Bei landesüblicher Unverfrorenheit wird es nicht lange dauern, bis ein „Knastautor“ die Aufnahme in den Schriftstellerverband beantragt. Drei dazu nötige Bücher haben sie alle. „Keine Ahnung, was XY geschrieben hat und ob es literarisch Wert hat“, sagte mal ein Lyriker im Temeswarer Schriftstellerverband zu einer Neuaufnahme, der mehrere Bücher pro Jahr herausgibt, „sicher ist: er veröffentlicht viiiel!“ So ähnlich dürften JA-Sager in Filialen des Schriftstellerverbands denken, wenn die Bücherhaufen schreibenden Knastautoren in den Schriftstellerverband drängen. Immerhin: theoretisch haben sie dann das Recht, die 50prozentige Aufstockung ihrer Rente zu fordern, wie Mitgliedern des Schriftstellerverbands zustehend. Der Knast doppelt versilbert. Auf Staatskosten.
Schwer zu sagen, ob demnächst in dieser Sache eine Gesetzesänderung durchgesetzt wird, wie von der Justizministerin verkündet. Der Unterrichtsminister hingegen will in der Causa kopierter Doktorarbeiten politischer Prominenz reinen Tisch machen. Unter anderen hat er jüngst neue Namen für den Nationalrat für die Attestierung von Akademischen Titeln, Diplomen und Hochschulzertifikaten (CNATDCU) ernannt. Laut Gründungsorder 3759/11.02.2011 ist das ein Konsultativgremium des Bildungsministeriums, dem schwerwiegend-nachhaltige Entscheidungen zustehen: Bewertung jedwelcher Unterrichtsform, die akademische Titel vergibt, der Dokumentationen zur Vergabe von Doktortiteln oder diverser Grade in der wissenschaftlichen Forschung, Überprüfung der Humanressourcen in den Doktoratsschulen zwecks deren Akkreditierung, Evaluierung der Leiter von Doktoraten, der Universitäten, Hierarchisierung von Studienprogrammen und Klassifizierung von Hochschulen.
Zwei der Namen, die Bildungsminister Curaj nominalisierte, sind leider alles andere als „akademische und wissenschaftliche, kulturelle und moralische Prestigepersönlichkeiten“, wie im Gründungsdokument beschrieben. Corina Dumitrescu ist Rektorin der im Zwielicht stehenden privaten Hochschule „Dimitrie Cantemir“. Sie taucht immer wieder in der Skandalpresse auf, wenn es um Plagiatvorwürfe geht, um getürkte Studienzeugnisse, um Unklarheiten bezüglich Studienrichtungen, um ein angeblich aus den Fingern gesogenes Curriculum (als sie Bildungsministerin werden wollte) aber auch als Kontrahentin des Bildungsministeriums in Endlosprozessen, etwa, weil ihre Universität „ungerecht klassifiziert“ wurde...
Ecaterina Andronescu, „Cati“ unter PSD-Freunden, fiel am würglichsten auf, als sie alles Offensichtliche ignorierte und ihren damaligen Chef Victor Ponta von allen Plagiatsvorwürfen (180 kopierte Seiten...) reinwaschen wollte. Ihr Curriculum strotzt nur so vor wissenschaftlichen Veröffentlichungen, sie aber fällt durch kleinkarrierte Parteiarbeit und -devotion und durch Dauerauftritte in (oft gutbezahlten) Fernsehtalkshows auf. Als stramme Parteisoldatin.
Ja, wenn der „technokratische“ Bildungsminister so etwas unter Reform versteht...