„Bei so vielen Ampeln, wozu brauchen wir noch Zebras?“: Es steckt Sarkasmus und Ironie in der Frage, die ein Kollege vor Kurzem in den Raum geworfen hat, nachdem überall in den Medien die Nachricht über den Tod eines Zebras aus dem Temeswarer Tierpark zu lesen war (die ADZ berichtete). Es ist bereits das zweite Exemplar, das im hiesigen Zoo ums Leben kommt. Im Oktober 2013 stürzte sich ein entflohenes Tier, dem wohl eine unzureichende Anpassungszeit zur Verfügung gestellt wurde, direkt in den naheliegenden Teich und ertrank. Diesmal zeigte die Obduktion, dass dem plötzlichen Tod eine Magenerkrankung zu Grund gelegen hatte, heißt es in einer Pressemitteilung des Bürgermeisteramts. Ob die Tragödie hätte vermieden werden können, bleibt dahingestellt.
Seit 1986 gibt es am Jagdwald den Temeswarer Tierpark. Zunächst waren da nur etwa 30 Tierarten aus der rumänischen Fauna zu sehen, anschließend wurden aber auch exotische Tiere wie etwa Löwen oder Dingo-Hunde nach Temeswar gebracht. Jahrelang mussten die Tiere in kleinen, schmutzigen Gehegen (über)leben, bis 2004 eine Machbarkeitsstudie für die Sanierung und Neueinrichtung des Tierparks erstellt wurde. Am 1. Juni 2007 wurde der frisch sanierte Tierpark, der den Tieren bessere Lebensbedingungen bieten sollte, offiziell in Betrieb genommen, doch erst 2012 wurden die Löwinnen, die bis dahin fern von den Augen der neugierigen Besuchern gehalten wurden, freigegeben – die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ vermittelte den Transport der drei Raubkatzen nach Zürich und anschließend nach Johannesburg, in ein natürliches Reservat. Damals hatte man sich zuerst dagegen gewehrt, die Tiere einfach herzugeben, zumal bei der Kommunalverwaltung die Idee fest verankert war, den Tierpark EU-konform einrichten zu lassen.
Zwar sind heute die Gehege etwas größer und den Tieren steht etwas mehr Bewegungsfreiheit zur Verfügung, dennoch sehen viele der zur Schau gestellten Exemplare nach wie vor ungepflegt aus. Dazu zählen unter anderem einige Kaninchen und Meerschweinchen, die an Haarausfall leiden. In den Teichen wimmelt es nur so von Algen, sodass das Wasser eine grüne Färbung angenommen hat. In dem Graben aus dem Bärengehege schwimmen Essensreste herum, die die Besucher den Tieren – trotz Verbot – geworfen haben. Apropos Fütterungsverbot: Selten bis kaum reagiert ein Tierpfleger, wenn die Besucher den Tieren mitgebrachtes Essen, wie etwa die hierzulande so beliebten Maisflips/ pufule]i, hinwerfen. Besucher können also tun und lassen, was sie wollen. Und übrigens: Die Maisflips kann man sogar im kleinen Geschäft mitten im Tierpark kaufen...
Tiere werden im Temeswarer Zoo entweder in Gehegen gehalten, oder sie laufen frei herum. Kein Wunder also, wenn ein Kaninchen zum Beispiel im Affengehege herumspringt oder ein paar Hühner im Ziegen-Auslauf herumgackern.
Kleine Kinder erfreuen sich im Tierpark einer extra für sie eingerichteten Ecke. Die Spielanlagen am Eingang links sind jedoch so schmutzig, dass man sich regelrecht davor ekelt, diese zu benutzen. Zum Glück sind Kinder nicht sehr anspruchsvoll, was Spielplätze angeht...
Hinzu kommt, dass an den Gehegen keine oder teils kaputte Infotafeln zu den ausgestellten Exemplaren angebracht sind, meist mit peinlichen Übersetzungen ins Deutsche oder Englische.
Ein einziger Rundgang durch den Zoo reicht also, um zu sehen, dass dieser weit entfernt ist von einem europäischen Tierpark. Mal abgesehen von der Diskussion, ob Zoos Tierquälerei sind oder nicht: Temeswars Zoo ist in seiner aktuellen Form definitiv eine Schande.