Temeswar - So bunt wie schon lange nicht mehr war der Karl-Singer-Festsaal des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses am Montag Nachmittag. Hier wurde die 16. Europäische Jugend- und Kulturwoche offiziell eröffnet. Ein Fest, das die kulturelle Vielfalt Europas in seinem Mittelpunkt trägt, das das gegenseitige Kennenlernen der verschiedenen Kulturen Europas fördert und vor allem den Jugendlichen, die daran teilnehmen, eine wichtige Rolle zukommen lässt: Nämlich die der Brückenbauer in einem Europa, das in schweren Zeiten zusammenhalten muss. Neben den etwa 200 teilnehmenden Gästen aus dem Ausland wohnten auch der deutsche Konsul in Temeswar, Rolf Maruhn, der Abgeordnete der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Ovidiu Gan], sowie der Vorsitzende des Banater Deutschen Forums, Johann Fernbach, der Veranstaltung bei.
„Heute sind in diesem Saal 25 Prozent aller Mitgliedstaaten Europas vertreten“, sagte Edith Singer, die Vorsitzende des Jugendtrachtenvereins „Banater Rosmarein“. Edith Singer betonte, wie wichtig die Wahrung der Einheit in der Vielfalt und der Respekt vor der Geschichte der anderen seien. Auch Günter Volk, der Initiator der Veranstaltung, war im AMG-Haus zugegen. Er versprach, sich auch weiterhin darum zu kümmern, dass die Europäische Jugend- und Kulturwoche jedes zweite Jahr stattfindet: „Solange ich diese Lederhose tragen kann“, scherzte Volk.
Acht Trachtengruppen führten ihre traditionellen Volkstänze auf. Schallenden Beifall gab es nicht nur nach den Aufführungen, sondern auch bei besonders spektakulären Tanzmomenten. Ein Blickfang waren aber auch die Trachten, die die Mitglieder von San Gemiliano aus Sardinien/Italien, Rhénania-Alliance aus Frankreich, Vetra aus Litauen, den Villanders aus Südtirol/Italien, Dances Postiguet aus Alicante/Spanien, Leöwey aus Fünfkirchen/Ungar, The Milesian Clanna Mileadha aus Irland und Banater Rosmarein trugen.
Die Europäische Jugend- und Kulturwoche wurde im Jahr 1986 ins Leben gerufen. Damals war es der Verband Deutsche Jugend des Ostens, der sich für den Gedanken eines vereinten Europas stark machte. Günter Volk, der Leiter der Organisation, initiierte das erste Treffen dieser Art. Es kamen Kulturgruppen aus Irland, Sardinien/Italien, dem Elsass/Frankreich und dem Burgenland/Österreich in Kaufering, Deutschland, zusammen, um gemeinsam zu tanzen und zu singen, aber auch, um sich gegenseitig kennenzulernen. Die Geburtsstunde der Europäischen Jugend- und Kulturwoche hatte geschlagen.
Das Engagement durch die Gruppe Rhénania-Alliance, die sich 1988 bereit erklärte, die zweite Europäische Jugend- und Kulturwoche im Elsass zu organisieren, war die Voraussetzung dafür, dass diese Veranstaltung auch heute, 30 Jahre später, durch die Teilnahme von mittlerweile acht Gruppen aus sieben Ländern lebt.
„In der Vielfalt der Ethnien Werte pflegen – darum geht es, wenn nun, Anfang August, die Europäische Jugend- und Kulturwoche in Temeswar stattfindet. (...) Gerade in einer Zeit virtueller Welten sind Begegnungen und Austausche der Jugendlichen notwendig. Noch mehr: Vor allem Minderheiten sind auf grenzüberschreitende Beziehungen angewiesen, wenn sie nicht in Enklaven verkrümmen wollen“, so der Vorsitzende des Banater Deutschen Forums, Johann Fernbach. „Temeswar ist der ideale Ort für derartige Veranstaltungen, denn seit 300 Jahren hat die Gesellschaft hier einen ausgeprägten multiethnischen, multikulturellen und multikonfessionellen Charakter und man kann sagen, Temeswar bildet ein kleines Europa“, schreibt Ovidiu Gan], der Abgeordnete der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, in der Broschüre zur 16. Europäischen Jugend- und Kulturwoche.
Die multikulturelle Gegend des Banats ist einigen Teilnehmern bereits bekannt. 2004 war Temeswar erstmalig Austragungsort der Veranstaltung. Das ursprüngliche Ziel des Ereignisses sei auch heute noch aktuell, sind die Veranstalter vom Jugendtrachtenverein Banater Rosmarein überzeugt.
In dieser Woche sollen im Rahmen der Europäischen Jugend- und Kulturwoche zwei weitere Auftritte stattfinden. Nachdem gestern im Dettaer Kulturhaus getanzt wurde, geht es heute weiter mit den „Spielen ohne Grenzen“. „Es sind lustige Gruppenspiele und –wettbewerbe, bei denen alle Teilnehmer mitmachen. Sie dienen zum Spaß und zum gegenseitigen Kennenlernen“, erklärt Teodora Mateoc, die stellvertretende Vorsitzende des Banater Jugendforums. Morgen Abend treten die Trachtengruppen um 18 Uhr im Kulturhaus aus Guttenbrunn/Z²brani auf, am Freitag ist die Abschlussveranstaltung ebenfalls um 18 Uhr im Temeswarer Jugendhaus/Casa Tineretului angesetzt.