Sie befindet sich unterhalb des Kehlkopfes, hat die Form eines Schmetterlings und ist laut Dr. George J. Kahaly ein „kleines aber ein überaus wichtiges Organ“ für den Körper: Die Schilddrüse ist für die Stoffwechsellage verantwortlich. Wenn sie zu viel arbeitet, verbrennt der Körper mehr, was dazu führt, dass man an Herzstolpern, Rhythmusstörungen, Durchfälle und Gewichtsverlust leidet. Ohne die Schilddrüse schaltet der Organismus ab: Man ist müde, man leidet an zu niedrigem Blutdruck und man kann sogar ins Koma fallen.
Ohne die Schilddrüse ist der Körper geschmissen. Vor einer Erkrankung können sich viele nur bedingt schützen, denn die meisten Schilddrüsenkrankheiten sind genetischer Natur. Die Lage verschlimmert sich für potenziell gefährdete Patienten, wenn sie konstant unter Stress stehen, schwere Raucher sind oder an einer psychischen Krankheit leiden. In seiner langjährigen Erfahrung hat Dr. Kahaly mehrmals Fälle erlebt, wo sich die Gefühlslage der Patienten auf den Gesundheitszustand ausgewirkt hat. Tiefe Depressionen führen dazu, dass sich der Organismus gegen einen wendet.
Es gibt mehrere Erkrankungen der Schilddrüse.
Eines der verbreitetsten ist die Autoimmunkrankheit Morbus Basedow, die von dem deutschen Arzt Carl Adolph von Basedow erstmals 1840 im deutschen Sprachraum beschrieben wurde. Bei dieser Erkrankung betrachtet das Immunsystem die Schilddrüse als fremd an. Es werden darum Antikörper gebildet, um das Organ zu stimulieren, was zu einer Überfunktion führt. Die Krankheit kann sich unterschiedlich entfalten. Bei Patienten kann sich die Schilddrüse vergrößern, wodurch ein Kropf entsteht oder sie produziert auf Hochtouren Hormone. Der Betroffene leidet dann an starker Schweißproduktion, beschleunigtem Herzschlag, Gewichtsverlust, Nervosität sowie Zittern. In vielen Fällen kann das Immunsystem auch nicht zwischen der Schilddrüse und den Augen unterscheiden. Dadurch wird auch das Sehorgan angegriffen. Das Ergebnis: Die Augen schwellen an, werden immer größer, wodurch die Sehnerven kein Blut und kein Sauerstoff mehr erhalten, weshalb der Patient erblindet.
Endokrine Orbitopathie heißt die Krankheit, von der in Europa rund die Hälfte der an Morbus Basedow Erkrankten leiden. Von der Schilddrüsenkrankheit selbst sind eins bis 1,5 Prozent der Deutschen betroffen. Behandlung erfahren sie meist in speziellen Zentren. Auch Dr. George J. Kahaly arbeitet in einer solchen Einrichtung in Mainz bei Frankfurt am Main. In der Regel leiden fünf bis zehn Prozent seiner Patienten an einer endokrinen Orbitopathie im fortgeschrittenen Stadium.
Früherkennung sei besonders wichtig, meint der Spezialist. Darum müssten Hausärzte die Krankheitserscheinungen ablesen können und die Patienten sofort zu einem Spezialisten schicken. Bei einer Behandlung der endokrinen Orbitopathie ziehen Ärzte meist zwei Lösungen in Betracht: Man versucht entweder durch Medikament das Augengewebe wieder auf seine Normalgröße zu bringen oder die Augenhöhle wird erweitert. Wichtig ist auch, dass Patienten die Symptome kennen, damit sie rechtzeitig zum Arzt gehen und die Entwicklung der Krankheit stoppen.
Betroffene beklagen sich meistens über ein Fremdkörper- und Sandgefühl, die Augen tränen und schmerzen, sie sehen Doppelbilder, die Bindehaut errötet, die Lider schwellen an und man kämpft im Alltag mit ernsten Sehstörungen. Der Krankheit vorbeugen geht meistens nicht, Kahaly rät allerdings Patienten mit dem Rauchen aufzuhören, sich möglichst gesund zu ernähren und Stress zu vermeiden.
In Rumänien wird Morbus Basedow sowie die endokrine Orbitopathie schlecht behandelt. Das zeigten auch Fallstudien, die im Rahmen eines zweitägigen Seminars in Temeswar/Timişoara vorgestellt wurden. Dr. George J. Kahaly sowie 17 weitere Schilddrüsen- und Augenspezialisten hielten im Regionalen Geschäftszentrum Vorträge über die Autoimmunkrankheit sowie die daraus resultierende Augenerkrankung. Veranstalter der Vorlesungen war die Klinik für Endokrinologie Temeswar. Dr. Ioana Zosin war Vorort für die organisatorischen Maßnahmen zuständig.
Krankheiten wie die endokrine Orbitopathie werden in unserem Land noch suboptimal behandelt, so Kahaly. Darum müssten Ärzte über den Verlauf und die Behandlung der Krankheit informiert werden. Jedes Jahr reist Kahaly sowie andere Experten in Ländern aus Osteuropa, um Ärzten den aktuellen Forschungsstand vorzustellen.