Wer wird schon um den Posten eines Kulturministers in Rumänien kämpfen? Haushaltsgeld steht ihm wenig zur Verfügung, er herrscht über einen der kleinsten Beamtenapparate unter den Ministerien – hat also kaum Spielraum, um „verdienten Parteigenossen“ ein warmes Nest auf Mandatlänge zu schaffen, ergo auch sich selber im Parteigefüge eine Stellungsfestigung – und wenn die anderen Minister ums Haushaltsgeld raufen, darf er zusehen.
Wen wundert`s, dass unser amtierender Kulturminister unter solchen Umständen die Kosten des alle zwei Jahre stattfindenden „Enescu“-Festivals mit „einem Autobahnkilometer“ (aber wohl nach Kostenvorstellungen der Amerikaner von Bechtel, die jetzt – endlich – geschaßt werden sollen!) vergleicht? Jenseits aller Majestätsbeleidigung durch diesen vulgärpekuniären Vergleich, widerspiegelt der mit Genauigkeit die Haltung der Regierenden.
Zwar sind auch die Gegenargumente der Kulturbeflissenen, die vom „größten und bedeutendsten Festival klassischer Musik Europas, ja der Welt“ sprechen, zumindest übertrieben (immerhin gibt es im kleinen Europa noch ein Salzburg und ein Bayreuth), aber sie sollen ja in erster Linie die regierenden Kulturbanausen wachrütteln. „Kein Geld“ als Argument für die Streichung der Prestigeveranstaltung zu Ehren des (in der Reihenfolge) Violonisten, Komponisten, Musiklehrers und Frauenfreunds George Enescu, die in Fachkreisen ein positives Mosaiksteinchen im international lädierten Rumänienbild einfügt, das darf nicht gelten!
Soll man sich dann noch wundern, wenn der Temeswarer Stadtrat in seinem Jahreshaushalt 2013 die (Mit-)Subventionierung des bedeutendsten internationalen Jazz-Treffens, des Jazz-Festivals von Wolfsberg/Gărâna, gestrichen hat? Oder muss man das als Spiegel des zentralisierten Kultur-Handelns sehen? Denn was für Bukarest das „Enescu“-Festival, das ist für Mitteleuropa binnen 17 Jahren – neben dem Festival zeitgenössischer Jugendmusik auf der Peterwardeiner Burg/Petrovarazdin oberhalb von Neusatz/Novi Sad – das Wolfsberger Jazz-Festival geworden: der internationale Juli-Treffpunkt der internationalen Crème-de-la-Crème der heutigen (weltweiten, vorrangig aber europäischen) Jazzszene.
Dass gerade die nach Steuern- und Gebühreneinkommen zweitstärkste Stadt Rumäniens unter einem Bürgermeister, der sich gern als Gitarrenspieler filmen lässt, in diesem Jahr einen Beitrag zu den geschätzten Gesamtkosten von 200.000 Euro des Wolfsberger Jazz-Festivals verweigert, das ist umso befremdlicher, wenn man an die verwirrenden Phantastereien denkt, welche diesem Bürgermeister so durch den Kopf spazieren, ohne das er sie für sich zu behalten vermag.
Hauptveranstalter Marius Giura hat die Weigerung aus Temeswar zwar nicht gleichmütig, aber auch nicht so erschüttert wahrgenommen, dass er sofort alles gestoppt hätte. „Dann suchen wir eben noch intensiver nach Unterstützern“, erklärte er.
Was man auch den Machern des „Enescu“-Festivals wünschen darf.