„Uns ist nicht bekannt, ob der Papst in Rom um Vergebung gebeten hat für den Kreuzzug der christlichen Kinder, die auf die islamischen Kinder gehetzt wurden zu Zeiten, als noch von keinem Dunkel des Mittelalters die Rede war“, schreibt Mircea Dinescu in seiner jüngsten Kolumne. „Aber jetzt, da wir vom überdunklen 21. Jahrhundert reden können, wäre es der Fall, dass die alten Muftis vor Schande erröten über die furchtbaren Taten ihrer Zöglinge, denn sonst schlussfolgern wir, wie bitter sich doch Herr Malraux getäuscht hat, als er prophezeite, das 21. Jahrhundert werde religiös oder zu nichts. Denn dieses verfluchte Jahrhundert riskiert, überhaupt nicht zu sein, gerade wegen der Religionen, die ihre eigenen Kinder, schmatzend, verschlingen.“
Unser christlich geprägter Kulturkreis kann die Attentate in Frankreich kaum nachvollziehen. Der atypische Krieg fundamentalistischer Islamisten gegen die „Kreuzzügler“ in Europa löst die Bombardements im Nahen Osten und noch nie da gewesene Militär- und Geheimdienstaufgebote im Abendland aus. Sie ziehen immer wieder auch Aufrüstungsforderungen nach. Das Beispiel Frankreich zeigt aber, dass viel Geld für Rüstung keine Sicherheit für die Bürger bringt. Während die Bereitschaft der Nationen steigt, ihre Steuern für Spione, Gegenspionage (Frankreich unterhält acht Geheimdienste mit rund 15.000 In- und Auslands-Agenten und mit einem Jahresetat von rund zwei Milliarden Euro) und hochbezahlte Karrieremilitärs auszugeben, bringt das dem Bürger kein gesteigertes Sicherheitsgefühl.
2012 betrug das Militärbudget Frankreichs 54,76 Milliarden Euro (3,5 Milliarden Euro allein für das Nukleararsenal der Franzosen). Wir reden zwar von der, statistisch, sechstgrößten Industrienation der Erde, aber die 2,3 Prozent des BIP, den die Grande Nation sich für militärische Zwecke leistet, grenzt im Sicherheitskontext an Größenwahn. Die blutigen Attentate zeigen, dass der Bürger Frankreichs davon kein Sicherheitsplus hat.
Der Krieg – bleiben wir bei der Formulierung von François Hollande – ist atypisch, weil er (die Formulierung stammt von Wolfgang Bosbach, dem Sicherheitsexperten der CDU im Bundestag), „den Staat zwingt, täglich Erfolg zu haben in der Terrorbekämpfung“, während es für die Terroristen reicht, ein einziges Mal „erfolgreich“ zu sein. Der Staat tut seinen Job in der Anonymität (auch die Arbeit einer guten Hausfrau sieht man nur, wenn sie nicht gemacht wird...), den Terroristen reicht es, einmal „Erfolg“ zu haben - schon gilt ihnen alle (nicht nur mediale) Aufmerksamkeit und sie kommen im „Idealfall“ zu ihren 77 Jungfrauen in den islamischen Himmel.
In einer der Denke der Terroristen entliehenen Überlegung schrieb jemand vergangene Woche, dass Frankreich mit seinem Militäretat sich alle Berufsmörder der Welt kaufen und diese auf die 30.000 ISIS-Kämpfer einzeln ansetzen könnte – mit einem Schlag wäre das Problem gelöst...
Wäre es das? Geld als Wunderlösung für Sicherheit?