Dieses Jahr feiert die Rumänisch-Deutsche Kulturgesellschaft und das Deutsche Kulturzentrum Temeswar das 20-jährige Jubiläum. „Es freut uns, dass in diesen Jahren das kulturelle Leben der Stadt durch die Existenz dieser Institutionen durch die Förderung der deutschen Sprache und Kultur ergänzt und belebt werden konnte“, sagt die vor Kurzem wiedergewählte Vorsitzende der Kulturgesellschaft und die Hochschullehrerin Ana-Maria Dascălu-Romițan. Um dieses Jubiläum zu feiern, ist für November eine Ausstellung geplant. Über die Situation der Kulturgesellschaft und deren Sinn in der Region sprach BZ-Redaktionsleiter Siegfried Thiel der Vorsitzenden Ana-Maria Dasc²lu-Romițan.
Sie haben vor Kurzem Ihr zweites Mandat als Vorsitzende der Temeswarer Kulturgesellschaft angetreten. Nutznießer sind die hiergebliebenen Banater Schwaben, die deutschsprachigen Expats, aber auch die Deutsch Lernenden bzw. Studierenden. Wie nehmen Sie die Interessen all dieser Kategorien wahr?
Wir leben und arbeiten in einer Stadt, in der die deutsche Sprache seit über 300 Jahren in diesem Teil Rumäniens ein neues Zuhause gefunden hat und bis heute eine sehr wichtige Rolle einnimmt. Temeswar ist ein beeindruckender, lebendiger, pulsierender Ort, eine multikulturelle Stadt, in der uns die Vergangenheit und die Gegenwart auf Schritt und Tritt begegnen. Die Menschen genießen die Vielseitigkeit des kulturellen Lebens dieser Stadt, was auch für die deutsche Szene auf großes Interesse stößt - unabhängig von der Altersgruppe des Zielpublikums. Alle finden im Angebot des Deutschen Kulturzentrums einen Bezugspunkt, sei es über das Erlernen der deutschen Sprache oder über den Besuch einer Lesung, einer Ausstellung, eines Konzertes, einer Videoinstallation usw. Das Temeswarer Publikum schätzt die deutsche Kultur und die Begegnung mit ihr im Alltag und die Nutznießer stammen aus unterschiedlichen Altersgruppen und Bereichen. Sowohl der fachliche und berufliche Nutzen der deutschen Sprache als auch das kulturelle Interesse lassen sich bei den Nutznießern der Angebote des Deutschen Kulturzentrums in Temeswar erkennen. Wir hoffen, durch die vielseitigen Sprachkursangebote auch das Bewusstsein zu wecken, wie wichtig und nützlich das Erlernen der deutschen Sprache sein kann, zumal es in dieser Region die meisten deutschen und österreichischen Firmen gibt und zahlreiche Jobmöglichkeiten bestehen. Zu unseren Aufgaben als Kulturgesellschaft gehört es das Deutschtum in Temeswar zu pflegen und an die junge Generation weiter zu geben, denn Kultur gestaltet Gesellschaft, sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft, unserer Existenz, unseres Daseins. Sie sorgt zugleich für den Zusammenhalt unserer Gemeinschaft und verbindet uns auch jenseits der Orte an denen wir ihr begegnen.
Wie schaffen Sie es, Menschen aus den diversen Interessensgruppen, bzw. Altersgruppen zufrieden zu stellen. Ist man da manchmal "müde"?
Die drei Abteilungen des Kulturzentrums Sprachabteilung, Kulturabteilung und Bibliothek bieten attraktive Angebote, von Kursangeboten, Prüfungen zum Erwerb der Goethe-Zertifikate, bis hin zu Kulturveranstaltungen und einer breiten Auswahl an Büchern, Zeitschriften und audiovisuellen Medien in der Bibliothek. „Müde“ ist man nicht, ganz im Gegenteil. Sprach- und Kulturarbeit bedeutet Vielseitigkeit, Abwechslung, sich selbst weiterzuentwickeln und immer wieder Neues zu lernen. Die Mitarbeiter des Deutschen Kulturzentrums und die Leiterin, Frau Mona Petzek sind sehr engagiert und leisten durch ihre Tätigkeit einen sehr wichtigen Beitrag zur Förderung und Vermittlung der deutschen Sprache und Kultur in dieser Region des Landes. Dank der Unterstützung des Goethe-Instituts in Bukarest war die Umstellung auf die Online-Kurse schon ab März 2020 möglich, sodass wir die Sprachkurse auch während der Pandemie fortsetzen konnten. Das Interesse und die Liebe für die deutsche Kultur konnten wir erneut auch innerhalb unserer letzten Veranstaltung am 19. Mai wiedererkennen und erleben, bei der Ausstellung „100 beste Plakate 19 Deutschland Österreich Schweiz“, die vom Deutschen Kulturzentrum Temeswar, in Zusammenarbeit mit Typopassage und Faber Community und Dank der Unterstützung des Goethe Instituts Bukarest organisiert werden konnte. Kurator war Ovidiu Hrin. Die Ausstellung kann man bis zum 19. Juni besichtigen. Die Vernissage wurde von Herrn Ralf Krautkrämer, unserem Deutschen Konsul in Temeswar, eröffnet. Bei der Vernissage war auch der Leiter es Goethe-Instituts in Bukarest, Herr Joachim Umlauf, dabei. Er unterstützt das Deutsche Kulturzentrum und die Kulturgesellschaft in Temeswar sehr.
Die Kulturgesellschaft ist Träger des Kulturzentrums. Man sagt, praktisch kann eine Struktur nicht ohne die andere existieren. Erläutern Sie ...
Die Rumänisch-Deutsche Kulturgesellschaft Temeswar ist seit 2001 der lokale Träger des Deutsche Kulturzentrums und deren Aufgabe besteht darin, die deutsche Sprache und Kultur in dieser Region des Landes bekannt zu machen und zugleich, die deutsch-rumänischen Kulturbeziehungen zu fördern und zu stärken. Die Rumänisch-Deutsche Kulturgesellschaft Temeswar und das Deutsche Kulturzentrum übernehmen dabei eine Brückenfunktion zwischen dem deutschen und rumänischen Sprach- und Kulturraum, ihre wesentliche Rolle besteht darin, dem rumänischen Publikum, das Deutschtum in Sprache und Kultur näher zu bringen. Es handelt sich dabei um Sprach- und Kulturvernetzung, um Austausch, aber auch um Vermitteln und zugleich um Bewahren.
Das Kulturzentrum ist umgezogen. Sollten die Räumlichkeiten in der ehemaligen Dermatologie-Klinik saniert werden, käme es einem weiteren Umzug gleich. Inwiefern wäre das aus finanziellen Gründen vorteilhaft?
Der Umzug in den neuen Sitz der Gesellschaft und des Kulturzentrums (Bv. Revoluției din 1989 Nr. 19, neben der Präfektur) war im Frühling 2020 dank der Unterstützung und der Vermittlung des Deutschen Konsulats in Temeswar, besonders durch die Hilfe von Herrn Konsul Ralf Krautkrämer und Herrn Vizekonsul Frank Ufken möglich. Wegen der Corona-Pandemie war es nicht möglich im letzten Jahr ein Einweihungsfest zu organisieren, aber wir hoffen, die Einweihung des neuen Sitzes in diesem Herbst nachholen zu können. Der Umzug in das multifunktionelle Zentrum der Stadt, gemeinsam mit dem Institut Français, ist für das Kulturhauptstadtjahr 2023 geplant. Letzte Woche fand diesbezüglich ein Gespräch mit dem Bürgermeister statt, bei dem auch Herr Joachim Umlauf dabei war. Natürlich wäre der Umzug in dieses Zentrum aus mehreren Gründen für das Kulturzentrum und die Kulturgesellschaft vorteilhaft und würde auch aus finanzieller Perspektive eine wichtige Rolle spielen. Die Coronavirus-Pandemie ließ auch das Deutsche Kulturzentrum und die Kulturgesellschaft Temeswar die Krise spüren. Die Folgen der Pandemie und die Weiterführung der Tätigkeit konnten wir dank unserer Förderer und Partner gemeinsam bekämpfen, ganz besonders dank der Unterstützung des Goethe-Instituts Bukarest, der Deutschen Botschaft in Bukarest und des Deutschen Konsulats in Temeswar. Natürlich wäre dies ohne den unermüdlichen Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kulturzentrums, der Mitglieder und Vorstandsmitglieder der Kulturgesellschaft, sowie aller Partner und Förderer nicht möglich gewesen.
Sowohl als Vorsitzende der Kulturgesellschaft als auch als Hochschullehrerin brauchen Sie auch die Unterstützung von außen. Sie arbeiten wiederholt mit dem ifa zusammen, nicht zuletzt ist das ifa über seine Kulturmanager/ Kulturmanagerin beim FunkForum in Temeswar zugegen. Sie nutzen diese Präsenz, um die Kommunikation nach außen zu stärken, aber auch um Ihren Studenten je mehr mit auf den Weg mitzugeben. Was hat diese seit Jahren andauernde Zusammenarbeit mit FunkForum, mit dem hier ansässigen ifa-Kulturmanager, aber auch mit weiteren Einrichtungen, die Sie in irgendeiner Form unterstützen können, gebracht.
Ich freue mich als Vorsitzende der Kulturgesellschaft und als Universitätslektorin an der Fakultät für Kommunikationswissenschaften der Politehnica Universität die Möglichkeit zu haben, mit vielen Institutionen zusammenzuarbeiten. Zu den wichtigsten Partnern der Kulturgesellschaft und des Kulturzentrums gehören das Goethe-Institut in Bukarest, die Deutsche Botschaft in Bukarest, das Auswärtige Amt, das Deutsche Konsulat in Temeswar, kulturelle Institutionen, Stiftungen und Organisationen aus Deutschland und aus Rumänien, die Politehnica Universität und die West-Universität Temeswar, der DAAD, der Verein Temeswar Europäische Kulturhauptstadt, das Deutsche und das Ungarische Staatstheater Temeswar, die Nikolaus Lenau-Schule, das DFDB, die Philarmonie Temeswar, Buchhandlungen, das Bürgermeisteramt, der Kreisrat, verschiedene Partner aus der Wirtschaft, wie der DWC Banat und zahlreiche Firmen aus Temeswar und der Region. Zu den Medienpartnern, mit denen uns eine langjährige Zusammenarbeit verbindet, zählen die ADZ, die Banater Zeitung, TVR Temeswar, Radio Temeswar, der Medienverein Funkforum. Was die Zusammenarbeit zwischen der Fakultät und dem Institut für Auslandsbeziehungen, ifa, der Banater Zeitung und der ADZ und dem FunkForum betrifft, so habe ich die Freude und Ehre als Hochschullehrerin gemeinsam mit ihnen verschiedene Veranstaltungen für die Studenten organisieren zu können. Diese haben wir auch während der Pandemie fortsetzen können. Den letzten Workshop haben wir gerade Anfang Mai zum Thema Übersetzung und journalistisches Schreiben gemeinsam mit der BZ und der ifa-Kulturmanagerin, Enkeloeda Eickhoff, veranstalten können. Eines der Ziele, die ich sowohl als Universitätslektorin an der UPT als auch als Vorsitzende der Rumänisch-Deutschen Kulturgesellschaft verfolge besteht darin, die Jugendlichen und die Studenten der deutschen Kultur und den deutschsprachigen Institutionen in Temeswar näher zu bringen. Es ist wichtig, dass wir als Lehrer und Förderer der deutschen Sprache und Kultur dies weitergeben und die Begeisterung für Kultur wecken und pflegen.