Der zuständige Berater für Fachschulen des Bildungsministers, der Bürgermeister der Stadt Hunedoara, Vertreter der Schulbehörde und des Dräxlmaier-Betriebs waren dabei, als vor Kurzem der deutsche Automobilzulieferer Dräxlmaier seinen neuen Jahrgang an der Berufsschule mit einer neuen Schülerwerkstatt begrüßte. Dräxlmaier Hunedoara und das Technologische Lyzeum „Constantin Bursan“ haben ihren zweiten Jahrgang von Berufsschülern auch mit der Eröffnung einer Lehrwerkstatt begonnen, die aus Deutschland ausgestattet wurde. Diese Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Bildung in der Kreishauptstadt Hunedoara ist eines von insgesamt fünf Pilotprojekten dieser Art in Rumänien, um das duale Ausbildungssystem umzusetzen. „Die Zukunft der technischen Mittelschulen ist die Berufsausbildung“, sagt Daniel Ardelean, Direktor des Lyzeums „Constantin Bursan“. Noch mehr: Über Berufsschulen können mit der Zeit viele Schüler herangezogen werden, was gleichzeitig bedeutet, dass so auch die Lehrerstellen gesichert werden, zeigt sich Ardelean optimistisch.
Im Herbst 2013 begann in Hunedoara der erste Jahrgang seine Ausbildung, damals fanden sich nur 14 Eleven für die neu gegründete Berufsschule. Weitere 15 (Anm.d.Red.: so viele sind für eine Klasse vorgesehen) haben den ersten Jahrgang in diesem Herbst begonnen. 42 Kandidaten hatten sich für die Klasse gemeldet, da sich das Image der neuen Berufsschulen inzwischen gebessert hat und das ehemalige Bild: „Wenn du nichts kannst, musst du in die Berufsschule“, (Ministerialberater Stelian Fedorca) nicht mehr gültig ist. Der praktische Teil zum Erlernen des Elektromechanikerberufs wird von zwei jungen Ausbildern betreut, die Dräxlmaier eingestellt hat. „Wir werden mit unserer Initiative der aktuellen Nachfrage gerecht, denn oft fehlt es Jugendlichen, die die Schulbank verlassen, an einer beruflichen Ausbildung“, sagt Valerian Laval, kaufmännischer Leiter der Dräxlmaier-Niederlassungen in Temeswar und Hunedoara und zugleich Mitglied im Temeswarer Deutschsprachigen Wirtschaftsclub. Zur Aufnahme der Schüler wurden die Noten bei den Nationalen Tests nach der 8. Klasse berücksichtigt und ein sogenannter „Dräxlmaier Test“, bei dem Logik und Geometrie geprüft wurden, abgelegt. Dazu kam ein Interview mit der Aufnahmekommission.
Die Unternehmensleitung ließ sich nicht von der Globalisierung beeindrucken, und hielt ihre Ansprache auf Deutsch und nicht wie dies Konzerne oft tun, indem sie ihre Ansprachen auf Englisch halten, um ihre internationale Ausrichtung zu bezeugen. Die Übersetzung aus dem Deutschen bzw. ins Deutsche war eine einwandfreie Sprache, und kein stümperhaftes Übersetzen. Auch über die organisatorischen Aspekte hinaus schien vieles rosig, was die Berufsschulbildung in Hunedoara betrifft. Das große Interesse an der Klasse ließ ein Auswahlverfahren zu, sodass nicht wie üblich die schlechtesten in die Berufsschul-Klasse kamen. In Sachen Curricula gibt es Versprechen, dass sich einiges zum Guten wendet, sagt der Ministerberater Stelian Fedorca und an der Partnerschule „Constantin Bursan“ nimmt die Schulleitung auch in Kauf, dass Fachlehrer für Human-Fächer u.U. auf der Strecke bleiben. Dass das System der Berufsschule nur mühsam vorankommt, ist auch der Tatsache zuzuschreiben, dass nicht jede Schule sich um Berufsschulen bemüht: „Wer nicht fordert, bekommt auch nichts“, sagt die stellvertretende Direktorin der Schule, Manuella Todor. „Bei diesem Interesse für die Schule können wir Temeswarer neidisch sein“, sagt seinerseits Peter Hochmuth, Präsident des Deutschsprachigen Wirtschaftsklubs in Temeswar, der die Einladung nach Hunedoara angenommen hatte. Er bezog sich auf die Tatsache, dass Dräxlmaier fast dreimal so viele Kandidaten als Plätze an der Berufsschulklasse hatte. „Ihr wolltet hierher, ihr seid nicht durch Zufall in diese Klasse geraten“, sagt Stelian Fedorca den 15 Eleven, die vor Kurzem ihren Unterricht begonnen haben und feierlich empfangen wurden.
An Werkbänken vorbei geht es durch die Produktionshallen von Dräxlmaier Hunedoara. „Wir wollen an diesem Standort bleiben“, sagt Barbara Gerber, zuständig für die Berufsbildung bei Dräxlmaier. Doch Rumänien sei längst kein Billiglohnland mehr und qualifizierte Arbeit lässt sich nur mit gut ausgebildetem Personal bewerkstelligen. Das Engagement des ehemaligen Staatssekretärs und derzeitigem Beraters des rumänischen Bildungsministers, Stelian Fedorca, heben in diesen Tagen viele der Implizierten hervor. Peter Hochmuth sieht in ihm einen „engagierten Ansprechpartner“. Fedorca muss auch mithelfen, komplizierte Abläufe in der Gesetzgebung ins rechte Lot zu rücken. So ist die Nachfrage in vielen Betrieben nach Mechatronikern groß, doch dieser Beruf kann derzeit in einer Berufsschule nicht erlernt werden. Deshalb begnügen sich deutsche Unternehmen vorläufig mit dem Beruf des Elektromechanikers. Es gäbe jedoch eine deutsch-rumänische Arbeitsgruppe, die neue Berufsbilder und Curricula erstellen soll, sagt Stelian Fedorca der Banater Zeitung.