Videospiele und das Internet sind für Jugendliche genau so gefährdend wie der Alkoholkonsum. Besonders zeitraubend ist die neue Form von Unterhaltung. Inzwischen nimmt es das ganze Leben ein. Eltern seien machtlos. Der Draht zum eigenen Kind würde fehlen. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind in Deutschland davon betroffen. Nicht nur in Deutschland, behaupten Arnhild Zorr-Werner und Bernd Werner. Es sei inzwischen ein „europaweites Problem“, so die Gründer der Stiftung „Medien- und Onlinesucht“. In Zusammenarbeit mit der rumänisch-deutschen Stiftung aus Temeswar wollten die Erzieherin und der evangelische Pastor das Problem auch in Osteuropa anreißen. In der Nikolaus-Lenau-Schule wurde eine Teststudie mit Eltern und Jugendlichen durchgeführt.
Das Facebook-Spiel Cityville und das Free-to-Play Onlinespiel Metin 2 wurden zwei Stunden lang von Eltern und Schülern gemeinsam gespielt. Drei Länder kamen bei der LAN-Partie mit Forschungscharakter zusammen: Eltern- und Schülergruppen aus Bulgarien, Ungarn und Rumänien nahmen an dem Projekt teil.
Am Einstieg in die Spiele haperte es. Manche Eltern scheiterten bereits bei der Erstellung eines Facebook-Profils, andere bei der Erstellung eines Heldencharakters in dem kostenlosen Online-Rollenspiel Metin 2. Besonders vor den sogenannten „Free2Play“-Spielen warnten die Vertreter der deutschen Stiftung. Die Spiele wirken auf Jugendliche attraktiv, weil man sie, anders als gebührenpflichtige Spiele wie World of Warcraft, kostenlos herunterladen kann. Im Spiel gibt es dann allerdings virtuelle Läden, die Spielgegenstände kostenpflichtig anbieten. Kinder können diese mit Kreditkarte oder übers Telefon kaufen.
„Von der größten Herausforderung in der Geschichte der Menschheit“ sprach Arnhild Zorr-Werner nach der zweistündigen LAN-Partie. Der soziale Aspekt der Medien sei besonders gefährlich. „Spiele enthalten Strukturen, die Familie ersetzen“, erklärte die Erzieherin den rund 40 Teilnehmern. Der Spieler muss oft Verantwortung übernehmen und Aufgaben erfüllen. Es gibt Regeln, woran man sich in Spielen halten muss. Eltern müssen mehr Interesse für die Aktivitäten ihrer Kinder zeigen und nachfragen.
Für ihre Mission sucht die Stiftung auch eine politische Stütze in den drei Teilnehmerländern aus Osteuropa. Darum wurde auch ein Positionsschreiben vorgestellt, das über dem Leiter der rumänsich-deutschen Stiftung Nicolae Cernei bereits an den Abgeordneten Ovidiu Ganţ überreicht wurde.