Eine interessante Auseinandersetzung des bildenden Künstlers mit dem Raum, dem Publikum und nicht zuletzt mit sich selbst: Das ist das in der aktuellen Kunstszene Temeswar nicht alltägliche Angebot, das die bekannte Temeswarer Künstlerin Suzana Fântănariu-Baia mit ihrer neuen Objektgrafik-Schau „Antropomorfie“/Anthropomorphie macht. Der Ausstellungsraum, die Kaffeestube D’Arc, am Temeswarer Domplatz Nr. 5, ist ein gemäß der modern art alternativer Ort, eine Kaffeestube mit altem Gemäuer, diffuser Beleuchtung, mit leiser Musikuntermalung. In zahlreichen ihrer Ausstellungen hat die Künstlerin, die sich vor allem Als Grafikerin und Bildhauerin ein internationales Renomee geschaffen hat, zu verschiedener Thematik gezeigt, dass sie eine verfechterin und Förderin der Ausrichtung der Public Art, der Kunst im öffentlichen Rau mist.
Laut mehreren Aussagen der Künstlerin betreffend die Schaffung eines erweiterten Stellenwerts für die Kunst durch Performance, Happening oder Installationen entspricht die neuere Kunst einem verstärkten Hangs der Sozialisation, einem Bedürfnis von Künstler und Kunst, immer mehr die Museen, Kunstgalerien zugunsten des öffentlichen Raums zu verlassen. Im Fall dieser Künstlerin sind es nicht die großen, monumentalen Formen auf Plätzen oder Parks, Fântănariu-Baia bevorzugt kleinformatige Kunstobjekte: Vor einigen Wochen zeigte sie in der Cărtureşti-Buchhandlung ihre Ausstellung “Die utopische Bibliothek” mit andersartigen Kunstobjekten, eine Schau des Buches als Objekt. Diesmal ergänzt die Künstlerin jeder ihrer Grafiken mit einem viel kleineren Kunstobjekt. So wird das Visuale des zweidimensionalen Kunstwerks erweitert, jedem Werk wird durch das jeweilige Kunstobjekt kontrapunktisch noch ein Schatten angehängt. Mit dem Anthropomorphismus (griech. Anthropos-mensch, morphe-Form) wird hiermit auch ein anziehendes künstlerisches Thema, hier das Zusprechen menschlicher Eigenschaften auf Formen, Objekte, veranschaulicht.
So entstehen mit der Gegenüberstellung von Grafik und Objekt interessante künstlerische Paare: So mit “Aqua” und dem Kunstobjekt “Die Verlobung” oder “Anthropomorphie I” und “Die Braut”. Mit derartigen Kombinationen werden auch die traditionellen Kunstgattungen fließend gemacht: In der künstlerischen Aura der Grafik “Anthropomorphie IV” spiegelt das Objekt “Der Löwe”, die Grafik “Der Tag” wird durch eine Metallplastik “Der Traum” ergänzt. Mittels dieser Objekte und Kleinplastiken – Fântănariu nutzt als Material eine reiche Palette von Metall, Holz, Papiermache und Kunststoffen, meist wiederverwertbare Stoffe- wird der Beschauer im Sinn der modernen Performance nolens-volens in den künstlerischen Prozess eingebunden. Das nicht zu seinem Schaden, denn sein Horizont wird dadurch mit ungeahnten neuen Aussichten und Einsichten bereichert.