Seit über einer Woche sorgt ein Artikel über Maria Radna in der Online-Ausgabe der britischen Publikation „The Telegraph“ für Aufregung im Banat. Der Journalist, Luke Dale-Harris, gibt in dem Beitrag Informationen zum Besten, die für Empörung bei vielen Banatern sorgten, zumal die Wallfahrtskirche ein Ort ist, der den Banatern besonders am Herzen liegt. Zum Einen schreibt er, dass die Sanierungsarbeiten in Maria Radna unsachgemäß durchgeführt wurden, andererseits gibt er einfach Behauptungen von sich, etwa, dass wertvolle Bauelemente in Deutschland verkauft worden wären oder dass die Sanierungsgelder zwischen dem Nutznießer und den beauftragten Baufirmen, die von den Freunden der Nutznießer betrieben werden, geteilt würden. Die Bauarbeiter seien zu jung und unerfahren, schreibt Luke Dale-Harris – das selbe gelte für Sanierungsarbeiten an Siebenbürgischen Festungen, für die die europäischen Steuerzahler aufkommen. Das Sahnehäubchen auf dem Kuchen ist der ironische Vergleich der Basilika Minor mit einem Disney-Schloss. Zu dem Artikel kamen bereits mehrere Reaktionen: Der Nutznießer des Sanierungsprojekts, die römisch-katholische Diözese Temeswar, aber auch Politiker aus Deutschland, der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk, nahmen dazu Stellung.
Doch was steckt hinter dem Artikel von Luke Dale-Harris? Ist es Kirchenfeindlichkeit oder offensichtliche Europaskepsis? Ich meine, beides. Es wird immer deutlicher: Das traditionell europaskeptische Volk der Engländer ist in seiner „splendid isolation“ nur noch formal in der EU. Schon damals, vor 20 Jahren, als sich England für das Pfund und gegen den Euro entschied, stimmte das Vereinigte Königreich eigentlich gegen die EU. Über ein „Brexit“ will der alte-neue Premierminister David Cameron sein Volk bis spätestens 2017 mittels Referendum entscheiden lassen. Zustimmung zum EU-Austritt wäre kein Wunder. Von der katholischen Kirche wendeten sich die Engländer bereits unter Heinrich VIII. ab. Da der Papst die erste Ehe Heinrichs VIII. nicht annullieren wollte, führte der König die protestantische Reformation durch. Er gründete die anglikanische Kirche und ernannte sich zu dessen Oberhaupt. Die Folge war seine Exkommunizierung durch den Papst.
Der Artikel von Luke Dale-Harris wurde auch von Pressekollegen aus Temeswar heftig kritisiert. Es scheint nämlich, dass der Journalist die Vorlesung über die Informationsquellen verpasst hat, die zu den ersten Kursen der Journalismus-Uni gehört. Darin wird angehenden Medienmachern klargemacht, dass sie nicht allwissend sind und sich der Objektivität Willen stets auf Informationsquellen beziehen müssen. Luke Dale-Harris nennt in seinem Beitrag über Maria Radna keine Quelle. Er stützt sich lediglich auf Aussagen wie „es spricht sich herum“. Das allein schon zeigt einen akuten Mangel an journalistischer Professionalität.