Der Sommer war für das Kunstmuseum in Temeswar/Timisoara ereignisreich gewesen. Während die meisten Kultureinrichtungen der Stadt in die Sommerpause gingen, wurden im Barockpalais fleißig neue Projekte gestartet. Höhepunkte waren die Eröffnungen der Jorgé Marin- und Romul Nu]iu-Ausstellungen. Die Besucher konnten mit zwei zeitgenössische Künstlern aus unterschiedlichen Kulturkreisen Bekanntschaft schließen. Beide Künstler könnten nicht unterschiedlicher sein: Der eine hat bereits internationale Berühmtheit erlangt, während der andere erst jetzt, post mortem, für seine beeindruckenden Werke höchste Anerkennung erntet. Beide Ausstellungen lockten viele Besucher an. Die Zahlen sind zumindest für die Verhältnisse des Temeswarer Kunstmuseums hoch. Weniger Beachtung schenkten die Museumsbesucher der Brukenthal-Gruppenausstellung. Diese vereinte bedeutende siebenbürgische Künstler aus dem 17. und 18. Jahrhundert und gewährte einen Einblick in die damaligen sozialen und politischen Verhältnisse, die in den ausgewählten Werken festgehalten wurden. Der Kunstmuseumsleiter Marcel Tolcea schwärmte von der einzigartigen Brukenthal-Ausstellung, musste aber auch enttäuscht zugeben, dass er zu den wenigsten gehörte, die sich mit den Werken anfreundete. „Menschen haben einfach keinen Zugang zur Kunst aus diesen Epochen“, meinte der Leiter des Kunstmuseums.
Die Ausstellung wurde vor rund zwei Wochen geschlossen. Inzwischen wurden die ausgewählten Stücke zurück nach Hermannstadt/Sibiu gebracht. Nu]iu und Marin werden noch bis Herbst ausgestellt. „Wir haben den Abschluss der Romul Nu]iu-Ausstellung auf September verlegt, weil die Renovierungsarbeiten am linken Flügel des Palais noch nicht fertiggestellt wurden“, erklärt Marcel Tolcea. Für die Fertigstellung hat das Kulturministerium die Gelder blockiert. Der Grund seien vertragliche Unklarheiten: Das Kulturmuseum benötigt, aufgrund der allgemein hohen Temperaturen im Sommer, Klimaanlagen. Diese wurden im ursprünglichen Renovierungsplan nicht mitberücksichtigt. Zusätzliche Gelder müssen dafür beantragt werden. An sich ist der Gebäudeflügel bereits seit zwei Jahren fertig. Was momentan Vorrang hat, ist die Installation eines modernen Alarmsystem, wodurch die Sicherheit der Kunstwerke garantiert werden kann. Museumsleiter Tolcea rechnet damit, dass die Arbeiten Ende des Jahres abgeschlossen werden.
Zwei neue Dauerausstellungen sollen eingerichtet werden: Barocke Porträts und Banater Kunstwerke bilden die Hauptausstellungsstücke. Gleich drei neue temporäre Ausstellungen werden in den Herbstmonaten im Kunstmuseum eröffnet. Im September werden ausgewählte Werke des rumänischen Malers Ion }uculescu ausgestellt. }uculescu wurde als regelrechter Homo Universalis beschrieben. Der 1962 gestorbene Maler war unter anderem auch Biologe und Arzt. Er ist ein wichtiger Vertreter des rumänischen Expressionismus.
Im Oktober wird eine geschichtlich ausgerichtete Ausstellung eröffnet. Das Kunstmuseum stellt in Zusammenarbeit mit dem Verband der bildenden Künstler die ersten Pinakothek Temeswars vor. Im November folgt dann die Gruppenausstellung „Kunst an der Front, die Front der Künste“. Es handelt sich um ein Nachfolgeprojekt der „BaricArt“-Ausstellung, die internationale Künstler zusammenbringt. Gefördert wird das Projekt durch die Herczeg-Stiftung.
Das Jahr 2012 wird im Dezember mit den alljährlichen Salon der Künste abgeschlossen. Weitere Ausstellungen für die verbliebenen Monate des Jahres sind nicht geplant. Allerdings möchte die Kultureinrichtung eine Aktion für Eltern starten. An Nachmittagen möchte das Temeswarer Kunstmuseum Kindern Malwerkstätten anbieten. Zeitgleich werden für die Eltern Seminare und Rundgänge angeboten, wodurch sie mehr über die Aufgaben und Tätigkeiten des Museums erfahren können.
Bis im August besuchten die Ausstellungen des Kunstmuseums 9.408 Personen. Museumsleiter Tolcea spricht von einem Zuwachs an Besuchern. Insgesamt besuchten im Vorjahr 14.354 Personen das Museum. Die meisten sind Schüler und Studenten, die in Gruppen ausgewählte Ausstellungen besichtigen.