Patrick André de Hillerin („PAH“), ein „Caţavencii“-Autor, hat unlängst im Bukarester „Tandem Media“-Verlag ein Buch zur orthodoxen Kirche herausgebracht: „Dumnezeu are legitimaţie de presă“/Der Herrgott besitzt einen Presseausweis. Darin geht es um die Rumänische Orthodoxe Kirche (BOR), aber auch um die Medien. Wie diese (und mit ihnen die BOR) in fehlende Glaubwürdigkeit, Prestigelosigkeit und bröckelnden Zuspruch, Geheimdiensthörigkeit und -unterwanderung und Erpressung zum Nutzen gewissenloser Chefredakteure/hoher Kirchenoberer abglitten. Einerseits rasant sinkende Auflagen, andererseits ins Sektenwesen ausbrechende Gläubige, deren Eingehen in die Bigotterie des Wunderglaubens und der hysterischen Massenflucht in ein (nicht nur von der Kirche) gnadenlos kommerziell ausgenutzte Wallfahrtsgeschäft. Die orthodoxe Kirche als das größte Wirtschaftsunternehmen Rumäniens aufgebaut – das keinerlei Steuern zahlt!
Seit der „#colectiv“-Tragödie kamen erstmals in der Post-Wende-Geschichte Rumäniens die Ressentiments gegenüber der Maßlosigkeit der orthodoxen Kirche öffentlich zum Ausdruck – wohl, weil sich bei den Protesten eine neue Generation zu Wort gemeldet hat: „Schulen und Krankenhäuser, keine Kirchen!“ Die Angriffe ungewohnte Kirche machte Riesenfehler – direkt durch hohe und höchste Vertreter, die von „gerechter Strafe“ für „Satanisten“ sprachen, dass man in die Kirche, in keine solchen Clubs gehen soll, dass die Popen, vorgeblich aus Achtung und Pietät, nirgends ungerufen (man verstand: unbezahlt!) Gebete für Opfer verrichten usw. Gefordert wurde der Rücktritt des genialen und gnadenlosen Wirtschaftsorganisators, des Patriarchen Daniel („Daniel, entsagst du der Soutane?!“), dem man hingegen wenig Begnadung und Empathie als Pope nachsagt.
Gehen musste schließlich der langjährige Sprecher der Patriarchie, Constantin Stoica (von ihm warte ich bis heute auf einen Termin zu einem Interview mit Patriarch Daniel), der bei seinem kommunikativen Tapsen durch das Empathiechaos gleich nach der „#colectiv“-Katastrophe, mangels klarer Vorgaben seitens seiner Kirche viel Dreck aufspritzte und Wut hochkochen ließ. Ersetzt wurde er von einem „Laienbruder“, dem Chef des Departements „Glaube und Kultur“ des Kirchensenders „Trinitas“, Vasile Bănescu. Dessen Einstieg war aber genau auf der Linie Stoicas, mit Kulturhass, Rachegeist, Überforderung vorausgesetzt blinder Glaubensbereitschaft und Unterschätzung des (Gott-sei-Dank erstarkenden) kirchenkritischen Geistes.
Dass die Cioloş-Regierung auf die Stimme der Straße hörte und im kommenden Jahr kein Geld für Kirchenbau bereitstellt (inzwischen scheint Daniel den Cioloş rumgekriegt zu haben), ist begrüßenswert. Dass sie die Entscheidung trottlig verkauft hat (kirchenhörige und regierungskritische Medien nagten sofort am Knochen), trotz des gewieften Kommunikationsfachmanns V. Dâncu (der versagt hat), dürfte sie und Präsident Johannis noch etwas kosten.
Die BOR versteht, aber sie verzeiht nie.