Temeswar - Es gilt eher weiterhin als eine Ausnahme in Temeswar, dass die Stadtväter einem lokalen Journalisten die hohe Ehre erweisen, einer Stadtstraße seinen Namen zu geben: Dies geschah kürzlich durch einen Beschluss des Temeswarer Stadtrats in Gedenken an den in der Begastadt angesehenen und 2010 im Alter von 34 Jahren verstorbenen Publizisten und Reporter Mile Cărpenişan. Der Journalist war nach der Wende lange Jahre als Banater Sonderkorrespondent der TV-Sender Antena 1 und 3, dann als Freelancer tätig. Einen internationalen Namen machte sich Cărpenişan jedoch als Kriegsberichterstatter aus den Kriegszonen, dem Irak, Jugoslawien und im Fernen Osten sowie als Initiator humanitärer Aktionen. Posthum erhielt er hohe Auszeichnungen vom rumänischen Präsidenten und wurde Temeswarer Ehrenbürger.
2012 erhielt bekanntlich, gleichfalls nach seinem Tode, der Temeswarer Journalist Iosif Costinaş , 2002 unter misteriösen und bis heute noch nicht restlos aufgeklärten Umständen verschwunden – sein Skelett wurde erst 2003 in einem Wald nahe von Bruckenau entdeckt- , einen Straßennamen in seiner Heimatstadt.
Dabei handelte es sich um eine bis zu jenem Zeitpunkt namenlose Straße im Randviertel Plopi. Costinaş, Journalist, Schriftsteller und Regisseur von Dokumentarfilmen, hat sich während den Ereignissen der Dezemberrevolution 1989 in Temeswar als einer derer Hauptakteure einen Namen gemacht. Bis zu seinem Tod war er als Mitglied der Gesellschaft Timi{oara einer der Organisatoren der zahlreichen lokalen Proteskundgebungen unter dem anklagenden Motto „Wer hat auf uns geschossen?“ sowie trotz Morddrohungen um Aufklärung und Wahrheit der Temeswarer Volkserhebung und der damit verbundenen Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung bemüht.
Bekanntlich wurde in Temeswar auch einem Temeswarer deutschen Journalisten (eine doppelte Ausnahme bisher) diese Ehre zuteil: 2009 erhielt auf Vorschlag des Rumänischen Schriftstellerverbandes, Filiale Temeswar, eine neue Straße im Temeswarer Stadtzentrum, zwischen der Brediceanu- und Gheorghe-Lazăr-Straße, in der Nähe des AMG-Hauses, den Namen „Nikolaus Berwanger“. Berwanger, geboren 1935 in Freidorf, gestorben 1989 in Ludwigsburg, hat sich bleibende Verdienste als Förderer der Banater Kultur und Literatur, nicht nur der deutschen, erworben. In der Zeitspanne 1969-1984 war er Chefredakteur der NBZ und auch Vorsitzender des deutschen AMG-Literaturkreises.
In den zwei Jahrzehnten nach der Wende erfolgte eine konstante Änderung der alten Straßennamen in Temeswar auf Initiative verschiedener Initiativgruppen und Parteifraktionen im Stadtrat, da ein Großteil noch dem Kommunismus oder dem ehemaligen Großen Bruder aus dem Osten huldigten. Zahlreiche Straßen wurden zudem nach Märtyrern und Revolutionären der Dezemberrevolution 1989 umbenannt. Im Vorjahr gab es im Stadtrat auch den Vorschlag je einer Temeswarer Straße den Namen Herta Müller und Mario Vargas Llosa, den Literaturnobelpreisträgern 2009 bzw. 2010, zu verleihen. Die Temescher Präfektur bzw. die zuständige Kommission stemmte sich jedoch dagegen, was die zahlreichen Befürworter der Initiative aber nicht recht überzeugen konnte. Die offizielle Begründung: Es würde sich leider um lebende Persönlichkeiten handeln.