In Rumänien werden „Verschwörungstheorien“ weitaus inbrünstiger gepflegt als der Kult der Arbeit. Deshab beschäftigen sich auch die Intellektuellen dieses Volkes gern mit der „Entschlüsselung“ und „Enttarnung“ von Erklärungen und Gesten der sich Exponierenden.
Etwa dem „Plan“ von Ex-Premier C²lin Popescu-T²riceanu, des Senatspräsidenten von V.V.Pontas und der PSD Gnaden, der eine dritte Suspendierung von Präsident Traian B²sescu eingeleitet hat. Dass die Abstimmung darüber auf den Tag fallen würde, wo die Wahl des neuen Staatspräsidenten stattfände, spielt überhaupt keine Rolle. Die Frage ist: will CPT für kurze Zeit Interimspräsident sein und das auskosten, wozu ihm als Präsidentschaftskandidat keine Chancen zugerechnet werden? Will er ganz einfach und kriechdienerisch Ponta als Präsidentschaftskandidat unterstützen, indem er, einmal mehr, eine Polarisierung zwischen „Pro-“ und „Anti-B²sisten“ wiedererweckt, gleichzeitig aber den in der rumänischen öffentlichen Meinung als „zu weich“, „zu zögerlich“ und „zu gerade“ empfundenen Klaus Johannis wegdrängt? Glaubhaft ist auch – da den weiblichen Kandidaten eh keine Chancen eingeräumt werden - dass CPT durch diesen Schachzug sich selber in die zweite Wahlrunde katapultieren möchte, indem er Johannis zerbröselt.
Oder was verfolgt „B²sescus Blondine“ mit ihren Rundumschlägen und Spalthieben, zumal sie keinerlei Chancen hat, in die zweite Wahlrunde – weder gegen Ponta, noch gegen Johannis, noch gegen T²riceanu – vorzustoßen? Die Elena Udrea kann gar nichts anderes verfolgen, meinen die Kommentatoren zu Recht, als ihrem Mentor, dem scheidenden Präsidenten, eine je bessere Startsituation als Parteichef der jetzt von ihr geleiteten PMP zu verschaffen. Unterliegt nämlich Johannis Ponta, dann ist es wahrscheinlich (wennauch in Rumänien kaum üblich...), dass Johannis und Blaga zurücktreten, die ACL sich auflöst und die „verwaiste“ PDL „reumütig“ in Väterchen B²sescus Schoß zurückkehrt – wodurch dann die zweitstärkste Partei unter den Führung des unberechenbaren Traian B²sescu entsteht und die Finger nach den Steuerknüppeln der Nation ausstrecken würde.
Drittens: was will die Ungarnpartei UDMR mit ihrem plötzlichen Vorstoß in Richtung Autonomie der Szeklergebiete, in einem national wie international (Ukraine!) total ungünstigen Augenblick und auch noch als Mitglied der Regierungskoalition. Auch hier ist die Antwort ziemlich klar: sie will László Tökés und seiner Ungarischen Bürgerpartei das Wasser abgraben und Wackelstimmen national gesinnter Ungarn an sich binden.
Und Johannis? Um Chancen zu haben, muss er sich auf die drei größten Schwächen von Ponta einschießen: die jämmerliche Regierungsbilanz (Daten und Fakten, allgemeinverständlich!), die Korruption, die öffentliche Enttäuschung; die tapsige Außenpolitik, das Misstrauen der Vertragspartner in Nato und EU; die konsequente Untergrabung des Rechtsstaats durch seine PSD. Sonst bleibt Johannis „weich“, „zögerlich“ und vielleicht auch „zu gerade“ für Rumänien. Unwählbar.