Dass der Schulleiter selbst Hand anlegt, wenn es dabei geht, Möbel für die Schule auseinanderzubauen und zu verladen, ist keine Selbstverständlichkeit. Dass es sich dabei um eine Frau handelt, würden viele als bewundernswert betrachten. Die Leiterin der Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar/Timişoara, Helene Wolf, hat noch einmal ihr Engagement für die deutsche Bildungseinrichtung, die sie seit vielen Jahren leitet, bewiesen. Als es kurz vor Weihnachten 2015 nach Deutschland ging, um zwei Lkw mit Möbel für das frisch sanierte Gebäude an der Gheorghe-Lazăr-Straße Nr. 2 in Temeswar zu bringen, war Helene Wolf dabei – und scheute sich nicht davor, selbst anzupacken. Somit wurde Mobiliar von zwei Schulen aus Deutschland nach Temeswar befördert. Die Transportkosten wurden vom gemeinnützigen Verein der Freunde der Lenauschule übernommen, eine finanzielle Beihilfe kam vom Bayrischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales.
„An die Lenauschule wurden Schränke, Stühle, Tische, Tafeln sowie ein großer Einbau-Wandschrank für das Lehrerzimmer gebracht. Ebenso mehr eine Tonne Bücher, gespendet vom Lions-Club Wiesbaden, von Halrun Reinholz und Hajni und Harald Gion für die Schulbibliothek“, sagt Franz Quint, der Vorsitzende des Vereins der Freunde der Lenauschule. Für die Temeswarer deutsche Schule wurde die Sanierung des Altbaus der Realschule in Prien zum Glücksfall. Denn: Die Schule aus Deutschland zog in einen Neubau um und konnte die alte Ausstattung nicht mehr gebrauchen. Folglich beschloss die Schulleitung, der Partnerschule aus Rumänien unter die Arme zu greifen, denn schließlich waren die gebrauchten Möbelstücke in einem guten Zustand. Beim Verladen des Mobiliars waren auch mehrere Asylbewerber engagiert, berichtet Franz Quint. Die beiden Kreise Temesch und Rosenheim pflegen seit 2002 eine Partnerschaft.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Verein der Freunde der Lenauschule dafür einsetzt, die Temeswarer deutsche Schule auszustatten. Vor einem Jahr, als die Klassen 5-8 in die ehemaligen Räumlichkeiten des Nahverkehrsbetriebs RATT in der Intrarea Doinei umzogen, wurde ebenfalls – quasi über Nacht – ein Möbeltransport aus München organisiert, berichtet Franz Quint.
Das Gebäude der sogenannten „großen Lenau-Schule“ wurde saniert. (ADZ und BZ berichteten) Zwar sieht es von Außen noch schlecht aus, denn die Wände sind nicht verputzt, doch die Innenräume lassen sich schon blicken. Korridore und Klassenräume wurden saniert, neues Parkett wurde gelegt, die Labors wurden hergerichtet, der Sportsaal wurde generalüberholt und mit Umkleideräumen und Duschen versehen. Zehn Jahre dauerte es, bis die Sanierung umgesetzt werden konnte. Bereits am 1. Dezember 2015 hätten die Schüler in den sanierten Bau im Zentrum Temeswars umziehen müssen, allerdings war das zu dem Zeitpunkt nicht möglich. Pünktlich zum Schulbeginn nach den Ferien, am 4. Januar 2016, wurde der Betrieb an der Lenau-Schule wieder aufgenommen. Die Schüler zogen aus dem Gebäude der TU Politehnica am Republicii-Boulevard in ihr altes Schulgebäude um. Für die Sanierung der Fassade des Gebäudes an der Gheorghe-Lazăr-Straße muss nun ein neuer Finanzierer gefunden werden, denn die von der Kreditanstalt für Wiederaufbau bereitgestellten Gelder, die bis Ende 2015 nicht ausgegeben wurden, gingen verloren.
Die Lenau-Schule besuchen zur Zeit ungefähr 1500 Schülerinnen und Schüler, die Hälfte davon ist in der Grundschule. Etwa 360 Lyzeumsschüler der Klassen 9 - 12 sind nun in der „großen Schule“ untergebracht, allerdings wird in den kommenden Jahren auch dieses Gebäude zu klein werden für die vielen Gymnasialschüler, die ins Lyzeum kommen, sagte Helene Wolf. Ein neues Gebäude für die Klassen 0-8 soll an der Oituz-Straße errichtet werden, laut Plan sollen darin 48 Schulklassen untergebracht werden können. Konkrete Umsetzungspläne gibt es vorläufig noch nicht. Die Schulleitung hofft, für den neuen Bau EU-Mittel heranziehen zu können.