Meine Damen und Herren, liebe Freunde der Mundartliteratur!
Müller- Ist das nicht ein guter Name für einen Banater Schriftsteller?
Der Schwabendichter Adam Müller Guttenbrunn, 1852 im Kaiserreich Österreich-Ungarn geboren, wurde zum AMG, und in diesem schlichten Wort fühlen wir uns heute alle daheim. Herta Müller, unsere Literaturnobelpreisträgerin, hat ein Jahrhundert später in der Hinteren Gasse von Nitzkydorf, in der Rumänischen Volksrepublik, das Licht der Welt erblickt. Sie hat doch nur über ein kleines Völkchen aus einem weltvergessenen Ort- ein Kirchlein, eine Schule, ein Friedhof- geschrieben? Ja, aber auf eine einmalige Art und Weise, sodass es zu Weltliteratur wurde. Nahe dem, was das echt Banatschwäbische ausmacht, mit anderen Mitteln, ist da auch ein Mundartdichter, Stefan Michael Müller, 1931 im Königreich Rumänien geboren. Was haben diese drei Schriftsteller, die letztlich doch nur im Banat geboren wurden, denn gemeinsam? Es ist, kann man sagen, ein schönes Gefühl. Wenn Herta Müller sagt, dass die Heimat das ist, was man als Gepäck mit sich schleppt, so meint sie, bewusst oder unbewusst, doch nur dieses Heimweh, einfacher noch Weh nach der Heimat, um die Heimat, das einen nicht loslässt, nicht verlässt. Wie die zweite Haut. Und das ist unverkennbar auch die Triebfeder und das Credo des Banater Mundartdichters Stefan Michael Müller.
Stefan Michael Müller stammt aus Perjamosch, einer Banater Großgemeinde, die u.a. so bekannte Schriftsteller wie Franz Heinz, Franz Remmel, Richard Wagner, Uwe Erwin Engelmann aber auch einen anderen Mundartautoren, Dr. Werner Niederkorn, hervorgebracht hat.
„Mei Zung die is mer schwowisch gwaxe/uner Schwowe vun de Heed/doch sin ich xund,han grade Haxe/un so tuts mer gar net leid“- bekennt der Autor programmatisch aber auch mit typischem Schwabenhumor in seinem Gedicht „Ich bleib e Schwob“, in seiner rheinfränkischen fest-Mundart. Oder etwas direkter „es Hemweh hat in mir sei Sitz/des seit Nächte mich so queelt“ in dem Gedicht „Hemweh“.
Der Autor besuchte die Volksschule und das Gymnasium im Heimatdorf, es folgte eine Schreinerlehre in Arad bis 1950, dann der Militärdienst. Also ein typisches Schicksal für einen Banater Schwaben. Darauf ging er zur Eisenbahn. Er wurde Fahrdienstleiter, auch Bahnhofsvorsteher in Lowrin. 1991-92 war er der erste Vorsitzende des DFD Lowrin, wanderte 1992 nach Deutschland aus, was man auch typisch nennen kann. Heute lebt er in Nürnberg als Rentner, mit Ausnahme der Sommer, die er seit Jahren zu Hause, in Lowrin verbringt, was gar nicht so typisch ist.
Müller schreibt Gedichte in der Mundart und in der Hochsprache. Seit Jahren ist er Mitglied der Stafette, veröffentlicht konstant in den Stafette-Sammelbänden und im DFDT-Jahrbuch. Erst spät 2005, in seinem 74ten, erschien sein Debütband „Die Brennessel“ und 2008 folgte sein Gedichtband „Ruf der Heide“. Seine Lyrik lebt von der Themen- und bildhaften Wortwahl bis zu einer beharrlichen lyrischen Beschwörung dieser unverlorenen kleinen Welt, der Banater Heide. Getragen ist dieses Schaffen von der typischen Gefühlswelt und dem Gedankengut der Banater Schwaben, es fehlt nicht an Humor und Satire und an bitteren Wahrheiten. Die große Vielfalt seiner Lyrik hat trotzdem eines gemeinsam: Dieser Schwabendichter spricht sowohl seinen ausgewanderten Landsleuten wie auch den in der alten Heimat gebliebenen aus dem Herzen.
Somit möchten wir uns allen anschließen, die dem Jubilar heute, zu seinem 80., gratulieren. Langes Lewe, Gsundheit! Und es muss gesagt sein: Die Stefan Jäger-Stiftung hat heuer zweifelsohne eine glückliche Wahl getroffen, diesen echten Banater Autor für sein Werk mit dem Stefan-Jäger-Ehrendiplom zu ehren.
Ja, Müller ist zweifelsohne ein guter Name für einen Schriftsteller aus dem Banat.