Es hat bei der 24. Ausgabe der „Reschitzaer Deutschen Literaturtage“ einiges an positiven Überraschungen gegeben. Als solche muss das Lyrikerdebüt von Balthasar Waitz gesehen werden, der am Samstag mit einer Reihe epischer, in kauzig-sarkastischem Tonfall geschriebener Gedichte eine vielapplaudierte Lesung bestritt, in welcher er – sich selber treu – Tonfall und einige Themata seines „Bestsellers“ (Annemarie Podlipny-Hehn) „Krähensommer“ aufnahm und in verdichteter und betont pointierter Form als Lyrik aufarbeitete.
Zum zweiten müssen die beiden jungen „Stafette“-Mitglieder Robert Tari (mit zwei Theaterfragmenten, die er gemeinsam mit Ilse Hehn vortrug, und mit einer meisterhaften Kurzgeschichte) und Bianca Barbu zu den angenehmen Überraschungen gezählt werden. Bianca Barbu las aus ihrem 2013 erschienenen Debütband „Schritte. Kurzprosa und Lyrik“ und wies eine überraschend reife Beherrschung der beiden Genres nach, wobei sie sich stimmlich und in der Themenwahl geschickt aufs Publikum eingestellt hatte. Wer den Auftritt von Tari und Barbu im Rahmen der 24. „Reschitzaer Deutschen Literaturtage“ verfolgte, darf schmunzeln über die selbstherrlichen prospektiven Fähigkeiten derjenigen, die vor fast 25 Jahren allwissend den „Tod der rumäniendeutschen Literatur“ vorausgesagt hatten. Zu den beiden vielversprechenden jungen Autoren muss auch die kaum erheblich ältere Henrike Br²diceanu-Persem gezählt werden. Die neue Vorsitzende des Temeswarer deutschen Literaturkreises „Stafette“ las Sonntag am späten Vormittag und ließ Entwicklungsschritte erahnen, die in die richtige Richtung weisen.
Die echt souveräne Überraschung des Samstags war die Vorstellung der grafisch hervorragend gestalteten zweibändigen fotografisch-kulturgeschichtlichen Anthologie „Heimat zum Anfassen oder: Das Gedächtnis der Dinge“ von Ilse Hehn.