Karina Körösi ist Mitglied im Literaturkreis „Stafette“. Seit einigen Jahren veröffentlicht die Schülerin ihre Gedichte und Erzählungen in den Sammelbänden des Kreises. Körösi ist zudem eine talentierte Musikerin – sie singt bekannte deutsche und englische Lieder in Begleitung ihrer Westerngitarre. BZ-Redakteur Robert Tari sprach mit Karina über ihren Erfolg bei der Deutscholympiade, über das Schreiben sowie die Unterschiede zwischen den Jugendlichen, die in ihrer Muttersprache schreiben und den Jugendlichen, die in einer Fremdsprache Texte verfassen.
Du hast den ersten Preis bei der Landesphase der Deutscholympiade gewonnen. Kannst du mir sagen, wovon dein Text handelte?
Es ist eine Retrospektive. Es handelt von einem Mann, dem Ich-Erzähler, der Hunde ausführt. Eines Tages greift eines der Hunde, die er in seiner Obhut hatte, ein Kind an. Der Vorfall wird vertuscht. Der Hundebesitzer, der ein ganz einflussreicher Mann ist, sorgt dafür, dass niemand von dem Zwischenfall erfährt. Das ist die Ausgangslage der Geschichte. Im Weiteren geht es um den inneren Konflikt des Ich-Erzählers, um dessen Gewissensbisse. Er wägt das Für und Wider ab, fürchtet die Konsequenzen, bis er schließlich den Mut fasst, sich für das Richtige zu entscheiden und den Vorfall zu melden. Somit siegt am Ende das Gute.
Wovon geht man aus? Kriegt ihr ein Thema oder einen Titel?
Man kriegt entweder ein Zitat, oder den Anfang bzw. das Ende einer Geschichte. Manchmal sind es nur einige Wörter und von denen ausgehend, soll ein Text verfasst werden. Man kann auch eine Erörterung schreiben, aber in der Regel sind es Aufsätze, die, die meisten Teilnehmer schreiben.
Kreativität ist wichtig bei der Deutscholympiade, jedoch nicht ausschließlich. Wichtiger ist es, dass man ohne Fehler schreiben kann. Darum werden manchmal auch Texte besser bewertet, die zwar inhaltlich nicht der Rede wert sind, dafür aber richtig geschrieben wurden.
Kreativität kann man nicht richtig einschätzen. Es gibt dafür keine klaren Kriterien. Was jemand gut oder besser findet, kann man schwer an einer Regel festmachen. Es bleibt sehr subjektiv. Aber ich finde es gut, dass die Deutscholympiade so viel Wert auf Kreativität legt. Ich finde es besser, als bei anderen Olympiaden, wo man stucken muss. Man darf seiner Fantasie freien Lauf lassen, obgleich mit gewissen Einschränkungen. Vielleicht wäre auch eine mündliche Prüfung als Ergänzung gut oder noch eine Nebenkomponente hinzufügen würde, die höhere Ansprüche an die Teilnehmer stellt.
Du schreibst auch in der Freizeit und bist Mitglied im Literaturkreis Stafette. Wie unterscheidet sich das Schreiben zuhause von dem Schreiben bei der Deutscholympiade?
Nun, bei der Olympiade muss man unter Zeitdruck schreiben. Dir stehen drei Stunden zur Verfügung in denen du dir zu einem Thema eine Geschichte einfallen lassen musst. Man ist deswegen in seiner Kreativität leicht eingegrenzt, weil ich mich auf das Thema beziehen muss. Ich darf nicht davon abweichen.
Welche Themen behandelst du in deinen Texten?
Es geht meistens um Themen wie Familie oder Gesellschaft. Ich schreibe oft auch über Probleme wie Krankheiten oder Verlust. Damit beschäftige ich mich am meisten, wenn ich schreibe.
Du möchtest nach deinem Abiturabschluss in Deutschland Betriebswirtschaftslehre studieren. Wirst du auch weiter schreiben und vielleicht irgendwann an einem Buch arbeiten wollen?
Eigentlich schon. Für mich ist Schreiben ein Ventil. Ich kann mir Sachen von der Seele schreiben und so richtig Dampf ablassen. Und es kommen immer wieder solche Momente, in denen ich schreiben will. Und auch wenn ich etwas anderes studieren werden, Zeit fürs Schreiben werde ich schon noch finden. Es bleibt ein Hobby und in ein Paar Jahren könnte ich mir schon vorstellen, ein Buch zu schreiben.
Gibt es Autoren oder Autorinnen, die dich beeinflussen?
Ich lese zwar gerne und viel, aber mich richtig beeinflussen lassen, also, dass ich es richtig merke, das nicht.
Wer ist denn dein Lieblingsautor oder deine Lieblingsautorin?
Ich lese Thomas Mann total gerne. Das ist so mein Lieblingsschriftsteller.
Was bedeutet der erste Preis für dich?
Also, man fühlt sich jetzt nicht so besonders, dass man meint, es hat sich was in einem verändert. Aber es ist natürlich schön zu wissen, dass man Feedback bekommt, für die eigenen Leistungen. Und wenn das noch in der zwölften Klasse passiert, dann gibt das noch einen Schub, den man fürs Abitur braucht. Es stärkt das eigene Selbstvertrauen und das eigene Können. Es ist für das eigene Wohl gut.
Was sind für dich die größten Unterschiede zwischen Deutschland und Rumänien, wenn es um deutschsprachige Literatur geht?
Ich habe in einem Schüleraustausch ein Mädchen getroffen, die auch geschrieben hat und sie war auch in einem Literaturkreis. Das Problem da ist, der Markt ist viel, viel größer und kompetitiver dadurch, dass alle Deutsch schreiben und dass die Konkurrenz dann viel, viel größer ist, als zum Beispiel hier bei uns. Trotzdem kommt da mehr dabei raus, weil eben die Kritik untereinander größer ist und man sich so unterstützen kann und das man nicht einfach ein geschlossener Kreis ist, sondern ein Kreis der mit anderen Kreisen kommuniziert und dass man durch den Austausch sich verbessern kann. Das, finde ich, ist der große Unterschied. Also, die Anzahl der Leute, die dort schreiben. Natürlich, ist es schwieriger hier in Rumänien Deutsch zu schreiben, als zum Beispiel in Deutschland, aber man ist hier auf sich allein gestellt, würde man fast sagen. In Deutschland halt nicht.