Ein internationales Projekt, bei dem die molekularen Veränderungen von diversen malignen Hautkrankheiten untersucht werden, ist derzeit zu zwei Drittel abgelaufen. Die Initiatoren aus Rumänien, Deutschland und der Schweiz suchen bereits jetzt nach neuen Finanzierungen. Auch nach Abschluss dieser Finanzierungsetappe soll es nämlich „keinen Stillstand geben“, so der Wissenschaftler Dr. Manfred Beleut, der in Göttingen fast Tür an Tür mit dem Nobelpreisträger in Chemie, Stefan Hell, forscht. Auch sonst verbindet die beiden so einiges: Sie sind im Banat geboren und als Kinder nach Deutschland ausgewandert. In Temeswar befindet sich derzeit in der Entwurfsphase die Gründung eines interdisziplinären Institutes, dessen Grundlage eine sogenannte „Biobank“ ist, denn eineder obersten Prioritäten für die Projektinitiatoren ist, die geschaffene Biobank aus dem aktuellen Projekt zu heben und als eigenständige Institution in der Region neu zu gründen. Datenbanken dieser Art stehen auch international noch über weite Strecken am Anfang – auf nationaler Ebene würde Temeswar auf jeden Fall eine Vorreiterrolle übernehmen.
Ein Trio an Fachleuten aus der Schweiz, Rumänien und Deutschland bemüht sich derzeit um das Unterfangen. In der Schweiz ist es Prof. Dr. Michael Baudis, in Rumänien Prof. Dr. Caius Solovan von der Temeswarer Dermatologie-Klinik und der Wissenschafter Dr. Manfred Beleut aus Deutschland sieht sich „als Schaltstelle“ zwischen den beiden. Ziel war zunächst, die medizinische Infrastruktur in Temeswar zu verbessern. Ein Forschungsabkommen zwischen der Schweiz und Rumänien, hat das Vorhaben mit 365.490 Schweizer Franken finanziert. Ein interdisziplinäres Institut unter der Obhut der Temescher Kreisverwaltung streben Solovan und Beleut an. „Ein Institut mit einem unabhängigen Sitz, dass allen Bereichen der Medizin zugute kommen soll“, sagt Caius Solovan. Alle Arten von Geweben könnten an dieser neuen Einrichtung analysiert werden - so der Temeswarer Klinikchef Solovan - und sowohl der Diagnose, als auch der Forschung und nicht zuletzt didaktischen Zwecken dienen. „In Temeswar wird der klinische Teil, in Zürich der wissenschaftliche/analytische Teil durchgeführt. Ich stehe in der Mitte und koordiniere das Vorhaben bzw. habe ich die Aufgabe, den einen oder anderen bei bestimmten Projektschwierigkeiten zu beraten und zu unterstützen“, sagte Dr. Manfred Beleut der BZ bei seinem kürzlichen Besuch in Temeswar.
In der Zwischenzeit haben nicht nur Patienten sondern kürzlich auch deren Angehörige eingewilligt, Gewebeproben ihrer verstorbenen Verwandten aufzubewahren, für den Fall, dass irgendwann für die betreffende Familie Mutations- oder Risikoanalysen, sowie Behandlungsempfehlungen notwendig werden. Sollte dieses Unterfangen erfolgreich verlaufen, „würde dieses Zentrum eine bisher so nicht existierende Komponente zur rumänischen Forschungslandschaft hinzufügen und einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Ausrichtung der medizinischen Bereiche leisten“, schreibt Michael Baudis auf Nachfrage der Banater Zeitung. Über die Hautkrankheiten hinaus sollen neue Verfahren, Strukturen und Expertisen geschaffen werden, die dafür sorgen, dass Gewebeproben und weiteres biologisches Material (nur auf Patientenwunsch und –einverständniserklärung!) für die medizinische Forschung und Diagnostik zur Verfügung gestellt werden. Es sollen dadurch mehrere Kliniken zusammengeschlossen, chirurgische Vorgänge und Aufbewahrungsmöglichkeiten standardisiert werden, damit diese interdisziplinäre Biobank zu einem langfristigen, zentralen Kompetenzzentrum in der Forschung und Diagnostik werden kann. „Auch finanziell wäre es ein großer Vorteil für viele nationale Forschungsgruppen; zum einen, weil sie sofort auf unterschiedliche standardisierte Materialproben mit dazugehörigen (anonymisierten) Patientendaten zugreifen könnten, zum anderen können Forschungsanträge mit gegenseitigem und interdisziplinärem Bezug eingereicht werden, was auch die interklinische Kommunikation stärken wird“, weiß Wissenschaftler Beleut. In Eigenleistung herangezogene Projekte könnten am neuen Institut durchgeführt werden, sagt seinerseits Prof. Solovan, doch Ziel sei auch, das sich das Institut irgendwann selbst trägt.
Die implizierten Fachleute sehen nur über diese Schiene eine Möglichkeit, tatsächlich eine erfolgreiche prädiktive Medizin gewährleisten zu können. „Man muss jeden einzelnen Menschen für sich verstehen, jeder ist unterschiedlich, jede Krankheit ist unterschiedlich, jeder geht anders mit dieser um. Es muss somit unser Ziel sein, so viele dieser Unterschiede wie möglich zu erfassen“, sagt Manfred Beleut. In das Projekt sollen viele Menschen, auf unterschiedlichster wissenschaftlicher, medizinischer, demographischer und persönlicher Ebene eingebunden werden, um im Notfall guten Rat für den Einzelnen zu haben. Dabei sei es nicht nur sinnvoll, dass sich motivierte Ärzte implizieren und weitere Finanzierung gesichert wird, sondern auch die Unterstützung der Öffentlichkeit sei dazu notwendig, schließt der Wissenschaftler aus Göttingen.