Wo sich rumänische Geschäftsleute nichts dabei denken, ziehen deutsche Unternehmer verdutzt die Bremse. So geht das aber nicht, würde der Deutsche meinen, für den Rumänen wäre es eine peinliche Situation. Konflikte werden nicht direkt angepackt. Dafür sind rumänische Unternehmer viel zu personenorientiert und kritikscheu. Bussiness wird in Rumänien oft persönlich. Das können Deutsche nicht begreifen. Aushilfe soll Adrienne Rubatos Buch „Beruflich in Rumänien“ schaffen. In ihrem Buch fasst die aus Großwardein/Oradea gebürtige Unternehmensberaterin die Grundeigenschaften der rumänischen Geschäftsleute kurz und sachlich zusammen. Rubatos fabriziert keine Hirngespinste. Dass Geschäftsabschlüsse in Rumänien schwierige Geburten sein können, haben viele deutsche Unternehmer schon erfahren. Für sie ist das Buch eine Bestätigung. „Eins stammt bestimmt von mir,“ ist sich Peter Hochmuth sicher. Damit meint der Präsident des Wirtschaftsclubs Banat eines der 21 Geschichten, die Rubatos in ihrem Buch als Beispiele verwendet. Hochmuth selbst arbeitet seit zehn Jahren in Rumänien und für ihn behandelt das Buch „ein Thema, in dem man nie auslernen kann“.
Das Oktobertreffen des deutschsprachigen Wirtschaftsclubs Banat stand unter dem Motto „Kennen wir uns schon, oder tut man nur so?“. Eine berechtigte Frage findet die gelernte Diplom-Ingenieurin, die sich auf interkulturelle Geschäftsberatung spezialisiert hat. Als Unternehmensberaterin, musste sie schon oft in Trainings auf die feinen Unterschiede eingehen. „Was sich durch meine Arbeit als essentiell herausgestellt hat, ist der Mangel an Kommunikation und der unterschiedliche Umgang mit Konflikten,“ erklärte Rubatos. „Da sehe ich die Rumänen als indirekt kommunizierend, während die Deutschen extrem direkt sind.“
Eine Eigenschaft, wofür die Deutschen in der ganzen Welt bekannt sind, findet die Unternehmensberaterin.
Beim Clubtreffen wurde durch Übungen zum Gespräch motiviert. „Ich werde auch darauf schauen, dass sich auch die Rumänen daran beteiligen,“ erklärte Rubatos davor. „In der Regel sind die Deutschen die lauteren und nehmen das Wort und machen Aussagen, und wenn der Rumäne sich dann verletzt fühlt, dann sagt er gar nichts mehr oder ist beschämt,“ ergänzte sie.
Sie teilte an den Tischen Jörg Plannerers Karikaturen aus, die auch in ihrem Buch abgebildet werden. Anhand der Bilder wollte sie Eigenschaften rumänischer Geschäftsleute hervorheben und die rund 30 Teilnehmer dazu motivieren, offen über die Unterschiede zu sprechen. „Großprotz“ kam dann prompt als Bemerkung von dem deutschen Unternehmer Michael Bullert. Rubatos berichtigte die Aussage und schlug den Teilnehmern eher den Begriff „Statusorientierung“ vor. Pauschal dürfte man die Lage nicht betrachten, meint Peter Bayard. „Ich glaube, das ist vielmehr eine Frage der Erziehung aus der heraus der Unternehmer wird,“ findet der Geschäftsführer von Helvetica Profarm. „In zehn oder zwanzig Jahren wird es hier in Rumänien auch anders sein.“