die die ungewollten Hundebabys einfach aussetzen. Das Kastrationsprogramm des Bürgermeisteramtes zusammen mit den jeweiligen Temeswarer Tierschutzvereine liefen bis Ende des Jahres. Als landesweit das Euthanasiegesetz abgestimmt wurde, wurde auch das Kastrationsprogramm in Temeswar gestoppt. Eine andere Strategie der Stadtverwaltung geht aber weiter: Die Tiere werden im In- und Ausland zur Adoption frei gegeben. „Das ist leider keine nachhaltige Problemlösung – letztendlich muss das Problem vor Ort gelöst werden“, sagt der deutsche Tierschützer Michael Lock. „Die Verantwortung liegt nicht nur bei der Stadtverwaltung, sondern bei jedem einzelnen Tierbesitzer“, sagt Lock. „Es würde unsere Partnerschaft sehr belasten, wenn nach unserem Besuch nichts geändert wird“, sagt Salisch. „Ich kann verstehen, wenn kranke oder aggressive Hunde eingeschläfert werden, aber auf keinen Fall junge und freundliche Hunde und Welpen, die wir im Danyflor-Heim getroffen haben“, fügt die Tierschützerin hinzu.
Alle herrenlosen Hunde wurden bis vor Kurzem von den Straßen im Danyflor-Tierheim gebracht. Dort wurden die Tiere sterilisiert, Massenkennzeichen eingesetzt und zurück auf den Straßen freigelassen. Andere Tiere wurden zur Adoption frei gegeben. Der Vertrag mit dem Tierheim Danyflor ist jedoch vor Kurzem ausgelaufen, nun soll dieser erneuert werden. 316 Hunde sind derzeit im Tierheim untergebracht – bei Weitem nicht genug Platz für die Tausenden streunenden Hunden auf den Straßen von Temeswar.