„In der Inneren Stadt waren nur deutschsprachige Pfarrer und bis zum Umsturz wurden in der Katharinenkirche nur deutsche Messen zelebriert“, so der Generalvikar Johann Dirschl der Diözese Temeswar, der nun schon seit drei Jahren der römisch-katholischen Pfarrgemeinde in der Temeswarer Innenstadt bevorsteht. Die Katharinenkirche, auch als Franziskanerkirche bekannt, war gemeinsam mit der Sankt-Georgs-Kirche eine der ältesten römisch-katholischen Kirchen der Banater Hauptstadt. Dies, da beide Sakralbauten ursprünglich im Mittelalter errichtet wurden.
Die erste Katharinenkirche stammt aus dem 14. Jahrhundert und stand auf dem Gebiet der Großen Palanka, in der Nähe des heutigen Pädagogischen Lyzeums „Carmen Sylva“ und der Hauptpost. Ihre Schutzpatronin war die Hl. Katharina von Alexandrien, da laut manchen Quellen Maria von Beuthen, auch Maria Katharina genannt, die erste Gattin des Königs Karl Robert von Anjou, hier bestattet wurde. „Karl I. Robert kam mit seiner Frau und seinem Hof nach Temeswar, seine Frau aber erkrankte auf dem Weg und starb dann in oder noch vor der Ankunft in Temeswar. Ihr zu Ehren ließ der König eine Kirche bauen“, sagt der Generalvikar. Während der 164-jährigen osmanischen Herrschaft wurde der Sakralbau, gleich der Sankt-Georgs-Kirche, als Moschee genutzt. Anschließend, sanierungsbedürftig, wurde die Kirche während der österreichischen Herrschaft wieder hergestellt und „diente den Salvatorianer Franziskanern als Klosterkirche, sie war aber keine geschlossene Kirche, sondern stand für jedermann offen“.
Nach Entwurf der Pläne zur Errichtung der Festungsmauern in den 1720er Jahren musste die Kirche abgetragen werden. Zu ihrem Andenken wurde ein Obelisk aufgestellt, den man später, im 20. Jahrhundert, auf den Heldenfriedhof verlegte. Die neue Katharinenkirche wurde 1755 durch den Baumeister Johann Lechner und das nebenanliegende Kloster 1756 in der heutigen Bolyai János-Straße 4 fertiggestellt. Da die neue Kirche auf Pfeilen gebaut war (zur Festigung des Untergrunds im sumpfigen Boden), verrotteten die Pfeiler und beim Erdbeben von 1885 stürzte der Bau ein. „Man muss wissen, dass schon 1760 diese Kirche als Pfarrkirche gedient hat“, präzisiert der Generalvikar. Nach dem Erdbeben wurde die alte Kirche abgetragen und eine neue durch den Bauherrn Josef Kremmer nach Plänen des Wiener Architekten Camillo Sitte errichtet.
Aus der alten Kirche stammen die Inneneinrichtung, u.a. der Hauptaltar und die beiden Seitenaltäre. Das Gemälde, das die hl. Katharina darstellt und den Hauptaltar ziert, ist eine Bestellung des Generalkommandanten Johann Adalbert Ohnesorg an den Wiener Maler Ferdinand Schissel (Schliessl), der sich in Temeswar niedergelassen hatte. Fachleute schreiben die zwei Bilder an den Seitenaltären – das Anna-Bild und das Jesusbild – auch Ferdinand Schissel zu. Weitere zwei Gemälde zeigen den hl. Franziskus von Assisi bzw. den hl. Antonius von Padua und waren früher im Kloster der Franziskaner untergebracht. Die Barockexpertin Rodica Vârtaciu vermutet, dass sie von einem Maler aus der Schule des Meisters Paul Troger von der Wiener Akademie stammen.
Eine Besonderheit ist das Taufbecken, das im 18. Jahrhundert vom Graf Johann von Soro, einem Banater General, aus Belgrad nach Temeswar gebracht wurde. „Eine berühmte Orgel haben wir auch, die noch vor 1900 gebaut wurde“, so der Generalvikar. Die dreimanualige Millenniumsorgel wurde 1896 vom Temeswarer Orgelbauer Carl Leopold Wegenstein gebaut und trug im selben Jahr den ersten Preis bei der Millenniums-Ausstellung in Budapest davon. Unlängst wurde sie erneut von den zwei deutschen Orgelbauern Johannes Hüfken und Matthias Godderidge aus Deutschland restauriert. Dies auf Initiative des emeritierten Universitätsprofessors und Domkapellmeisters Walter Kindl hin, der sich auch für die Finanzierung der Restaurierungsarbeiten einsetzte. Die Millenniumsorgel bedarf aber noch weiterer Restaurierungseingriffe, wie Johannes Hüfken, der Sohn von Reinhard Hüfken, dem Gründer der auf romantische Orgeln spezialisierte Firma Hüfken, betont. Trotzdem kann darauf gespielt werden, versichern die Orgelbaumeister.
1150 Mitglieder zählt zurzeit die Glaubensgemeinde der Innenstädter Pfarrkirche, davon sind etwa die Hälfte Ungarn und die andere Hälfte Rumänen. Zu diesen gehören noch 100 Deutsche und 100 Slowaken. Ein Gottesdienst wird jeden Nachmittag zelebriert und am Sonntag sogar drei: auf Ungarisch, Deutsch-Rumänisch und Slowakisch. Die Messen in slowakischer Sprache hält üblicherweise Pfarrer Josef Hajdu. Jährlich finden etwa 15 Taufen statt. Die Anzahl der Bestattungen in einem Jahr liegt nach wie vor bei 40-50, berichtet der Generalvikar.