Das Lied „Wintertown“ dürfte Teodor Pop, Mihai Moldoveanu und Szabó Csongor-Zsolt durch den Kopf gegeistert sein, während einer der längsten Nächte ihrer Bandgeschichte: Es war 2011, als sie im tiefsten Banater Winter meterhohem Schnee trotzten, um von Arad nach Großwardein/Oradea zu gelangen. Ganze vier Stunden Autofahrt mussten die Musiker in Kauf nehmen, um das letzte von drei Konzerten zu geben, das ihre Ankunft in der rumänischen Jazzszene ankündigen sollte. Dazwischen gab es keine Verschnaufpause für sie. Die Abende zuvor standen die drei bereits in Temeswar/Timişoara und Arad auf der Bühne, sangen ihre ersten Latin-Jazz- bzw. Funk- und Blues-Lieder.
Zwar konnten diese den frostigen Winter nicht vertreiben, dafür wurde es aber ihren Zuschauern warm ums Herz: Jazzybit fand die ersten Fans.
Pop, Moldoveanu und Szabó wissen inzwischen, dass man hartnäckig bleiben muss, wenn man es zu etwas bringen will.
Vom großen Erfolg einer Mainstream-Band können sie nur träumen, wenn sie es denn wollten, und von ihrer Musik allein überleben, geht nicht. Doch wer den schwersten Winter überstehen kann und es trotzdem rechtzeitig schafft, auf die Bühne zu steigen, ganz gleich, wie groß oder klein sie ist, und sich auch von den äußeren Umständen nicht in die Knie zwingen lässt, sondern einfach trotzig sein Ding durchzieht, der kann alles meistern.
Darum ist Jazzybit nach zwei Jahren nicht in der Versenkung verschwunden, sondern kann sich mit zahlreichen Auftritten im ganzen Land sowie in Ungarn rühmen und möchte auch bald seine erste CD vorstellen, die sich großes vornimmt. „Touch the Sky“ soll das erste Album heißen, zu gut Deutsch „Berühre den Himmel“ und wer ist dort oben beheimatet? Eben die Sterne, die Stars. Das war und wird für eine rein instrumentale Nischenband schwierig sein. Da macht sich auch Mihai „Michi“ Moldoveanu nichts vor. Der Bassist der Gruppe, der vor zwei Jahren zusammen mit dem Keyboarder Teodor Pop sowie dem Drummer Szabó zusammenkam, um einfach nur Musik zu machen, wirkt in vielen Projekten mit und kennt die Hürden nur zu gut. Er lehnt aber den Mainstream nicht ab. Er ist kein militanter Nörgler, der ständig mit der Faust geballt die Frage aufwirft, was passiert denn nun mit der anspruchsvollen Musik? Nein, Gruppen wie Jazzybit finden schon ein Publikum in Rumänien, meint er.
Was einem im Weg steht, ist manchmal einfach das Timing und der Mangel an Werbung. Es gab zwar auch solche Auftritte, wo nur sechs dem Trio zuhörten, es gab aber auch Riesenkonzerte, wo bis zu 200 Besucher Jazzybit ihr Gehör schenkten.
Die Szene hat sie zumindest wärmstens aufgenommen. Auf großen Festivals wie das in Wolfsberg/Gărâna jährlich stattfindende oder in Hermannstadt/Sibiu war Jazzybit bereits vertreten. Überhaupt waren die drei Musiker in den letzten zwei Jahren nicht untätig. Während andere sich ständig darüber beklagen, dass sie keine Auftritte haben oder dass ihre Musik einfach keine Beachtung findet, wurden sie ständig eingeladen.
Und dabei sind Moldoveanu und Pop nicht Vollzeitmusiker, sondern müssen tagtäglich noch Acht-Stunden-Jobs meistern und dann nach Feieraband proben und an ihrer Musik feilen. Allein Szabó könnte sich als Musiker nach seinem Abschluss an der Musikhochschule durchschlagen. Doch der Percussionist wird vermutlich eher zur Philharmonie gehen, statt sich im knochenharten Musikgeschäft durchzuschlagen. Denn Musik verkauft sich inzwischen schlechter als schlecht. Auch die erste CD wird von den Bandmitgliedern selbst finanziert. Es ist ein Album in Eigenbau. Darum wurde der ursprüngliche Aufnahmetermine, irgendwann im Frühjahr, auf Ende September verschoben. Vor rund drei Wochen ging es dann schließlich ins Studio. Nun wird am Mastering sowie an der Gestaltung der CD gearbeitet. Diese könnten noch einige Monate beanspruchen. Was jetzt schon steht, ist die offizielle Webseite www.jazzybit.ro.
Auch das Album kann digital über den Online-Musikdienst Bandcamp.com erworben werden. Da hat sich Jazzybit zu einer anspruchsvollen Band gemausert, die es mit ihrer Musik ernst meint. Im Februar werden es auch zwei Jahre, seit der ereignisreichen Fahrt Richtung Großwardein, als „Wintertown“ durch den Kopf geisterte, während Pop, Moldoveanu und Szabó ins Ungewisse fuhren. Ungewisser kann nur die Zukunft sein, aber es heißt ja bekanntlich, die Reise ist das Ziel. Und diese scheint Jazzybit hervorragend zu meistern.